Portrait von Ellen White
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Kapitel 34: Die zwölf Kundschafter
Kapitel 34: Die zwölf Kundschafter
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Auf Grundlage von 4.Mose 13; 4.Mose 14. DPa.307 Teilen

Elf Tage nach dem Aufbruch vom Berg Horeb lagerten die Hebräer bei Kadesch in der Wüste Paran, nicht weit entfernt von der Grenze des verheißenen Landes. Hier kam vom Volk der Vorschlag, Kundschafter zur Erforschung des Landes auszuschicken. Mose legte die Angelegenheit dem Herrn vor und erhielt die Erlaubnis mit der Weisung, von jedem Stamm einen Fürsten dazu auszuwählen. Man bestimmte entsprechende Männer, und Mose gebot ihnen, die Beschaffenheit des Landes, seine Lage und die naturgegebenen Vorzüge zu erkunden; ferner, ob das dort wohnende Volk stark oder schwach, gering oder zahlreich sei. Auch sollten sie auf die Art des Bodens und dessen Fruchtbarkeit achten und Früchte des Landes mitbringen. DPa.307.1 Teilen

Sie gingen und besahen sich das ganze Land, das sie an der Südgrenze betraten und in dem sie bis in den äußersten Norden vordrangen. Nach 40 Tagen kamen sie zurück. Die Israeliten hegten große Hoffnungen und erwartete sie voller Spannung. Die Nachricht von ihrer Rückkehr wurde von einem Stamm zum andern weitergetragen und mit Freude begrüßt. Das Volk stürmte hinaus, um den Botschaftern entgegenzugehen, die allen Gefahren ihres Unternehmens unversehrt entgangen waren. Sie hatten Proben von den Früchten bei sich als Beweis für die Fruchtbarkeit des Landes. Es war gerade die Zeit der Weinernte, und so brachten sie eine Traube mit, die so groß war, dass zwei Männer sie tragen mussten. Auch Feigen und Granatäpfel waren dabei, die dort im Überfluss wuchsen. DPa.307.2 Teilen

Das Volk freute sich, dass es in solch gutes Land kommen sollte. Aufmerksam lauschten die Israeliten, als die Kundschafter Mose berichteten, damit ihnen nur ja kein Wort entging. „Wir sind in das Land gekommen, in das ihr uns sandtet“, hörten sie; „es fließt wirklich Milch und Honig darin, und dies sind seine Früchte.“ 4.Mose 13,27. Die Hebräer waren begeistert; sie wollten der Stimme des Herrn unverzüglich gehorchen und gleich hinaufziehen, um das Land einzunehmen. Aber nachdem sie die Schönheit und Fruchtbarkeit des Landes gepriesen hatten, schilderten alle Kundschafter mit Ausnahme von zweien ausführlich die Schwierigkeiten und Gefahren, die den Israeliten bevorstanden, wenn sie Kanaan erobern wollten. Sie zählten die mächtigen Völker auf, die in den verschiedenen Teilen des Landes wohnten; sie sprachen von den großen, befestigten Städten mit ihren starken Bewohnern und von der Unmöglichkeit, sie zu bezwingen. Ferner berichteten sie von Riesen, Enakskindern, die sie gesehen hatten, und behaupteten, dass es sinnlos sei, an eine Eroberung des Landes zu denken. DPa.307.3 Teilen

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Nun änderte sich alles. Hoffnung und Mut wichen feiger Verzweiflung, als die Kundschafter ihre Meinung äußerten. Deren ungläubige Herzen waren von Mutlosigkeit erfüllt, die Satan in ihnen geweckt hatte. Ihr Unglaube warf einen düsteren Schatten über die Versammlung. Die gewaltige Kraft Gottes, die sich so oft zum Segen des erwählten Volkes offenbart hatte, war vergessen. Die Leute dachten gar nicht erst nach; sie überlegten nicht, dass Gott, der sie so weit gebracht hatte, ihnen ganz sicher auch das Land geben würde. Auch erinnerten sie sich nicht daran, wie wunderbar er sie von ihren Unterdrückern befreit hatte, als er ihnen einen Weg durch das Meer bahnte und die verfolgenden Heerscharen Pharaos vernichtete. So vergaßen sie Gott über ihren Zweifeln, als hinge alles nur von der Stärke der Waffen ab. DPa.308.1 Teilen

In ihrem Unglauben begrenzten sie die Kraft Gottes und misstrauten der Hand, die sie bisher so sicher geführt hatte. Dadurch verfielen sie wieder einmal in den alten Fehler, gegen Mose und Aaron zu murren. „Das ist also das Ende all unserer Hoffnungen“, klagten sie. „Hier ist nun das Land, zu dessen Besitz wir den ganzen Weg von Ägypten hergewandert sind!“ Sie beschuldigten ihre Anführer, das Volk zu täuschen und Verwirrung über Israel zu bringen. DPa.308.2 Teilen

Die Leute waren hoffnungslos in ihrer Enttäuschung und Verzweiflung. Jammergeschrei übertönte hin und wieder das verworrene Stimmengemurmel. Aber Kaleb erfasste die Lage. Unerschrocken verteidigte er das Wort Gottes und tat alles, was in seiner Macht stand, um den bösen Einfluss seiner ungläubigen Begleiter zu entkräften. Für einen Augenblick war das Volk still und lauschte den hoffnungsvollen, mutigen Worten über das gute Land. Kaleb widersprach dem nicht, was die anderen gesagt hatten; die Mauern waren tatsächlich hoch und die Kanaaniter stark. Aber Gott hatte Israel das Land verheißen. „Lasst uns sofort aufbrechen und das Land einnehmen“, drängte Kaleb, „denn wir können es ganz bestimmt erobern.“ 4.Mose 13,30 (NL). DPa.308.3 Teilen

Aber die anderen zehn unterbrachen ihn und malten die Hindernisse in noch dunkleren Farben als zuvor. „Wir vermögen nicht hinaufzuziehen gegen dies Volk“, erklärten sie, „denn sie sind uns zu stark. ... Alles Volk, das wir darin sahen, sind Leute von großer Länge. Wir sahen dort auch Riesen, Enaks Söhne aus dem Geschlecht der Riesen, und wir waren in unsern Augen wie Heuschrecken.“ 4.Mose 13,31-33. DPa.308.4 Teilen

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Nachdem diese Männer erst einmal eine falsche Richtung eingeschlagen hatten, widersetzten sie sich hartnäckig erst Kaleb und Josua, dann Mose und schließlich Gott. Jede vorgebrachte Entgegnung machte sie nur noch entschiedener. Sie hatten sich vorgenommen, alle Bemühungen zur Besitzergreifung Kanaans zu verhindern, und verzerrten deshalb die Wahrheit, um ihren verderblichen Einfluss zu verstärken. „Das Land ... frisst seine Bewohner“ (4.Mose 13,32), behaupteten sie. Das war nicht nur eine schlimme Nachricht, sie war auch erlogen und zeigte einen inneren Widerspruch auf. Die Kundschafter hatten berichtet, das Land sei fruchtbar und die Menschen von riesiger Gestalt. All das wäre bei einem solch ungesunden Klima, von dem man sagen könnte, das Land fresse seine Einwohner, schlechterdings unmöglich. Aber wenn sich Menschen einmal dem Unglauben ausgeliefert haben, unterstellen sie sich der Herrschaft Satans, und niemand kann sagen, wie weit der sie verführen wird. DPa.309.1 Teilen

„Da fuhr die ganze Gemeinde auf und schrie, und das Volk weinte die ganze Nacht.“ 4.Mose 14,1. Bald folgten Aufruhr und offene Meuterei, denn Satan hatte das Volk ganz in der Gewalt, es schien aller Vernunft beraubt. Es verwünschte Mose und Aaron und vergaß, dass Gott die bösen Reden hörte und der Engel seiner Gegenwart in der Wolkensäule so Zeuge des schrecklichen Zornesausbruchs wurde. Verbittert wurde gerufen: „Ach dass wir in Ägyptenland gestorben wären oder noch in dieser Wüste stürben!“ 4.Mose 14,2. Dann richtete sich ihr Gefühl gegen Gott: „Warum führt uns der Herr in dies Land, damit wir durchs Schwert fallen und unsere Frauen und unsere Kinder ein Raub werden? Ist’s nicht besser, wir ziehen wieder nach Ägypten? Und einer sprach zu dem andern: Lasst uns einen Hauptmann über uns setzen und wieder nach Ägypten ziehen.“ 4.Mose 14,3.4. Mit diesen Worten klagten sie nicht nur Mose, sondern Gott selbst der Täuschung an, weil er ihnen ein Land verheißen habe, das sie nicht in Besitz nehmen könnten. Tatsächlich ernannten sie einen Hauptmann, der sie zurück in das Land ihrer Leiden und Knechtschaft bringen sollte, aus dem der starke Arm des Allmächtigen sie befreit hatte. DPa.309.2 Teilen

In Demut und Schmerz fielen Mose und Aaron „auf ihr Angesicht vor der ganzen Versammlung der Gemeinde der Israeliten.“ 4.Mose 14,5. Sie wussten nicht, wie sie die Leute von ihrem unbesonnenen, leidenschaftlichen Entschluss abbringen sollten. Kaleb und Josua versuchten, den Tumult zu beschwichtigen. Aus Gram und Unmut zerrissen sie ihre Kleider und sprangen unter das Volk. Mit lauter Stimme hörte man sie über das Jammergeschrei und die Empörung hinweg rufen: „Das Land, das wir durchzogen haben, um es zu erkunden, ist sehr gut. Wenn der HERR uns gnädig ist, so wird er uns in dies Land bringen und es uns geben, ein Land, darin Milch und Honig fließt. Fallt nur nicht ab vom HERRN und fürchtet euch vor dem Volk dieses Landes nicht, denn wir wollen sie wie Brot auffressen. Es ist ihr Schutz von ihnen gewichen, der HERR aber ist mit uns. Fürchtet euch nicht vor ihnen!“ 4.Mose 14,7-9. DPa.309.3 Teilen

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Die Kanaaniter hatten das Maß ihrer Missetaten voll gemacht. Der Herr hatte nicht länger Geduld mit ihnen. Wenn er ihnen seinen Schutz entzog, würden sie eine leichte Beute werden. Durch Gottes Bund war das Land ja den Israeliten zugesichert. Aber sie nahmen den falschen Bericht der untreuen Kundschafter an. Dadurch wurde die ganze Gemeinde irregeführt. Die Verräter hatten ihr Werk getan. Hätten nur zwei Männer solch schlimmen Bericht erstattet und alle andern zehn dazu ermutigt, das Land im Namen des Herrn einzunehmen, hätten sie in ihrem leichtfertigen Unglauben doch den Rat der zwei vorgezogen. Aber es gab hier nur zwei, die das Recht vertraten, während zehn auf der Seite der Empörung standen. DPa.310.1 Teilen

Laut klagten die unredlichen Kundschafter Kaleb und Josua an; es erhob sich sogar der Ruf, sie zu steinigen. Und der unsinnige Pöbel griff tatsächlich zu Wurfgeschossen, um diese treuen Männer zu töten. Mit wütendem Geschrei stürmten einige auf sie los. Da fielen ihnen plötzlich die Steine aus den Händen. Sie verstummten und bebten vor Furcht. Gott selbst griff ein und gebot ihrem mörderischen Vorhaben Einhalt. Die Herrlichkeit seiner Gegenwart erhellte die Stiftshütte wie ein flammendes Licht. Alles Volk sah das Zeichen des Herrn. Ein Mächtigerer als sie hatte sich offenbart, und keiner wagte noch, Widerstand zu leisten. Die Kundschafter jedoch, die so ungünstig berichtet hatten, duckten sich schreckensbleich und schlichen mit angehaltenem Atem zu ihren Zelten. DPa.310.2 Teilen

Nun erhob sich Mose und trat in die Stiftshütte. Der Herr sprach zu ihm: „Ich will sie mit der Pest schlagen und sie vertilgen und dich zu einem größeren und mächtigeren Volk machen als dieses.“ 4.Mose 14,12. Doch wieder bat Mose für sie. Er konnte ihrer Vernichtung nicht zustimmen, damit von ihm selbst ein mächtigeres Volk käme. So berief er sich auf Gottes Barmherzigkeit und flehte: „Lass nun deine Kraft, o Herr, groß werden, wie du gesagt hast: ‚Der HERR ist geduldig und von großer Barmherzigkeit‘ ... So vergib nun die Missetat dieses Volks nach deiner großen Barmherzigkeit, wie du auch diesem Volk vergeben hast von Ägypten an bis hierher.“ 4.Mose 14,17-19. DPa.310.3 Teilen

Und der Herr versprach, Israel momentan von der Vernichtung zu verschonen. Aber wegen ihres Unglaubens und Kleinmuts konnte er seine Macht nicht mit der Unterwerfung ihrer Feinde kundtun. In seiner Barmherzigkeit ließ er sie deshalb den einzig sicheren Weg zurückziehen, nämlich zum Roten Meer. DPa.310.4 Teilen

In seiner Empörung hatte das Volk gerufen: „Ach dass wir noch in dieser Wüste stürben!“ 4.Mose 14,2. Dieser Wunsch ging nun in Erfüllung. Der Herr sagte: „Ich will mit euch tun, wie ihr vor meinen Ohren gesagt habt. Eure Leiber sollen in dieser Wüste verfallen. Alle, die ihr gezählt seid von zwanzig Jahren an und darüber, wahrlich, ihr sollt nicht in das Land kommen ... Eure Kinder aber, von denen ihr sagtet: Sie werden ein Raub sein, die will ich hineinbringen, dass sie das Land kennenlernen, das ihr verwerft.“ 4.Mose 11,28.29.31. Doch von Kaleb sagte er: „Nur mein Knecht Kaleb, weil ein anderer Geist in ihm ist und er mir treu nachgefolgt ist, den will ich in das Land bringen, in das er gekommen ist, und seine Nachkommen sollen es einnehmen.“ 4.Mose 14,24. Wie die Kundschafter 40 Tage zu ihrer Reise gebraucht hatten, so sollte Israel 40 Jahre in der Wüste wandern. DPa.310.5 Teilen

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Als Mose den Israeliten die göttliche Entscheidung bekanntgab, verwandelte sich dessen Wut in Klage. Sie wussten auch, dass ihre Bestrafung gerecht war. Und die 10 untreuen Kundschafter, von Gott mit einer Seuche geschlagen, kamen vor den Augen des ganzen Volkes um; und an ihrem Schicksal erkannten sie ihr eigenes Urteil. DPa.311.1 Teilen

Jetzt schienen sie ihr sündiges Verhalten aufrichtig zu bereuen. Aber sie trauerten mehr wegen der Folgen anstatt wegen ihre Undankbarkeit und ihrem Ungehorsam. Als sie merkten, dass der Herr ihnen gegenüber nicht nachgab, wurde ihr Eigenwille von neuem wach. Sie erklärten, dass sie nicht in die Wüste zurückkehren würden. Als Gott ihnen befohlen hatte, sich vom Land ihrer Feinde zurückzuziehen, wollte er ihre scheinbare Fügsamkeit prüfen, und nun erwies es sich, dass sie nicht echt war. Sie wussten schon, wie schwer sie gesündigt hatten, als sie ihren unbeherrschten Gefühlen nachgaben und versuchten, gerade jene beiden Kundschafter zu töten, die so dringend zum Gehorsam gegen Gott aufgefordert hatten. Aber sie waren nur über den schlimmen Fehler erschrocken, den sie begangen hatten und dessen Folgen sich für sie als unheilvoll erweisen konnten. Sie waren noch unbekehrt, und es bedurfte nur eine Gelegenheit für einen neuen Aufruhr. Diese kam, als Mose ihnen in göttlicher Vollmacht befahl, in die Wüste zurückzukehren. DPa.311.2 Teilen

Die Entscheidung, dass Israel in den nächsten 40 Jahren Kanaan nicht betreten durfte, war für Mose, Aaron, Kaleb und Josua eine bittere Enttäuschung. Doch ohne zu murren nahmen sie die göttliche Entscheidung an. Diejenigen allerdings, die sich über Gott beklagt und erklärt hatten, sie würden nach Ägypten zurückkehren, weinten und jammerten nun sehr, als ihnen die früher verachteten Segnungen genommen wurden. Sie hätten über nichts zu klagen gehabt, aber nun gab Gott ihnen Ursache zum Weinen. Hätten sie über ihre Sünde getrauert, als sie ihnen so gewissenhaft vorgehalten wurde, wäre dieses Urteil nicht über sie ausgesprochen worden. Aber sie grämten sich nur über das Strafgericht. Ihr Kummer war keine Reue, deshalb konnte das Urteil auch nicht geändert werden. DPa.311.3 Teilen

So verging die Nacht mit Wehklagen; aber am Morgen erwachte neue Hoffnung in ihnen: Sie wollten die Folgen ihrer Feigheit wieder gut machen. Als Gott ihnen geboten hatte, hinaufzuziehen und das Land einzunehmen, hatten sie sich geweigert; als er nun ihre Umkehr anordnete, rebellierten sie dagegen. Jetzt nahmen sie sich vor, das Land einzunehmen und es zu besitzen; es konnte ja immerhin sein, dass Gott ihre Anstrengungen gelten ließ und dann seine Absicht mit ihnen änderte. DPa.311.4 Teilen

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Gott hatte ihnen das Recht gegeben und es ihnen auch zur Pflicht gemacht, zu jener Zeit in das Land zu ziehen, wenn er es ihnen gebieten würde. Aber nach ihrem eigensinnigen Verzicht zog er diese Erlaubnis zurück. Satan hatte sein Ziel erreicht, nämlich sie am Einzug nach Kanaan zu hindern. Nun reizte er sie, angesichts des göttlichen Verbots gerade das zu tun, was sie zuvor ablehnten, als Gott es forderte. So erlangte der große Betrüger wieder den Sieg, indem er sie zum zweiten Mal zum Aufruhr verführte. Sie hatten die Kraft Gottes bezweifelt, die ihre Anstrengungen bei der Einnahme Kanaans unterstützen wollte. Nun aber wollten sie sogar ohne göttliche Hilfe, nur aus eigener Kraft ihr Ziel erreichen. „Wir haben an dem HERRN gesündigt“, riefen sie aus, „wir wollen hinaufziehen und kämpfen, wie uns der HERR, unser Gott, geboten hat.“ 5.Mose 1,41. So völlig verblendet waren sie durch die Übertretung geworden; denn niemals hatte ihnen der Herr geboten, hinaufzuziehen und zu kämpfen. Es war nicht seine Absicht, dass sie das Land durch Krieg erlangen sollten, sondern durch strikten Gehorsam gegenüber seinen Geboten. DPa.312.1 Teilen

Obwohl ihre Herzen unverändert waren, war das Volk dahin gebracht worden, die Sündhaftigkeit und Torheit seiner Empörung nach dem Bericht der Kundschafter zu bekennen. Auch begriffen die Hebräer nun den Wert des Segens, den sie so übereilt verworfen hatten. Und sie gaben zu, dass ihr eigener Unglaube sie aus Kanaan ausschloss. „Wir haben ... gesündigt“ (5.Mose 1,41), sagten sie und bekannten damit, dass der Fehler bei ihnen lag und nicht bei Gott, den sie so boshaft beschuldigt hatten, er habe seine Verheißungen nicht wahr gemacht. Wenn auch ihr Bekenntnis keiner echten Reue entsprang, ließ es doch erkennen, dass Gott bei seinem Handeln mit ihnen gerecht geblieben war. DPa.312.2 Teilen

Der Herr bewegt die Menschen noch immer auf ähnliche Weise, dass sie zur Verherrlichung seines Namens seine Gerechtigkeit anerkennen. Viele lieben ihn angeblich, beklagen sich aber über seine Schicksalsfügungen, missachten seine Verheißungen und erliegen der Versuchung. Dadurch verbinden sie sich mit bösen Engeln, die darauf aus sind, Gottes Absichten zunichte zu machen. Obwohl sie dann keine wahre Reue empfinden, kommen solche Menschen doch durch die von Gott gefügten äußeren Umstände dahin, sich von ihrer Sünde zu überzeugen. So werden sie schließlich genötigt, die Bosheit ihres Tuns und Gottes Gerechtigkeit und Güte im Zusammenhang mit ihnen anzuerkennen. Auf diese Weise ergreift Gott Gegenmaßnahmen, um die Werke der Finsternis zu offenbaren. Und wenn auch der Geist, der den Antrieb zum schlechten Wandel gab, sich nicht grundlegend änderte, so wahrten solche Bekenntnisse doch Gottes Ehre und rechtfertigten alle, die gewissenhaft zurechtwiesen und dafür angefeindet und verleumdet wurden. DPa.312.3 Teilen

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Genauso wird es sein, wenn am Ende der Zorn Gottes ausgegossen wird. Wenn der Herr kommt, „inmitten seiner heiligen Tausende, Gericht auszuführen wider alle“, dann geschieht dies auch, um „völlig zu überführen alle ... Gottlosen von allen ihren Werken der Gottlosigkeit“. Judas 14.15 (EB). Jeder Sünder wird dann einsehen und zugeben müssen, dass seine Verurteilung gerecht ist. DPa.313.1 Teilen

Ohne Rücksicht auf die göttliche Entscheidung bereiteten die Israeliten Kanaans Eroberung vor. Mit Rüstungen und Kriegswaffen versehen, waren sie ihrer Meinung nach für den Kampf gut vorbereitet, in den Augen Gottes und seiner besorgten Knechte jedoch völlig unzureichend. Als der Herr fast 40 Jahre später Israel befahl, hinaufzuziehen und Jericho einzunehmen, da versprach er, mit ihnen zu gehen. Zu jener späteren Zeit trug man vor dem Heer die Lade mit seinem Gesetz. Die ernannten Heerführer sollten die Truppenbewegungen unter göttlicher Aufsicht lenken. Unter solcher Leitung konnte den Hebräern niemand schaden. Jetzt aber zogen sie gegen den Befehl Gottes und gegen das ernste Verbot ihrer Anführer aus, ohne die Bundeslade und ohne Mose, um den Heeren des Feindes zu begegnen. DPa.313.2 Teilen

Die Trompete blies Alarm, und Mose eilte ihnen nach mit der Warnung: „Warum wollt ihr das Wort des HERRN übertreten? Es wird euch nicht gelingen. Zieht nicht hinauf — denn der HERR ist nicht unter euch —, dass ihr nicht geschlagen werdet vor euren Feinden. Denn die Amalekiter und Kanaaniter stehen euch dort gegenüber, und ihr werdet durchs Schwert fallen.“ 4.Mose 14,41-43. DPa.313.3 Teilen

Die Kanaaniter hatten von der geheimnisvollen Kraft, die dieses Volk zu bewahren schien, und von den Wundern gehört, die um seinetwillen geschahen. Darum boten sie nun eine große Streitmacht auf, um die Eindringlinge zurückzuschlagen. Aber die angreifenden Israeliten hatten keinen Führer. Niemand betete, dass Gott ihnen den Sieg verleihen möge. Sie zogen aus mit der verzweifelten Absicht, ihr Schicksal zu wenden oder im Kampf zu sterben. Obwohl nicht zum Krieg geschult, waren sie doch eine riesige Menge bewaffneter Männer; und sie hofften, den Gegner mit einem plötzlichen ungestümen Angriff zu überwältigen. Vermessen forderten sie den Feind heraus, der es nicht gewagt hatte, sie anzugreifen. DPa.313.4 Teilen

Die Kanaaniter hatten sich auf einer felsigen Hochebene aufgestellt, die man nur in steilem, gefährlichem Aufstieg über beschwerliche Pässe erreichen konnte. Die ungeheure Zahl der Hebräer musste ihre Niederlage nur um so furchtbarer machen. Langsam wanden sie sich durch die Bergpfade und setzten sich dabei den tödlichen Wurfgeschossen ihrer Feinde über ihnen aus. Schwere Felsblöcke donnerten herab und bezeichneten den Weg mit dem Blut der Erschlagenen. Die den Gipfel erreichten, noch vom Aufstieg erschöpft, wurden ungestüm angegriffen und unter großen Verlusten zurückgeworfen. Der Kampfplatz war von den Leibern der Toten übersät. Israels Heer war vollständig geschlagen. Vernichtung und Tod waren die Folgen jenes aufrührerischen Versuchs. DPa.313.5 Teilen

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Schließlich waren die Überlebenden zur Aufgabe gezwungen. Als sie wiederkamen und vor dem Herrn weinten, wollte der Herr ihre Stimme nicht hören. 5.Mose 1,45. Der überraschende Sieg gab Israels Feinden, die bis dahin das Herannahen des mächtigen Heeres voller Furcht erwartet hatten, das Selbstvertrauen zurück. Sie hielten nun alle Erzählungen von den erstaunlichen Dingen, die Gott für sein Volk getan hatte, für erlogen und glaubten, keinen Grund mehr zur Furcht zu haben. Mit dieser ersten Niederlage Israels hatten die Schwierigkeiten der Eroberung außerordentlich zugenommen, weil sie den Kanaanitern Mut und Entschlossenheit gab. Es blieb Israel nichts anderes übrig, als vor den siegreichen Feinden in die Wüste zurückzuweichen in dem Bewusstsein, dass sie das Grab einer ganzen Generation werden würde. DPa.314.1 Teilen

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