Portrait von Ellen White
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Kapitel 22: Mose
Kapitel 22: Mose
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Auf Grundlage von 1.Mose 1-4. DPa.185 Teilen

Um sich während der Hungersnot ernähren zu können, hatten die Ägypter ihr Vieh und ihre Felder der Krone verkauft. Schließlich verpflichteten sie sich zu dauernder Leibeigenschaft. Aber Joseph hatte Vorsorge für ihre Freilassung getroffen. Er gestattete ihnen, Pächter des Königs zu werden, die ihr Land von ihm zurückbekamen und dafür ein Fünftel ihrer Erzeugnisse als Jahresgabe bezahlten. DPa.185.1 Teilen

Jakobs Kinder wurden dagegen nicht gezwungen, solche Bedingungen einzugehen. Mit Rücksicht auf die Dienste, die Joseph dem ägyptischen Volk geleistet hatte, überließ man ihnen nicht nur einen Teil des Landes als Heimat, sie waren auch frei von Steuern und wurden während der Zeit der Hungersnot reichlich mit Nahrung versorgt. Der König erkannte öffentlich an, dass Ägypten durch das gnädige Eingreifen des Gottes Josephs Überfluss hatte, während andere Völker durch Hunger zugrunde gingen. Er sah auch, dass das Land unter Josephs Führung sehr reich geworden war, und aus Dankbarkeit erwies er der Familie Jakobs sein königliches Wohlwollen. DPa.185.2 Teilen

Aber die Zeit verging, und der mächtige Mann, dem Ägypten so viel verdankte, und seine Zeitgenossen, die den Segen seines Wirkens erlebt hatten, verstarben. Und dann „kam ein neuer König auf in Ägypten, der wusste nichts von Joseph“. 2.Mose 1,8. Nicht, dass er Josephs Verdienste um das Land nicht gekannt hätte, er wollte sie jedoch nicht anerkennen und sie soweit wie möglich in Vergessenheit geraten lassen. So sprach er zu seinem Volk: „Siehe, das Volk Israel ist mehr und stärker als wir. Wohlan, wir wollen sie mit List niederhalten, dass sie nicht noch mehr werden. Denn wenn ein Krieg ausbräche, könnten sie sich auch zu unsern Feinden schlagen und gegen uns kämpfen und aus dem Lande ausziehen.“ 2.Mose 1,9.10. DPa.185.3 Teilen

Die Israeliten waren inzwischen sehr zahlreich geworden. Sie „wuchsen ... und zeugten Kinder und mehrten sich und wurden überaus stark, sodass von ihnen das Land voll wurde“. 2.Mose 1,7. Unter Josephs fördernder Obhut und dem Wohlwollen des damaligen Königs hatten sie sich rasch über das Land ausgebreitet. Aber sie hatten sich als ein besonderes Volk erhalten, das in Sitten und Religion nichts mit den Ägyptern gemein hatte. Ihre wachsende Zahl erregte nun beim König und seinem Volk die Furcht, sie könnten sich im Falle eines Krieges mit den Feinden Ägyptens verbinden. Aber die Staatsklugheit verbot ihre Austreibung aus dem Lande, denn viele Israeliten waren geschickte, sachverständige Handwerker, die sehr viel zum Reichtum des Volkes beitrugen. Solche Leute brauchte der König zum Bau seiner prachtvollen Tempel und Paläste. Also setzte man sie mit den Ägyptern gleich, die sich samt ihrem Besitz dem König verkauft hatten. Bald setzte man Fronvögte über sie, und damit war ihre Knechtschaft vollständig. „Da zwangen die Ägypter die Kinder Israel unbarmherzig zum Dienst und machten ihnen ihr Leben sauer mit schwerer Arbeit in Ton und Ziegeln und mit mancherlei Frondienst auf dem Feld, mit all ihrer Arbeit, die sie ihnen auferlegten ohne Erbarmen.“ 2.Mose 1,13.14. — „Aber je mehr sie das Volk bedrückten, desto stärker mehrte es sich und breitete sich aus.“ 2.Mose 1,12. DPa.185.4 Teilen

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Der König und seine Ratgeber hatten gehofft, die Israeliten durch schwere Arbeit zu unterjochen, auf diese Weise ihre Anzahl zu vermindern und das Bewusstsein ihrer Unabhängigkeit auszurotten. Als sie aber ihre Absicht damit nicht erreichten, griffen sie zu härteren Maßnahmen. Sie wandten sich mit dem Befehl an jene Frauen, die von ihrer Tätigkeit her am besten zur Ausführung geeignet schienen, die Knaben der Hebräer bei der Geburt zu töten, die Hebammen. Satan selbst war der Urheber dieses Planes. Er wusste, dass unter den Israeliten ein Befreier aufstehen sollte. Indem er den König dazu veranlasste, ihre Kinder zu töten, hoffte er Gottes Absichten zu durchkreuzen. Aber die Hebammen waren gottesfürchtig; sie wagten es nicht, den grausamen Befehl auszuführen. Und der Herr fand ihr Verhalten gut und segnete sie deshalb. Als sein Plan fehlschlug, wurde der König zornig und veranlasste einen dringenderen, umfassenderen Befehl. Das ganze Volk wurde aufgerufen, die hilflosen Opfer aufzuspüren und umzubringen. „Da gebot der Pharao seinem ganzen Volk und sprach: Alle Söhne, die geboren werden, werft in den Nil, aber alle Töchter lasst leben.“ 2.Mose 1,22. DPa.186.1 Teilen

Während dieser Erlass noch in Kraft war, wurde Amram und Jochebed, frommen Israeliten aus dem Stamm Levi, ein Sohn geboren. Der Knabe war „ein schönes Kind“, und die Eltern waren fest entschlossen, ihn nicht zu opfern. Sie glaubten, dass die Befreiung Israels nahe war und Gott einen Erlöser für sein Volk erwecken werde. Der Glaube an Gott gab ihnen Kraft, und sie „fürchteten sich nicht vor des Königs Gebot“. Hebräer 11,23. DPa.186.2 Teilen

Drei Monate schaffte es die Mutter, das Kind zu verbergen. Dann war ihr klar, dass sie es nicht länger sicher verwahren konnte. Sie flocht ein Kästchen aus Binsen und machte es mit Schlamm und Pech wasserdicht. Dahinein legte sie den Säugling und setzte das Kästchen in das Schilf am Flussrand. Sie wagte nicht, selbst zur Bewachung dort zu bleiben, um nicht des Kindes und ihr eigenes Leben zu gefährden. Aber seine Schwester Mirjam hielt sich scheinbar gleichgültig in der Nähe auf und beobachtete ängstlich, was mit dem kleinen Bruder geschehen würde. Auch andere Wächter waren noch da. Im ernsten Gebet hatte die Mutter ihr Kind der Obhut Gottes anvertraut. Nun schwebten Engel unsichtbar über seiner bescheidenen Ruhestatt. Sie führten Pharaos Tochter gerade dorthin. Das Körbchen erregte ihre Neugier, und als sie das hübsche Kind darin sah, war ihr die Sache auf den ersten Blick klar. Die Tränen des Kindes weckten ihr Mitleid. Voller Mitgefühl dachte sie an die unbekannte Mutter, die ihre Zuflucht zu diesem Mittel genommen hatte, um das kostbare Leben ihres Kindes zu bewahren. So entschloss sie sich, es zu retten und zu adoptieren. DPa.186.3 Teilen

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Mirjam hatte heimlich jede Bewegung beobachtet. Als sie bemerkte, dass man das Kind freundlich ansah, wagte sie sich näher, und schließlich fragte sie: „Soll ich eine Hebräerin holen, die das Kind für dich stillt?“ 2.Mose 2,7 (NL). Das erlaubte man ihr. Die Schwester lief mit der freudigen Nachricht zur Mutter und kam sogleich mit ihr zur Tochter Pharaos zurück. „Nimm dieses Kind mit nach Hause und stille es für mich ... ich werde dich für deine Hilfe bezahlen“ (2.Mose 2,9, NL), sagte die Prinzessin. DPa.187.1 Teilen

Gott hatte die Gebete der Mutter erhört und ihren Glauben belohnt. Mit tiefer Dankbarkeit übernahm sie ihre jetzt sichere, beglückende Aufgabe. Gewissenhaft nutzte sie die Gelegenheit, ihr Kind für Gott zu erziehen. Sie war überzeugt, dass es für eine große Aufgabe bewahrt worden sei, und wusste, dass sie es bald seiner königlichen Pflegemutter überlassen musste. Dann würde es von Einflüssen umgeben sein, die es von Gott wegführen konnten. Das alles ließ sie in seiner Unterweisung noch fleißiger und sorgfältiger als bei ihren anderen Kindern sein. Sie bemühte sich, des Kindes Sinn mit Gottesfurcht und Liebe zur Wahrheit und Gerechtigkeit zu erfüllen, und betete ernstlich darum, dass es vor jedem verderblichen Einfluss bewahrt bliebe. Sie zeigte ihm Torheit und Sünde des Götzendienstes und lehrte es früh, sich im Gebet vor dem lebendigen Gott zu beugen, der allein hören und in jeder Not helfen konnte. DPa.187.2 Teilen

Sie behielt den Jungen, so lange sie konnte. Aber als er etwa 12 Jahre alt war, musste sie ihn abgeben. Aus seinem einfachen Heim kam er nun in den Königspalast zur Tochter Pharaos, „die ihn als ihren Sohn annahm“. 2.Mose 2,10 (NL). Doch gingen ihm nicht einmal hier die in der Kindheit empfangenen Eindrücke verloren. Die Belehrungen seiner Mutter hat er nie vergessen. Sie bewahrten ihn vor Stolz, Unglauben und Laster, die unter dem Glanz des Hofes üppig gediehen. DPa.187.3 Teilen

Wie weitreichend in seinen Folgen war doch der Einfluss dieser einen Hebräerin, einer Verbannten und Sklavin! Moses künftiges Leben, sein großer Auftrag, den er als Führer Israels erfüllte, bezeugen den Wert einer gottesfürchtigen Mutter. Es gibt nichts, das ihm zu vergleichen wäre. Eine Mutter hält weitgehend das Schicksal ihrer Kinder in den Händen. Sie kümmert sich um die geistige und charakterliche Entwicklung und wirkt damit nicht nur für diese Zeit, sondern für die Ewigkeit. Sie legt eine Saat, die aufgehen und Frucht tragen wird zum Guten oder Bösen. Sie muss nicht etwa eine schöne Gestalt auf Leinwand malen oder in Marmor meißeln, sondern vielmehr einer menschlichen Seele das Abbild des Göttlichen tief einprägen. Hauptsächlich in der Kindheit trägt sie die Verantwortung für deren Charakterbildung, denn die Eindrücke, die sie in den Zeiten geistiger Entwicklung empfangen, bleiben fürs ganze Leben. Die Eltern sollten mit der Unterweisung und Erziehung ihrer Kinder schon beginnen, wenn sie noch klein sind, mit dem Ziel, dass sie gute Christen werden. Unter unserer Obhut sollen sie nicht Erben eines irdischen Reiches werden, sondern einmal als Könige mit Gott herrschen in alle Ewigkeit. DPa.187.4 Teilen

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Wenn sich doch jede Mutter bewusst wäre, wie unschätzbar wertvoll ihre Lebenszeit ist! Ihr Wirken wird einmal am Tag der Rechenschaft überprüft werden. Dann wird sich herausstellen, wie viel Versagen und Schuld bei Männern und Frauen durch die Unwissenheit und Nachlässigkeit derer entstand, deren Pflicht es gewesen wäre, sie in jungen Jahren auf den rechten Weg zu lenken. Dann wird man erkennen, dass viele, die der Welt durch ihre glänzende Begabung, Wahrhaftigkeit und Gottesfurcht zum Segen wurden, ihre grundsatztreue Haltung — die Hauptursache ihrer Ausstrahlung und ihres Erfolges — dem Einfluss einer betenden, gläubigen Mutter verdankten. DPa.188.1 Teilen

Am Hof des Pharao erhielt Mose die beste juristische und militärische Ausbildung. Der Herrscher hatte seinen Adoptivenkel zum Thronfolger bestimmt, und für diese hohe Stellung wurde der junge Mann erzogen. „Mose wurde in allem Wissen der Ägypter unterrichtet und wuchs zu einem wortgewandten, tatkräftigen Mann heran.“ Apostelgeschichte 7,22 (NL). Durch seine Gabe als Heerführer wurde er zum Vorbild für die ägyptische Armee, und man achtete ihn allgemein als eine bemerkenswerte Persönlichkeit. Damit war Satans Absicht vereitelt geworden. Gott ließ gerade durch die Verordnung, die die hebräischen Kinder zum Tod verurteilte, den künftigen Führer seines Volkes heranbilden und erziehen. DPa.188.2 Teilen

Engel unterrichteten die Ältesten Israels, dass die Zeit der Befreiung nahe wäre und Mose der Mann sei, den Gott zur Durchführung dieser Aufgabe nutzen wollte. Engel unterwiesen auch Mose, dass Jahwe ihn dazu ausersehen habe, die Knechtschaft seines Volkes zu beenden. In der Annahme, dass sie ihre Freiheit mit Waffengewalt erlangen würden, rechnete er damit, die Scharen Israels gegen die Heere Ägyptens zu führen. Im Hinblick darauf hütete er sich vor Gefühlsäußerungen, weil er bei seiner Anhänglichkeit an die Pflegemutter oder an den Pharao gehemmt gewesen wäre, Gottes Willen zu tun. DPa.188.3 Teilen

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Nach den ägyptischen Gesetzen mussten alle Inhaber des Pharaonenthrones Mitglieder der Priesterkaste werden. Und als möglicher Erbe musste auch Mose in die Geheimnisse der Staatsreligion eingeführt werden. Diese Aufgabe war den Priestern übertragen. Obwohl er ein eifrig und unermüdlich Lernender war, ließ er sich nicht dazu bewegen, an der Anbetung der Götter teilzunehmen. Obwohl man ihm den Verlust der Krone androhte und ihn warnte, dass die Prinzessin ihn verstoßen würde, wenn er bei dem Glauben der Hebräer beharrte, blieb er unerschütterlich bei seinem Entschluss, nur den einen Gott, den Schöpfer Himmels und der Erden, zu ehren. Er versuchte Priester wie Anbeter zu überzeugen und zeigte ihnen die Torheit abergläubischer Verehrung toter Dinge. Niemand konnte seine Beweisgründe widerlegen oder gar seinen Sinn ändern. Man duldete zu dieser Zeit solche Festigkeit noch mit Rücksicht auf die hohe Stellung und die Gunst, die er bei König und Volk genoss. DPa.189.1 Teilen

„Durch den Glauben wollte Mose, als er groß geworden war, nicht mehr als Sohn der Tochter des Pharao gelten, sondern wollte viel lieber mit dem Volk Gottes zusammen misshandelt werden, als eine Zeit lang den Genuss der Sünde zu haben, und hielt die Schmach Christi für größeren Reichtum als die Schätze Ägyptens; denn er sah auf die Belohnung.“ Hebräer 11,24-26. Mose war durchaus fähig, eine herausragende Position unter den Großen der Erde einzunehmen, am Hof des berühmtesten Königreichs zu glänzen und es mit Macht erfüllt zu regieren. Durch seine geistige Bedeutung zeichnete er sich vor den großen Männern aller Zeiten aus. Als Geschichtsschreiber, Dichter, Weltweiser, Heerführer und Gesetzgeber war er nicht vergleichbar. Doch obwohl sich ihm die allergrößten Möglichkeiten boten, hatte er die sittliche Kraft, die verlockenden Aussichten auf Reichtum, Macht und Ruhm abzulehnen, „sondern wollte viel lieber mit dem Volk Gottes zusammen misshandelt werden, als eine Zeit lang den Genuss der Sünde haben“. Hebräer 11,24-26. DPa.189.2 Teilen

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Mose war über die endgültige Belohnung der demütigen, gehorsamen Diener Gottes belehrt worden, und im Vergleich dazu versank irdischer Gewinn in die ihm zukommende Bedeutungslosigkeit. Pharaos prächtigen Palast und den Königsthron stellte man ihm schon als lockenden Anreiz vor, aber Mose wusste auch, dass an den stolzen Höfen sündhafte Vergnügungen gelebt wurden, die den Menschen Gott vergessen ließen. Er schaute über Palast und Königskrone hinaus auf die hohen Ehren, die den Heiligen des Höchsten in einem Königreich ohne Sünde verliehen werden. Im Glauben sah er eine unvergängliche Krone, die der König des Himmels den Überwindern aufs Haupt setzen wird. Und dieser Glaube bewog ihn, sich von den irdischen Herrschern abzuwenden und sich dem anspruchslosen, armen und verachteten Volk anzuschließen, das lieber Gott gehorchen als der Sünde dienen wollte. DPa.190.1 Teilen

Mose blieb bis zum 40. Lebensjahr am Königshof. In Gedanken beschäftigte er sich oft mit der Erniedrigung seines Volkes. Er besuchte die geknechteten Brüder und ermunterte sie mit der Zusicherung, dass Gott für ihre Befreiung sorgen werde. Oft überkam ihn Groll, wenn er Härte und Ungerechtigkeit mit ansehen musste. Dann wollte er am liebsten das ihnen zugefügte Übel rächen. Als er eines Tages wieder einmal draußen war, bemerkte er, wie ein Ägypter einen Israeliten schlug. Da sprang er hin und ermordete den Ägypter. Außer dem Israeliten gab es keinen Zeugen für die Tat, und Mose vergrub den Leichnam schnell im Sand. Jetzt hatte er bewiesen, dass er bereit war, die Sache seines Volkes zu vertreten, und er hoffte, sie würden sich nun erheben, um die Freiheit wiederzuerlangen. „Er meinte aber, seine Brüder sollten’s verstehen, dass Gott durch seine Hand ihnen Rettung bringe; aber sie verstanden’s nicht.“ Apostelgeschichte 7,25. Sie waren noch nicht darauf vorbereitet, ihre Freiheit wiederzuerlangen. Am folgenden Tag sah Mose, wie sich zwei Hebräer stritten, und einer von ihnen war zweifellos im Unrecht. So tadelte er den Schuldigen. Der aber bestritt ihm sofort das Recht, sich einzumischen. In niedriger Weise klagte er ihn des Verbrechens an: „Wer hat dich zum Aufseher oder Richter über uns gesetzt?“ fragte er. „Willst du mich auch umbringen, wie du den Ägypter umgebracht hast?“ 2.Mose 2,14. DPa.190.2 Teilen

Die ganze Angelegenheit wurde in Ägypten schnell bekannt und kam, maßlos übertrieben, bald auch Pharao zu Ohren. Man stellte dem König das Vorgefallene als sehr schwerwiegend dar. Mose habe die Absicht, sein Volk gegen die Ägypter zu führen, die Regierung zu stürzen und sich selbst auf den Thron zu setzen. Solange er lebe, könne es darum für das Königreich keine Sicherheit geben. Sofort beschloss der Herrscher, dass Mose sterben müsse. Dieser bekam aber Kenntnis von der Gefahr; er entkam und floh nach Arabien. DPa.190.3 Teilen

Der Herr aber zeigte ihm den Weg, so dass er eine Heimat bei Jethro fand, dem Priester und Fürsten Midians, der auch ein Anbeter Gottes war. Später heiratete Mose eine Tochter Jethros und blieb 40 Jahre im Dienst seines Schwiegervaters als Hüter seiner Herden. DPa.190.4 Teilen

Als Mose den Ägypter erschlug, verfiel er in denselben Fehler, den die Väter so oft begangen hatten, wenn sie das, was Gott zu tun verheißen hatte, in die eigene Hand nahmen. Es war nicht der Wille Gottes, sein Volk durch Krieg zu befreien, wie Mose dachte. Statt dessen wollte er es durch seine große Macht tun, damit die Ehre allein ihm zugeschrieben würde. Doch benutzte er selbst diese unbesonnene Tat, um seine Absichten durchzuführen. Mose war für das große Werk noch nicht vorbereitet. Er musste erst dieselben Glaubenserfahrungen machen wie Abraham und Jakob, nämlich, sich nicht auf menschliche Kraft oder Weisheit zu verlassen, sondern auf Gottes Macht zur Erfüllung seiner Verheißungen. Mose sollte aber in der Einsamkeit der Bergwelt noch mehr lernen. In der Schule der Selbstverleugnung und Mühsal sollte er Geduld erwerben, um seine heftigen Gemütsbewegungen zu mäßigen. Ehe er weise regieren konnte, musste er selbst gehorchen gelernt haben. Nur in völliger Übereinstimmung mit Gott konnte er Israel die Erkenntnis des göttlichen Willens vermitteln. Durch eigene Erfahrungen sollte er darauf vorbereitet werden, allen Hilfsbedürftigen gegenüber väterliche Fürsorge zu üben. DPa.190.5 Teilen

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Menschlich gesehen wäre so eine lange Zeit schwerer Arbeit in der Verborgenheit nicht nötig gewesen, ja man könnte sie für Zeitverlust halten. Aber Gottes unendliche Weisheit rief Mose, den künftigen Führer seines Volkes, für 40 Jahre in den bescheidenen Dienst eines Hirten. Die Gewöhnung an selbstlose, fürsorgliche Betreuung der Herde, die auf diese Weise bei Mose zur Entfaltung kam, bereitete ihn zum mitfühlenden, langmütigen Hirten Israels zu. Das war eine Erfahrung, die keine noch so vorteilhafte menschliche Ausbildung oder Erziehung hätte ersetzen können. DPa.191.1 Teilen

Mose hatte vieles gelernt, das er jetzt wieder verlernen musste. Alles, was ihn in Ägypten umgeben und beeinflusst hatte — die Liebe der Pflegemutter und seine hohe Stellung als Enkel des Königs, die allseits geübte Verschwendung, die Raffinesse und geheimnisvolle Tiefe einer falschen Religion und der Prunk heidnischen Götzendienstes wie auch die großartigen Bauwerke und die Bildhauerkunst —, dies alles hatte seinen entwicklungsfähigen Geist beeindruckt und Charakter sowie Gewohnheiten bis zu einem gewissen Grad geformt. Diese Eindrücke konnten nur die Zeit, ein Wechsel der Umgebung und der Umgang mit Gott beseitigen. Dem Irrtum zu entsagen und das Wahre anzunehmen, bedeutete für Mose einen solchen Kampf, als ginge es um das Leben. Aber Gott würde ihm helfen, wenn der Widerstreit in ihm seine Kräfte übersteigen sollten. DPa.191.2 Teilen

Bei allen, die dazu auserwählt sind, eine Aufgabe für Gott zu tun, muss auch die menschliche Natur in Betracht gezogen werden. Das waren keine Menschen mit fertigen Charakteren und festgefügten Gewohnheiten, die in ihrem derzeitigen Zustand verharrten. Vielmehr baten sie Gott ernstlich um Verstand und wollten lernen, für ihn zu arbeiten. Der Apostel sagt: „Wenn es aber jemandem unter euch an Weisheit mangelt, so bitte er Gott, der jedermann gern gibt und niemanden schilt, so wird ihm gegeben werden.“ Jakobus 1,5. Aber Gott wird nicht dem Menschen Licht von oben schenken, der in der Finsternis bleiben will. Wer Hilfe von Gott erwartet, muss sich der eigenen Schwäche und Unzulänglichkeit bewusst werden. Er muss seinen Verstand sprechen lassen bei der Veränderung, die in ihm vorgehen soll, und sich aufrütteln lassen zu ernsthaften, ausdauernden Anstrengungen und zum Gebet. Schlechte Neigungen und Gewohnheiten sollte man ablegen. Den Sieg kann nur erringen, wer sich zielbewusst darum bemüht, seine Fehler zu überwinden, und sich nach guten Grundsätzen richtet. Viele erreichen nie die Position, die sie einnehmen könnten, weil sie erwarten, dass Gott für sie das tut, wozu er sie selbst durchaus befähigt hat. Alle, die zum Dienst bereit sind, müssen sich in strengster geistiger und sittlicher Zucht bilden lassen. Gott wird ihnen dabei helfen und seine Kraft zu ihrem Bemühen schenken. DPa.191.3 Teilen

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Umgeben von gewaltigen Bergen, war Mose allein mit Gott. Ägyptens prachtvolle Tempel mit deren Abgötterei und den Unwahrheiten konnten ihn nicht mehr beeindrucken. In der feierlichen Erhabenheit der ewigen Berge erblickte er die Majestät des Höchsten. Im Gegensatz dazu stellte er sich die Ohnmacht und Bedeutungslosigkeit der Götter Ägyptens vor. Überall stand der Name des Schöpfers geschrieben. Mose schien es, als stünde er in seiner Gegenwart und würde von seiner Macht überschattet. Hier wurden Hochmut und Selbstzufriedenheit hinweggefegt. In der harten Einfachheit seines Wüstenlebens verschwanden die Folgen des bequemen Wohllebens in Ägypten. Mose wurde geduldig, anspruchslos und bescheiden, „ein sehr demütiger Mensch, mehr als alle Menschen auf Erden“ (4.Mose 12,3) aber dennoch stark im Glauben an den mächtigen Gott Jakobs. DPa.192.1 Teilen

Als die Jahre so vergingen und er mit den Herden in einsamen Gegenden wanderte, grübelte er oft über die Bedrückung seines Volkes nach. Er dachte über Gottes Tun mit den Vätern nach und über die Verheißungen, die das Erbe des erwählten Volkes darstellten. So stiegen seine Gebete für Israel Tag und Nacht zu Gott empor. Dann brachten himmlische Engel ihm Erleuchtung. Hier schrieb er unter der Eingebung des Heiligen Geistes das 1. Buch Mose. Die jahrelange Einsamkeit in der Wüste war reich gesegnet, nicht nur für Mose und sein Volk, sondern für die ganze Welt in späteren Zeiten. DPa.192.2 Teilen

„Lange Zeit aber danach starb der König von Ägypten. Und die Kinder Israel seufzten über ihre Knechtschaft und schrien, und ihr Schreien über ihre Knechtschaft kam vor Gott. Und Gott erhörte ihr Wehklagen und gedachte seines Bundes mit Abraham, Isaak und Jakob. Und Gott sah auf die Kinder Israel und nahm sich ihrer an.“ 2.Mose 2,23-25. Die Zeit für Israels Befreiung war gekommen. Aber Gottes Absicht sollte auf eine Art und Weise verwirklicht werden, bei der aller menschliche Stolz zuschanden wurde. Der Befreier sollte als demütiger Hirte vorangehen, nur mit einem Stab in der Hand. Aber diesen Stab wollte Gott zum Sinnbild seiner Stärke machen. Als Mose eines Tages die Herden am Horeb, den „Berg Gottes“ (2.Mose 3,1), weidete, sah er einen Busch in Flammen stehen. Zweige, Blätter und Stamm brannten und schienen doch nicht verzehrt zu werden. Er ging hin, um diese wunderbare Erscheinung anzusehen. Da hörte er eine Stimme aus dem Feuer, die ihn mit Namen rief. Mit bebenden Lippen antwortete er: „Hier bin ich.“ 2.Mose 3,4. Er wurde gewarnt, nicht unehrerbietig näher zu kommen: „Tritt nicht herzu, zieh deine Schuhe von deinen Füßen; denn der Ort, darauf du stehst, ist heiliges Land! ... Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs.“ 2.Mose 3,5.6. Es war er, der sich als der Engel des Bundes den Vätern in vergangenen Zeiten offenbart hatte. Daraufhin verhüllte Mose sein Angesicht; denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen. DPa.192.3 Teilen

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Demut und Ehrfurcht sollte die Haltung derer kennzeichnen, die in die Gegenwart Gottes kommen. Im Namen Jesu dürfen wir voller Vertrauen vor ihn treten, aber niemand darf sich ihm mit dreister Überheblichkeit nahen, als stünden wir mit ihm auf gleicher Stufe. Es gibt Menschen, die den allmächtigen, heiligen Gott, der in einem unzugänglichen Licht wohnt, in einer Art anreden, als sprächen sie mit ihresgleichen oder gar mit einem Untergeordneten. Manche verhalten sich in seinem Haus so, wie sie das im Empfangszimmer eines irdischen Herrschers nie wagen würden. Solche Leute sollten daran denken, dass sie im Blickfeld dessen sind, den Seraphim anbeten und vor dem Engel ihr Antlitz verhüllen. Gott gebührt alle Ehre. Wer seine Gegenwart wirklich verspürt, wird sich in Demut vor ihm beugen und wie Jakob nach seinem göttlichen Traum ausrufen: „Wie heilig ist diese Stätte! Hier ist nichts anderes als Gottes Haus, und hier ist die Pforte des Himmels!“ 1.Mose 28,17. DPa.193.1 Teilen

Als Mose in ehrfürchtiger Scheu wartete, sprach Gott weiter: „Ich habe das Elend meines Volkes in Ägypten gesehen und ihr Geschrei über ihre Bedränger gehört; ich habe ihre Leiden erkannt. Und ich bin herniedergefahren, dass ich sie errette aus der Ägypter Hand und sie herausführe aus diesem Lande in ein gutes und weites Land, in ein Land, darin Milch und Honig fließt ... So geh nun hin, ich will dich zum Pharao senden, damit du mein Volk, die Kinder Israel, aus Ägypten führst.“ 2.Mose 3,7.8.10. DPa.193.2 Teilen

Bestürzt und erschrocken über diesen Befehl, wich Mose zurück und sagte: „Wer bin ich, dass ich zum Pharao gehe und führe die Kinder Israel aus Ägypten?“ Die Antwort hieß: „Ich will mit dir sein. Und das soll dir das Zeichen sein, dass ich dich gesandt habe: Wenn du mein Volk aus Ägypten geführt hast, werdet ihr Gott opfern auf diesem Berge.“ 2.Mose 3,11.12. DPa.193.3 Teilen

Mose dachte an die Schwierigkeiten, die zu überwinden waren, an die Unwissenheit und den Unglauben seines Volkes, von dem viele fast nichts mehr von Gott wussten: „Siehe“, sagte er, „wenn ich zu den Kindern Israel komme und spreche zu ihnen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt! und sie mir sagen werden: Wie ist sein Name?, was soll ich ihnen sagen?“ Die Antwort lautete: „Ich werde sein, der ich sein werde ... So sollst du zu den Kindern Israel sagen: ‚Ich werde sein‘‘, der hat mich zu euch gesandt.“ 2.Mose 3,13.14. DPa.193.4 Teilen

Gott beauftragte Mose, zuerst die Ältesten in Israel zu versammeln, und zwar die vornehmsten und rechtschaffensten unter ihnen, die ihrer Knechtschaft wegen lange Leid getragen hatten. Ihnen sollte er eine Botschaft von Gott ausrichten mit der Verheißung der Befreiung und dann mit den Ältesten zum König gehen und zu ihm sagen: „Der HERR, der Gott der Hebräer, ist uns erschienen. So lass uns nun gehen drei Tagereisen weit in die Wüste, dass wir opfern dem HERRN, unserm Gott.“ 2.Mose 3,18. DPa.193.5 Teilen

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Mose wurde allerdings darauf vorbereitet, dass der Pharao der Aufforderung, Israel ziehen zu lassen, Widerstand leisten werde. Dennoch sollte der Knecht Gottes den Mut nicht verlieren, denn der Herr würde bei dieser Gelegenheit den Ägyptern wie auch seinem Volk seine Macht offenbaren. „Daher werde ich meine Hand ausstrecken und Ägypten schlagen mit all den Wundern, die ich darin tun werde. Danach wird er euch ziehen lassen.“ 2.Mose 3,20. DPa.194.1 Teilen

Er erhielt auch Anweisung über die nötigen Vorbereitungen, die für die Reise zu treffen waren. Der Herr sagte: „Auch will ich diesem Volk Gunst verschaffen bei den Ägyptern, dass, wenn ihr auszieht, ihr nicht leer auszieht, sondern jede Frau soll sich von ihrer Nachbarin und Hausgenossin silbernes und goldenes Geschmeide und Kleider geben lassen.“ 2.Mose 3,21.22. Die Ägypter hatten sich durch die Arbeit, zu der sie die Israeliten ungerechterweise gezwungen hatten, ziemlich bereichert. Als diese nun in ihre neue Heimat aufbrachen, war es nur recht, für die mühseligen Jahre Lohn zu fordern. Wertgegenstände sollten sie verlangen, die man leicht mitnehmen konnte. Gott selbst würde ihnen dazu das Wohlwollen der Ägypter geben. Die machtvollen Wunder, die vor ihrer Befreiung geschehen sollten, würden die Unterdrücker in solchen Schrecken versetzen, dass sie die Forderungen ihrer Sklaven akzeptierten. DPa.194.2 Teilen

Mose aber sah vor sich unüberwindliche Schwierigkeiten. Welchen Beweis konnte er denn seinem Volk geben, dass Gott ihn tatsächlich gesandt hatte? „Siehe“, sagte er, „sie werden mir nicht glauben und nicht auf mich hören, sondern werden sagen: Der HERR ist dir nicht erschienen.“ 2.Mose 4,1. Da erhielt er sogleich einen Beweis, der sein sinnliches Wahrnehmungsvermögen ansprach. Er sollte seinen Stab auf die Erde werfen. Als er es tat, „wurde er zur Schlange, und Mose floh vor ihr“. [Anmerkung 4] Nun erhielt er den Befehl, sie zu greifen; und in seiner Hand wurde sie wieder zum Stab. Danach sollte er seine Hand in eine Falte seines Gewandes stecken. Er gehorchte, „und als er sie wieder herauszog, siehe, da war sie aussätzig wie Schnee“. 2.Mose 4,3-6. Auf Gottes Weisung hin steckte er die Hand erneut in seine Brustfalte; als er sie herauszog, war sie wieder wie die andere. Mit diesen Zeichen gab der Herr Mose die Gewähr, dass sich nicht nur sein eigenes Volk, sondern auch Pharao davon überzeugen würde; hier offenbare sich ein Mächtigerer als der König Ägyptens. DPa.194.3 Teilen

Aber noch war Gottes Diener zu sehr überwältigt von dem Gedanken an die ungewöhnliche und doch wunderbare Aufgabe, die ihm bevorstand. In seiner Ausweglosigkeit brachte er jetzt als Entschuldigung seine mangelnde Redegabe vor: „Ach, mein Herr, ich bin von jeher nicht beredt gewesen, auch jetzt nicht, seitdem du mit deinem Knecht redest; denn ich habe eine schwere Sprache und eine schwere Zunge.“ 2.Mose 4,10. Er sei so lange von Ägypten fort, dass er die Sprache nicht mehr ganz beherrsche und sie nicht mehr so geschickt anwenden könne wie zu der Zeit, als er dort lebte. DPa.194.4 Teilen

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Der Herr sagte zu ihm: „Wer hat dem Menschen den Mund geschaffen? Oder wer hat den Stummen oder Tauben oder Sehenden oder Blinden gemacht? Habe ich’s nicht getan, der Herr?“ Und Gott versprach noch weitere Hilfe: „So geh nun hin: Ich will mit deinem Munde sein und dich lehren, was du sagen sollst.“ 2.Mose 4,11.12. Aber wieder flehte Mose, Gott möge einen Fähigeren dazu erwählen. Zuerst entsprangen diese Entschuldigungen echter Demut und Zaghaftigkeit. Aber nachdem der Herr verheißen hatte, alle Hindernisse zu beseitigen und ihm schließlich Erfolg zu schenken, bewies alles weitere Zurückschrecken und Beklagen seiner Untauglichkeit offensichtliches Misstrauen gegenüber Gott. Das bedeutete nichts anderes, als dass er befürchtete, Gott könne ihn nicht zu der großen Aufgabe befähigen, zu der er ihn berufen hatte, oder er habe mit der Wahl seiner Person einen Fehler gemacht. DPa.195.1 Teilen

Nun wurde Mose zu Aaron, seinen älteren Bruder, gesandt, der im täglichen Umgang mit den Ägyptern deren Sprache vollkommen beherrschte. Gott ließ Mose wissen, dass Aaron dabei sei, ihm entgegenzugehen. Die nächsten Worte des Herrn waren dann ein regelrechter Befehl: „Du sollst zu ihm reden und die Worte in seinen Mund legen. Und ich will mit deinem und seinem Munde sein und euch lehren, was ihr tun sollt. Und er soll für dich zum Volk reden; er soll dein Mund sein, und du sollst für ihn Gott sein. Und diesen Stab nimm in deine Hand, mit dem du die Zeichen tun sollst.“ 2.Mose 4,15-17. Nun konnte Mose keinen Widerstand mehr leisten, denn ihm waren alle Entschuldigungsgründe genommen. DPa.195.2 Teilen

Trotz dieses göttlichen Auftrages fehlte Mose jegliches Selbstvertrauen. Er war bedächtig im Reden und ängstlich dazu. Er war erfüllt von der Vorstellung unfähig zu sein als Gottes Sprachrohr für Israel. Aber nachdem er die Aufgabe einmal angenommen hatte, vertraute er mit ganzem Herzen dem Herrn. Die Größe seiner Aufgabe weckte in ihm die höchsten Geisteskräfte, und Gott segnete seinen bereitwilligen Gehorsam. Er wurde beredt und hoffnungsvoll, so dass er gefasst und gut vorbereitet an das größte Werk ging, das jemals einem Menschen übertragen wurde. Das ist ein Beispiel dafür, wie Gott denen Kraft gibt, die vertrauensvoll und vorbehaltlos seinen Befehlen nachkommen. DPa.195.3 Teilen

Legt Gott einem Menschen Verantwortung auf, dann werden ihm Kraft und Leistungsfähigkeit zur Verfügung gestellt, sobald er sich mit ganzer Seele darauf vorbereitet, sie gewissenhaft zu tragen. Mögen Amt und Fähigkeiten noch so bescheiden und begrenzt sein, so wird doch jemand, der sein Werk im Vertrauen auf Gottes Kraft treu versucht auszuführen, wahre Größe erlangen. Hätte sich Mose auf seine eigene Stärke und Klugheit verlassen und die schwere Bürde übereifrig angenommen, dann hätte er sich damit als völlig untauglich für solche Aufgabe erwiesen. Wer jedoch seine Unzulänglichkeit empfindet, beweist dadurch mindestens, dass er die Bedeutung des ihm aufgetragenen Werkes erkennt und Gott zu seinem Ratgeber und seiner Stärke machen wird. DPa.195.4 Teilen

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Mose kehrte mit dem Wunsch zu seinem Schwiegervater zurück, seine Brüder in Ägypten zu besuchen. Jethro stimmte zu und segnete ihn: „Geh hin mit Frieden.“ 2.Mose 4,18. Mit Frau und Kindern brach Mose auf. Er hatte nicht gewagt, den Grund der Reise zu nennen, aus Furcht, dass sie ihn dann nicht begleiten durften. Aber ehe sie Ägypten erreichten, schien es Mose doch sicherer, sie nach Midian zurückzuschicken. DPa.196.1 Teilen

Heimliche Furcht vor Pharao und den Ägyptern, deren Zorn vor 40 Jahren gegen ihn entbrannt war, verstärkten zunächst Moses Widerstand, nach Ägypten zurückzugehen. Aber nachdem er sich entschieden hatte, Gottes Befehl zu gehorchen, offenbarte ihm der Herr, dass seine Feinde tot seien. DPa.196.2 Teilen

Auf dem Weg von Midian erlebte Mose eine unvermutete, schreckliche Warnung vor dem Missfallen des Herrn. Ein Engel erschien ihm in drohender Haltung, als wolle er ihn auf der Stelle umbringen. Dies geschah ohne jede Erklärung. Aber Mose erinnerte sich, dass er eine Forderung Gottes unbeachtet gelassen hatte. Von seiner Frau dazu überredet, hatte er die Beschneidung an seinem jüngsten Sohn bisher nicht vollzogen. Damit hatte er die Bedingung nicht erfüllt, die sein Kind erst zu den Segnungen berechtigte, die zum Bund Gottes mit Israel gehörten. Allein solche Missachtung durch den ernannten Befreier konnte die Kraft der göttlichen Vorschriften bei dem Volk mindern. Weil Zippora fürchtete, ihr Mann müsse sterben, vollzog sie den Brauch selbst. Darauf erlaubte der Engel Mose, die Reise fortzusetzen. Mit seiner Sendung zu Pharao kam er in eine Situation, die nicht ungefährlich war. Nur unter dem Schutz heiliger Engel konnte sein Leben dort bewahrt bleiben. Aber bei nachlässiger Erfüllung einer ihm gut bekannten Pflicht könnte er nicht sicher sein; denn dann konnten ihn die Engel Gottes nicht mehr schützen. DPa.196.3 Teilen

In der Zeit der Angst direkt vor der Wiederkunft Christi werden auch die Gerechten durch himmlische Engel behütet. Aber für die Übertreter des Gesetzes Gottes gibt es keine Sicherheit. Wenn sie auch nur eine göttliche Verordnung unbeachtet lassen, können nicht einmal Engel sie bewahren. DPa.196.4 Teilen

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