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Kapitel 47: Der Bund mit den Gibeonitern
Kapitel 47: Der Bund mit den Gibeonitern
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Auf Grundlage von Josua 9+10. DPa.406 Teilen

Von Sichem kehrten die Israeliten wieder in das Lager bei Gilgal zurück. Hier besuchte sie bald darauf eine seltsame Abordnung, die einen Vertrag mit ihnen schließen wollte. Jene Boten behaupteten, aus einem fernen Land zu kommen, und ihr Aussehen schien das zu bestätigen. Ihre Kleidung war alt und abgetragen, die Sandalen dürftig geflickt, ihre Vorräte schimmelig, und die Häute, die ihnen als Weinbehälter dienten, waren gerissen und wieder zusammengebunden, als ob sie auf dem Wege eilig ausgebessert worden wären. DPa.406.1 Teilen

In ihrer weit entlegenen Heimat — angeblich jenseits der Grenzen Palästinas — hätten ihre Landsleute, so berichteten sie, von den Wundern Gottes für sein Volk gehört und sie hierher gesandt, um ein Bund mit Israel einzugehen. DPa.406.2 Teilen

Die Hebräer waren von Gott ausdrücklich davor gewarnt worden, mit den Götzendienern Kanaans Verträge zu schließen, und der Führerschaft kamen bei den Worten der Fremden auch Zweifel an deren Aufrichtigkeit: „Vielleicht wohnt ihr mitten unter uns“ (Josua 9,7), sagten sie. DPa.406.3 Teilen

Darauf erwiderten die Gibeoniter nur: „Wir sind deine Knechte.“ Josua 9,8. Aber als Josua sie direkt fragte: „Wer seid ihr, und woher kommt ihr?“ (Josua 9,8) wiederholten sie ihre Angaben und fügten zum Beweis ihrer Aufrichtigkeit hinzu: „Dies unser Brot, das wir aus unsern Häusern zu unserer Speise mitnahmen, war noch warm, als wir zu euch auszogen, nun aber, siehe, ist es hart und schimmelt; und diese Weinschläuche waren neu, als wir sie füllten, und siehe, sie sind zerrissen; und diese unsere Kleider und Schuhe sind alt geworden über der sehr langen Reise.“ Josua 9,12.13. DPa.406.4 Teilen

Diese Darstellung wirkte überzeugend. Deshalb befragten die Hebräer „den Mund des Herrn nicht. Und Josua machte Frieden mit ihnen und schloss einen Bund mit ihnen, dass sie am Leben bleiben sollten. Und die Obersten der Gemeinde schworen es ihnen.“ Josua 9,14.15. So kam der Vertrag zustande. Drei Tage später aber entdeckten die Obersten Israels die Wahrheit. Es kam „vor sie, dass jene aus ihrer Nähe wären und mitten unter ihnen wohnten“. Josua 9,16. Weil die Gibeoniter wussten, dass sie den Hebräern unmöglich widerstehen konnten, hatten sie zu dieser List gegriffen, um ihr Leben zu retten. Die Entrüstung war groß, als die Israeliten erfuhren, wie sehr man sie hintergangen hatte. Und sie steigerte sich noch, als sie schon nach drei Tagen die Städte der Gibeoniter erreichten, die mitten im Land lagen. Die ganze Gemeinde murrte gegen die Obersten; aber diese weigerten sich, den Vertrag rückgängig zu machen, obwohl er durch Betrug entstanden war, denn sie hatten „ihnen geschworen bei dem Herrn, dem Gott Israels“. Josua 9,19. — „Die Kinder Israel erschlugen sie nicht.“ Josua 9,18. DPa.406.5 Teilen

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Die Gibeoniter hatten sich verpflichtet, all ihren Götzendienst aufzugeben und die Anbetung Jahwes anzunehmen. Insofern war die Schonung ihres Lebens keine Verletzung des göttlichen Gebotes, die abgöttischen Kanaaniter zu vernichten. Die Hebräer hatten mit ihrem Eid nichts Sündhaftes geschworen; und war er auch durch Betrug erlangt, durfte er doch nicht missachtet werden. Eine Verpflichtung, die man durch sein Wort eingegangen ist, sollte heilig gehalten werden — sofern sie jemanden nicht dazu nötigt, Unrechtes zu tun. Weder der Gedanke an Gewinn noch an Vergeltung oder Eigennutz kann die Unverletzbarkeit eines Eides oder Gelöbnisses berühren. „Lügenmäuler sind dem Herrn ein Gräuel“ (Sprüche 12,22) heißt es in der Schrift. Ferner: „Wer darf wohnen auf diesem heiligen Berge ...? Wer seinen Eid hält, auch wenn es ihm schadet.“ Psalm 15,1.4. DPa.407.1 Teilen

Die Gibeoniter durften am Leben bleiben, aber sie wurden dem Heiligtum als Knechte für alle niedrigen Dienste zugeordnet. „So machte sie Josua an diesem Tage zu Holzhauern und Wasserschöpfern für die Gemeinde und den Altar des Herrn.“ Josua 9,27. Dankbar nahmen sie diese Bedingungen an, wussten sie doch genau, dass sie im Unrecht waren und froh sein mussten, ihr Leben auf irgendeine Art erkauft zu haben. „Siehe, wir sind in deinen Händen“, sagten sie zu Josua, „was dich gut und recht dünkt, mit uns zu tun, das tu.“ Josua 9,25. Jahrhundertelang blieben ihre Nachkommen mit dem Dienst am Heiligtum verbunden. DPa.407.2 Teilen

Das Gebiet der Gibeoniter bestand aus vier Städten. Sie standen nicht unter der Herrschaft eines Königs, sondern wurden von Ältesten regiert. Gibeon, die bedeutendste dieser Städte, „war eine große Stadt wie eine der Königsstädte ... und alle seine Bürger streitbare Männer“. Josua 10,2. Es ist ein eindrucksvoller Beweis dafür, welchen Schrecken Israel in Kanaan auslöste, wenn die Bewohner solch einer Stadt ihre Zuflucht zu einem derart demütigenden Ausweg nahmen, um wenigstens ihr Leben zu retten. DPa.407.3 Teilen

Es wäre den Gibeonitern besser gegangen, wenn sie den Israeliten gegenüber ehrlich gewesen wären. Die Unterwerfung unter Jahwe rettete zwar ihr Leben, aber die Täuschung brachte ihnen Schande und Knechtschaft ein. Gott hatte vorgesehen, dass alle, die sich vom Heidentum lossagten und Israel anschlossen, auch an den Segnungen des Bundes teilhaben sollten. Sie fielen unter die Bezeichnung „Fremdlinge, die unter euch wohnen“. 4.Mose 19,10. Mit wenigen Ausnahmen erfreute sich diese Gruppe derselben Gnadenerweise und Vergünstigungen wie Israel. Des Herrn Anweisung lautete: „Wenn ein Fremdling bei euch wohnt in eurem Lande, den sollt ihr nicht bedrücken. Er soll bei euch wohnen wie ein Einheimischer unter euch, und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid auch Fremdlinge gewesen.“ 3.Mose 19,33.34. DPa.407.4 Teilen

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Über das Passah und die Opfer wurde angeordnet: „Für die ganze Gemeinde gelte nur eine Satzung, für euch wie auch für die Fremdlinge, ... dass vor dem Herrn der Fremdling sei wie ihr. Einerlei Gesetz, einerlei Recht soll gelten für euch und den Fremdling.“ 4.Mose 15,15. DPa.408.1 Teilen

Dies war die Grundlage, auf der die Gibeoniter hätten aufgenommen werden können, aber nicht die Täuschung, zu der sie ihre Zuflucht nahmen. Für die Bewohner einer „Königsstadt“, deren Bürger alle „streitbare Männer“ (Josua 10,2) waren, bedeutete es bestimmt keine geringe Demütigung, Generationen hindurch Holzhauer und Wasserschöpfer zu sein. Da sie jedoch für den Betrug das Kleid der Armut angenommen hatten, haftete es ihnen nun als Zeichen dauernder Knechtschaft an. Auf diese Weise bezeugte das knechtische Joch in allen ihren Generationen, wie Gott die Lüge hasst. DPa.408.2 Teilen

Durch Gibeons Unterwerfung waren die Könige Kanaans mit Furcht vor Israel erfüllt. Sie ergriffen sofort Vergeltungsmaßnahmen gegen alle, die mit den Eindringlingen Frieden geschlossen hatten. Unter der Führung von Adoni-Zedek, dem König von Jerusalem, schlossen fünf kanaanitische Könige ihrerseits einen Bund gegen Gibeon. Und sie handelten so rasch, dass diese auf keine Verteidigung vorbereitet waren. So sandten sie einen Hilferuf zu Josua nach Gilgal: „Zieh deine Hand nicht ab von deinen Knechten; komm eilends zu uns herauf, rette und hilf uns! Denn es haben sich gegen uns versammelt alle Könige der Amoriter, die auf dem Gebirge wohnen.“ Josua 10,6. Die Gefahr drohte nicht nur den Gibeonitern, sondern auch den Israeliten. Diese Stadt beherrschte die Pässe nach Mittel- und Südpalästina und musste gehalten werden, wenn das Land erobert werden sollte. DPa.408.3 Teilen

Josua fing sogleich an, den Gibeonitern zur Hilfe zu eilen. Die Einwohner der belagerten Stadt befürchteten, er würde ihre Bitte wegen des damaligen Betrugs abschlagen. Aber weil sie sich Israels Herrschaft unterworfen und die Anbetung Gottes angenommen hatten, fühlte er sich verpflichtet, sie zu schützen. Diesmal zog er nicht ohne Gottes Rat aus, und der Herr ermutigte ihn zu dem Unternehmen. „Fürchte dich nicht vor ihnen“, sagte er, „denn ich habe sie in deine Hände gegeben. Niemand unter ihnen wird vor dir bestehen können.“ Josua 10,8. — „Da zog Josua hinauf von Gilgal und das ganze Kriegsvolk mit ihm und alle streitbaren Männer.“ Josua 10,7. Sie marschierten die ganze Nacht hindurch, und so stand er am andern Morgen mit seinen Streitkräften vor Gibeon. Kaum hatten die verbündeten Fürsten ihre Heere um die Stadt aufgestellt, da „kam Josua plötzlich über sie“. Josua 10,9. Der Angriff führte zur vollständigen Niederlage der Gegner. Die ungeheure Menge floh vor Josua über den Bergpass nach Beth-Horon. Von der Anhöhe rannten sie den steilen Abhang auf der andern Seite wieder hinunter. Hier aber brach ein furchtbarer Hagelsturm über sie herein: „Als sie vor Israel flohen, ließ der Herr große Steine vom Himmel auf sie fallen ... Und von ihnen starben viel mehr durch die Hagelsteine, als die Kinder Israel mit dem Schwert töteten.“ Josua 10,11. DPa.408.4 Teilen

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Während die Amoriter Hals über Kopf flohen, um in den Bergfesten Zuflucht zu finden, sah Josua, als er vom Bergrücken hinunterblickte, dass der Tag zu kurz sein würde, um den Sieg vollenden zu können. Wenn sie jedoch die Feinde nicht völlig vernichteten, würden diese sich bald wieder sammeln und den Kampf gegen Israel erneut beginnen. DPa.409.1 Teilen

„Da redete Josua mit dem Herrn ... und er sprach in Gegenwart Israels: Sonne, steh still zu Gibeon, und Mond, im Tal Ajalon! Da stand die Sonne still und der Mond blieb stehen, bis sich das Volk an seinen Feinden gerächt hatte ... So blieb die Sonne stehen mitten am Himmel und beeilte sich nicht unterzugehen fast einen ganzen Tag.“ Josua 10,12.13. DPa.409.2 Teilen

Ehe es Abend geworden war, hatte sich Gottes Verheißung an Josua erfüllt. Das ganze feindliche Heer war in seiner Hand. Lange sollten die Ereignisse dieses Tages Israel in Erinnerung bleiben. „Und es war kein Tag diesem gleich, weder vorher noch danach, dass der Herr so auf die Stimme eines Menschen hörte; denn der Herr stritt für Israel.“ Josua 10,14. — „Ihren Aufgang vergaß die Sonne, und der Mond stand still; beim Glänzen deiner Pfeile verblassen sie, beim Leuchten deines blitzenden Speeres. Du zertratest das Land im Zorn und zerdroschest die Heiden im Grimm. Du zogst aus, deinem Volk zu helfen, zu helfen deinem Gesalbten.“ Habakuk 3,10-13. DPa.409.3 Teilen

Der Geist Gottes inspirierte Josua zu dem Gebet, dass sich die Macht des Gottes Israels abermals beweisen möge. Deshalb war seine Bitte auch keine Anmaßung von ihm. Er hatte die Verheißung empfangen, Gott werde diese Feinde Israels ganz sicher besiegen, doch setzte das so große Anstrengungen voraus, als hinge der Erfolg allein von den Heeren Israels ab. Josua tat alles, was menschliche Kraft vermochte, dann rief er im Glauben nach göttlicher Hilfe. Das Geheimnis des Erfolges liegt in der Verbindung göttlicher Kraft mit menschlicher Anstrengung. Die, welche das meiste ausrichten, sind diejenigen, die sich am rückhaltlosesten auf den Arm des Allmächtigen stützen. Der Mann, der gebot, „Sonne, steh still zu Gibeon, und Mond, im Tal Ajalon!“ (Josua 10,12.13) ist derselbe, der im Lager von Gilgal stundenlang in Gebet versunken am Boden lag. Männer des Gebets sind machtvolle Männer. DPa.409.4 Teilen

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Dieses große Wunder bezeugt, dass die Schöpfung unter der Herrschaft des Schöpfers steht. Satan versucht das göttliche Wirken in der Natur vor den Menschen zu verbergen und das unermüdliche Walten des eigentlichen Urhebers aus dem Blickfeld zu rücken. Dieses Wunder weist alle jene zurecht, die die Natur über den Gott der Natur stellen. DPa.410.1 Teilen

Nach seinem Willen bietet Gott die Naturkräfte auf, um seine Feinde zu besiegen, nämlich „Feuer, Hagel, Schnee und Nebel, Sturmwinde, die sein Wort ausrichten.“ Psalm 148,8. Als die heidnischen Amoriter anfingen, den Absichten Gottes zu widerstehen, griff er ein und warf „große Steine vom Himmel“ (Josua 10,11) auf Israels Feinde. Die Schrift verweist uns auf eine noch größere Schlacht, die am Ende der Weltgeschichte stattfinden soll: „Der Herr hat sein Zeughaus aufgetan und die Waffen seines Zorns hervorgeholt.“ Jeremia 50,25. — „Bist du gewesen“, fragt er, „wo der Schnee herkommt, oder hast du gesehen, wo der Hagel herkommt, die ich verwahrt habe für die Zeit der Trübsal und für den Tag des Streites und Krieges?“ Hiob 38,22.23. DPa.410.2 Teilen

Die Offenbarung beschreibt die Zerstörung, die stattfinden soll, wenn „eine große Stimme aus dem Tempel vom Thron“ ausgehen wird und verkündigt: „Es ist geschehen!“ Offenbarung 16,17. Er sagt: „Ein großer Hagel wie Zentnerstücke fiel vom Himmel auf die Menschen.“ Offenbarung 16,21. DPa.410.3 Teilen

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