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Kapitel 27: Israel wird das Gesetz gegeben
Kapitel 27: Israel wird das Gesetz gegeben
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Auf Grundlage von 2.Mose 19-24. DPa.233 Teilen

Bald nachdem das Volk am Sinai ihre Zelte aufgeschlagen hatten, wurde Mose auf den Berg gerufen, um Gott zu begegnen. Allein stieg er den steilen und zerklüfteten Pfad hinauf und näherte sich der Wolke, die auf Jahwes Gegenwart hinwies. Israel sollte jetzt in eine besonders enge Verbindung zum Allerhöchsten kommen, um eine Gemeinde und eine Nation unter Gottes Herrschaft zu bilden. So lautete Gottes Botschaft, die über Mose an das Volk gerichtet werden sollte: „Ihr habt gesehen, was ich mit den Ägyptern getan habe und wie ich euch getragen habe auf Adlerflügeln und euch zu mir gebracht. Werdet ihr nun meiner Stimme gehorchen und meinen Bund halten, so sollt ihr mein Eigentum sein vor allen Völkern; denn die ganze Erde ist mein. Und ihr sollt mir ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk sein.“ 2.Mose 19,4-6. DPa.233.1 Teilen

Mose kehrte ins Lager zurück, versammelte die Ältesten Israels und wiederholte ihnen die göttliche Botschaft. Sie antworteten im Namen des ganzen Volkes: „Alles, was der HERR geredet hat, wollen wir tun.“ 2.Mose 19,8. So gingen sie einen feierlichen Bund mit Gott ein und versprachen, ihn als ihren Herrn und König anzunehmen, dem sie in besonderer Weise verpflichtet wurden. DPa.233.2 Teilen

Erneut stieg Mose auf den Berg, und der Herr sprach zu ihm: „Siehe, ich will in einer dichten Wolke zu dir kommen, damit das Volk meine Worte hört, die ich mit dir rede, und auch dir für alle Zeit glaubt.“ 2.Mose 19,9. Wenn ihnen auf der Wanderung Schwierigkeiten begegneten, waren die Hebräer schnell dabei, sich gegen Mose und Aaron aufzulehnen und sie zu beschuldigen, sie hätten Israel aus Ägypten geführt, um es zu vernichten. Damit sie lernten, seinen Anweisungen ganz zu vertrauen, wollte der Herr Mose vor ihnen auszeichnen. DPa.233.3 Teilen

Seinem erhabenen Wesen entsprechend, wollte Gott die Verkündigung seines Gesetzes zu einem ehrfurchtgebietenden Hoheitsakt machen. Es sollte sich dem Volk tief einprägen, dass alles, was zum Gottesdienst gehörte, größte Ehrerbietung verlangte. Deshalb forderte der Herr von Mose: „Geh hin zum Volk und heilige sie heute und morgen, dass sie ihre Kleider waschen und bereit seien für den dritten Tag: denn am dritten Tage wird der HERR vor allem Volk herabfahren auf den Berg Sinai.“ 2.Mose 19,10.11. Inzwischen sollten alle ausreichend Zeit auf die gründliche Vorbereitung zu einer Begegnung mit Gott nutzen. Dazu gehörte, dass sie sich wuschen und auch ihre Kleidung säuberten. Mose wies sie auf ihre Sünden hin, damit sie sich andachtsvoll unter Fasten und Beten von aller Ungerechtigkeit reinigten. DPa.233.4 Teilen

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Den Anordnungen entsprechend, trafen sie ihre Vorbereitungen. Auf ein weiteres Gebot hin ließ Mose einen Zaun um den Berg errichten, damit weder Mensch noch Vieh in den geheiligten Bereich eindringen könnten. Wer ihn auch nur zu berühren wagte, sollte auf der Stelle sterben. DPa.234.1 Teilen

Am Morgen des dritten Tages blickten alle Leute auf den Berg hin. Der Gipfel war mit einer dichten Wolke bedeckt, die immer dunkler wurde, bis sie sich herabsenkte und den ganzen Berg in Finsternis und furchterregendes Geheimnis hüllte. Dann ertönte ein Schall wie von einer Trompete, durch den das Volk aufgefordert wurde, Gott zu begegnen. Mose führte es bis an den Fuß des Berges. Aus der dichten Finsternis flammten grelle Blitze, und Donnerschläge hallten vom Berg, die sich als Echo an den umliegenden Höhen brachen. „Der ganze Berg Sinai aber rauchte, weil der HERR auf den Berg herabfuhr im Feuer; und der Rauch stieg auf wie der Rauch von einem Schmelzofen, und der ganze Berg bebte sehr.“ 2.Mose 19,18. „Und die Herrlichkeit des HERRN war anzusehen wie ein verzehrendes Feuer auf dem Gipfel des Berges vor den Kindern Israel.“ 2.Mose 24,17. „Und der Posaune Ton ward immer stärker.“ 2.Mose 19,19. So schrecklich waren die Zeichen der Gegenwart Jahwes, dass das ganze Volk Israel vor Furcht erzitterte und sich vor dem Herrn in den Staub warf. Selbst Mose rief aus: „Ich bin erschrocken und zittere.“ Hebräer 12,21. DPa.234.2 Teilen

Nun hörte der Donner auf, die Posaune verstummte, die Erde hatte sich beruhigt. Eine Zeitlang herrschte feierliches Schweigen. Dann hörte man die Stimme Gottes aus der dichten Finsternis, die ihn verhüllte. Vom Berg heraus, umgeben von einer Engelschar, verkündete er sein Gesetz. Mose beschrieb dieses Ereignis daraufhin so: „Der HERR ist vom Sinai gekommen und ist ihnen aufgeleuchtet von Seir her. Er ist erschienen vom Berge Paran her und ist gezogen nach Meribath-Kadesch; in seiner Rechten ist ein feuriges Gesetz für sie. Wie hat er sein Volk so lieb! Alle Heiligen sind in deiner Hand. Sie werden sich setzen zu deinen Füßen und werden lernen von deinen Worten.“ 5.Mose 33,2-3. DPa.234.3 Teilen

Jahwe offenbarte sich aber nicht nur in der furchterregenden Majestät des Richters und Gesetzgebers, sondern auch als mitleidsvoller Hüter seines Volks: „Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft, geführt habe.“ 2.Mose 20,2. Sie kannten ihn schon als ihren Führer und Befreier, der sie aus Ägypten geleitet und ihnen den Weg durch das Meer gebahnt, der Pharao und seine Heerscharen besiegt und sich dadurch allen Göttern Ägyptens überlegen gezeigt hatte. Nun verkündete Er ihnen sein Gesetz. Dieses Gesetz wurde nicht nur zum Wohl der Hebräer verkündigt. Gott zeichnete sie zwar aus, als er sie zu dessen Hütern und Bewahrern machte, aber es sollte ein heiliges Vermächtnis für die ganze Welt sein. Die in den Zehn Geboten aufgestellten Forderungen sind Menschen zur Unterweisung und Lebensführung gegeben. Es sind zehn Regeln, die kurz, umfassend, aber gebieterisch die Pflichten gegen Gott und den Nächsten enthalten und deren wesentliche Grundlage Liebe ist: „Du sollst Gott, deinen Herrn, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüte und deinen Nächsten wie dich selbst.“ Lukas 10,27. In diesen Zehn Geboten werden diese Grundsätze detailiert aufgeführt und auf die jeweilige Situation und dem Umfeld des Menschen angewandt. DPa.234.4 Teilen

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„Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.“ 2.Mose 20,3. Jahwe, der Ewige, Selbst-existierende, Ungeschaffene, der Schöpfer und Erhalter aller Dinge, hat allein das Recht zu höchster Verehrung und Anbetung. Der Mensch darf keinem anderen Wesen den ersten Platz in seinen Gefühlen oder seinem Handeln einräumen. Was auch immer wir schätzen mögen, sobald es unsere Liebe zu Gott mindert oder den ihm gebührenden Dienst beeinträchtigt, machen wir uns einen Gott daraus. DPa.235.1 Teilen

„Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist: Bete sie nicht an und diene ihnen nicht!“ 2.Mose 20,4.5. Das zweite Gebot verbietet die Anbetung des wahren Gottes in Bildern oder Abbildungen. Viele heidnische Völker behaupten, ihre Bilder seien nur Darstellungen oder Sinnbilder, durch die sie die Gottheit anbeten. Aber Gott hat solche Verehrung als Sünde bezeichnet. Der Versuch, den Ewigen als Gegenstand darzustellen, schwächt die Gottesvorstellung des Menschen. Das Gemüt, das sich von der unendlichen Vollkommenheit Jahwes abwendet, wird mehr vom Geschöpf als vom Schöpfer angezogen. Und mit dem sinkenden Gottesbegriff wird auch der Mensch selbst entwürdigt. DPa.235.2 Teilen

„Ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifernder Gott.“ 2.Mose 20,5. Die enge und heilige Beziehung Gottes zu seinem Volk wird durch den Vergleich mit der Ehe dargestellt. Götzendienst ist geistlicher Ehebruch, und Gottes Missfallen darüber wird berechtigt Eifersucht genannt. „ ... der die Missetat der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied an den Kindern derer, die mich hassen.“ 2.Mose 20,5. Es ist unvermeidlich, dass Kinder unter den Folgen elterlichen Fehlverhaltens leiden müssen. Aber sie werden für die Schuld der Eltern nicht zur Rechenschaft gezogen, es sei denn, sie hätten auch daran Anteil gehabt. Normalerweise treten aber die Kinder in die Fußtapfen ihrer Eltern. Durch Vererbung und Beispiel machen sie sich der gleichen Sünden wie ihre Eltern schuldig. Die Anlage zu schlechten Neigungen und negativen Gewohnheiten wird genauso wie körperliche Krankheit und Entartung vom Vater auf den Sohn bis ins dritte und vierte Glied vererbt. Diese schreckliche Wahrheit sollte ernstliche Kraft dazu verleihen, den Menschen von einem sündigen Lebenswandel abzuhalten. „ ... aber Barmherzigkeit erweist an vielen tausenden, die mich lieben und meine Gebote halten.“ 2.Mose 20,6. Das zweite Gebot verbietet die Anbetung falscher Götter, schließt aber als stillschweigende Folgerung die Anbetung des wahren Gottes ein. Und denen, die ihm aufrichtig dienen, wird Barmherzigkeit verheißen, nicht nur bis ins dritte oder vierte Glied wie der angedrohte Zorn für die, die ihn hassen, sondern bis in Tausende von Nachkommen. DPa.235.3 Teilen

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„Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der HERR wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht.“ 2.Mose 20,7. Dieses Gebot untersagt nicht nur Meineide und das übliche beteuernde Beschwören, sondern es verbietet, den Namen Gottes leichtfertig oder unbekümmert und ohne Rücksicht auf seine erhabene Bedeutung zu gebrauchen. Wir entehren ihn durch gedankenlose Erwähnung in der Unterhaltung, durch seine Anrufung bei geringfügigen Dingen und mit häufiger, unüberlegter Wiederholung. „Heilig und hehr ist sein Name.“ Psalm 111,9. Jeder sollte über Gottes Majestät, Reinheit und Heiligkeit nachdenken, damit das Gemüt von der Bedeutung seines erhabenen Wesens durchdrungen werde. Sein heiliger Name sollte deshalb nur ehrfurchtsvoll und ernst ausgesprochen werden. DPa.236.1 Teilen

„Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligest. Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun. Aber am siebenten Tage ist der Sabbat des HERRN, deines Gottes. Da sollst du keine Arbeit tun, auch nicht dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, dein Vieh, auch nicht dein Fremdling, der in deiner Stadt lebt. Denn in sechs Tagen hat der HERR Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was darinnen ist, und ruhte am siebenten Tage. Darum segnete der HERR den Sabbattag und heiligte ihn.“ 2.Mose 20,8-11. Der Sabbat wird nicht als eine neue Anordnung eingeführt, er ist vielmehr schon bei der Erschaffung der Erde eingeführt worden. Man soll sich daran erinnern und ihn halten im Gedenken an das Werk des Schöpfers. Weil durch ihn auf den Schöpfer Himmels und der Erde hingewiesen wird, unterscheidet man durch seine Befolgung den wahren Gott von allen falschen Göttern. Wer den 7. Tag hält, gibt damit zu erkennen, dass er Anbeter Jahwes ist. Somit ist der Sabbat das Zeichen des Gehorsams gegenüber Gott, solange ihm jemand auf Erden dient. Das vierte Gebot ist das einzige unter den zehn, das sowohl den Namen als auch den Anspruch des Gesetzgebers nennt und so zeigt, durch wessen Vollmacht das Gesetz gegeben wurde. Dadurch enthält es Gottes Siegel, das seinem Gesetz als Beweis der Echtheit und bindenden Kraft hinzugefügt wurde. DPa.236.2 Teilen

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Gott hat den Menschen sechs Tage zur Arbeit gegeben, und er verlangt, dass ihre persönlichen Dinge in diesen Tagen erledigt werden. Unbedingt notwendige Aufgaben und Liebeswerke sind am Sabbat erlaubt. Kranke und Leidende müssen jederzeit versorgt werden, aber überflüssige Arbeit ist unbedingt zu vermeiden. „Wenn du deinen Fuß am Sabbat zurückhältst und nicht deinen Geschäften nachgehst an meinem heiligen Tage und den Sabbat ‚Lust‘ nennst und den heiligen Tag des HERRN ‚Geehrt‘; wenn du ihn dadurch ehrst, dass du nicht deine Gänge machst und nicht deine Geschäfte treibst ...“ Aber es hört hier nicht auf: „... und kein leeres Geschwätz redest“, sagt der Prophet, „dann wirst du deine Lust haben am HERRN.“ Jesaja 58,13.14. Wer am Sabbat berufliche Angelegenheiten oder Planungen erörtert, der hat sich in Gottes Augen tatsächlich mit Geschäftlichem abgegeben. Um den Sabbat zu heiligen, sollen wir nicht einmal mit unseren Gedanken bei weltlichen Dingen verweilen. Das Gebot schließt auch jene Leute ein, die in unserem Haus leben. Selbst sie sollten in diesen geheiligten Stunden ihre irdischen Aufgaben beiseite legen, damit alle sich zu willigem Gottesdienst an seinem heiligen Tag zusammenfinden können. DPa.237.1 Teilen

„Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf dass du lange lebest in dem Lande, das dir der HERR, dein Gott, geben wird.“ 2.Mose 20,12. Die Eltern haben in einer Weise Anspruch auf Liebe und Achtung, wie es keinem anderen zusteht. Gott selbst hat ihnen die Verantwortung für jene Menschen auferlegt, die ihrer Obhut anvertraut sind und hat bestimmt, dass sie an seiner Stelle stehen sollten, solange die Kinder noch jung sind. Wer also die rechtmäßige Autorität seiner Eltern ablehnt, verwirft die Autorität Gottes. Das fünfte Gebot verlangt von den Kindern nicht nur Dankbarkeit, Unterordnung und Gehorsam den Eltern gegenüber, sondern auch Liebe und fürsorgliche Rücksichtnahme. Sie sollen ihnen die Mühsal erleichtern, auf ihren guten Ruf bedacht sein, sowie im Alter für sie sorgen und ihnen Freude machen. Das Gebot schließt aber auch Achtung vor Predigern, vor der Obrigkeit und allen anderen ein, denen Gott Autorität übertragen hat. DPa.237.2 Teilen

Das, sagt der Apostel, „ist das erste Gebot, das eine Verheißung hat“. Epheser 6,2. Für Israel, das bald in Kanaan einzuziehen hoffte, verbürgte es den Gehorsamen langes Leben in jenem guten Land. Aber es hat umfassendere Bedeutung, weil es das ganze Israel Gottes einschließt. Ihm verheißt es ewiges Leben auf einer Erde, nachdem sie vom Fluch der Sünde befreit sein wird. DPa.237.3 Teilen

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„Du sollst nicht töten.“ 2.Mose 20,13. Folgende Dinge sind mehr oder weniger Übertretung des sechsten Gebotes: Jede Ungerechtigkeit, die zur Verkürzung eines Menschenlebens führt; Hassgefühle, Rachsucht und andere Leidenschaften, die sich schädlich auf andere Menschen auswirken oder uns auch nur veranlassen, ihnen Böses zu wünschen, denn „wer seinen Bruder hasst, der ist ein Totschläger“. 1.Johannes 3,15. Ferner Vernachlässigung der Bedürftigen oder Leidenden aus selbstsüchtigen Gründen und zudem alle zügellose Genusssucht wie auch unnötige Entbehrung oder übertriebene Arbeitsleistung, die zur Schädigung der Gesundheit führt. DPa.238.1 Teilen

„Du sollst nicht ehebrechen.“ 2.Mose 20,14. Dieses Gebot verbietet nicht nur unreine Handlungen, sondern auch sinnliche Gedanken und Begierden oder irgendwelche Gewohnheiten, durch die sie erregt werden könnten. Gott fordert nicht allein die äußerliche Reinheit, sondern die des Herzens, der geheimsten Gefühle und Wünsche. Auch Christus, der die weitreichende Verbindlichkeit des Gesetzes Gottes lehrte, bezeichnete entsprechende Gedanken oder Blicke genauso als Sünde wie die unerlaubte Tat. DPa.238.2 Teilen

„Du sollst nicht stehlen.“ 2.Mose 20,15. Dieses Verbot umfasst offenkundige und auch verborgene Sünden. Das achte Gebot verurteilt Menschenraub und Sklavenhandel und verbietet Eroberungskriege. Es verdammt Diebstahl und Raub und fordert unbedingte Redlichkeit in den kleinsten Dingen des Lebens. Es verbietet das Übervorteilen im Geschäftsleben und verlangt gerechte Bezahlung bei Verpflichtungen oder Arbeitslöhnen. Es erklärt jeden Versuch, sich durch die Unwissenheit, die Schwäche oder das Missgeschick eines anderen Vorteile zu verschaffen, für Betrug, der in den Büchern des Himmels verzeichnet wird. DPa.238.3 Teilen

„Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.“ 2.Mose 20,16. Damit ist jede unwahre Aussage in irgendwelchen Streitfragen gemeint, jeder Versuch oder Plan, unseren Nächsten zu täuschen. Und absichtliche Täuschung ist Lüge. Man kann mit einem flüchtigen Blick, mit einer Handbewegung oder durch das Mienenspiel Unwahrheiten genauso ausdrücken wie mit Worten. Jede bewusste Übertreibung oder Anspielung, die darauf aus ist, einen falschen Eindruck zu erwecken, ja sogar Berichterstattung im Sinne einer Unterstellung ist Lüge. Dieses Gebot verbietet jeden Versuch, dem guten Ruf des Nächsten durch falsche Darstellung und schlimme Verdächtigungen, Verleumdungen und deren Weitergabe zu schaden. Selbst das vorsätzliche Vertuschen der Wahrheit, woraus anderen dann Schaden entstehen kann, ist damit eine Übertretung des neunten Gebotes. DPa.238.4 Teilen

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„Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau, Knecht, Magd, Rind, Esel noch alles, was dein Nächster hat.“ 2.Mose 20,17. Das zehnte Gebot trifft unmittelbar die Wurzel aller Sünden, wenn es selbstsüchtiges Verlangen verbietet, dem die sündige Tat entspringt. Wer im Gehorsam gegen Gottes Gesetz sündige Wünsche nach etwas bezähmt, das anderen gehören, wird sich durch keine Übeltat am Mitmenschen schuldig machen. DPa.239.1 Teilen

Dies waren die heiligen Vorschriften der Zehn Gebote, die unter Blitz und Donner mit wunderbarer Machtentfaltung und Majestät des großen Gesetzgebers gesprochen wurden. Gott verkündete sein Gesetz mit Kraft und in Herrlichkeit, damit das Volk das ganze Geschehen nie vergäße und mit tiefer Ehrfurcht vor dem Urheber des Gesetzes, dem Schöpfer Himmels und der Erde, erfüllt werde. Er wollte allen Menschen Heiligkeit, Bedeutung und ewige Gültigkeit seines Gesetzes kundtun. DPa.239.2 Teilen

Das Volk Israel war vom Schrecken überwältigt. Die ehrfurchtgebietende Sprache Gottes erschien ihm mehr, als es tragen konnten. Denn als ihm Gottes erhabene Rechtsordnung dargelegt wurde, begriff es wie nie zuvor das widerwärtige Wesen der Sünde und seine eigene Schuld in den Augen des großen Gottes. Furchtsam und in heiliger Scheu wichen die Hebräer vom Berg zurück. Die Menge rief nach Mose: „Und sie sagten zu Mose: ‚Rede du mit uns, dann wollen wir zuhören. Gott soll nicht direkt zu uns sprechen, sonst werden wir sterben.‘“ Mose sprach: „Eure Ehrfurcht vor ihm soll euch davon abhalten Schuld auf euch zu laden!“ 2.Mose 20,19.20 (NL). Das Volk hielt sich zwar weiterhin fern und sah erschreckt auf das, was vor sich ging, während Mose „sich der dunklen Wolke näherte, in der Gott war.“ 2.Mose 20,21 (NL). DPa.239.3 Teilen

Das durch Sklaverei und Heidentum abgestumpfte und erniedrigte Volk war nicht darauf vorbereitet, die Tragweite der Zehn Gebote ganz zu erfassen. Damit sie nun die Verpflichtungen des Dekalogs besser verstünden und auch erfüllten, wurden ihnen zusätzliche Vorschriften gegeben, die die Grundsätze der Zehn Gebote veranschaulichten und zeitgemäß erklärten. Diese Gesetze nannte man Rechtsordnungen; einmal weil sie in unendlicher Weisheit und Gerechtigkeit ersonnen waren, zum andern weil die ehrenamtlichen Richter danach Recht sprechen sollten. Zum Unterschied von den Zehn Geboten wurden sie Mose persönlich von Gott übergeben, damit er sie dem Volk mitteilte. DPa.239.4 Teilen

Das erste dieser Gesetze bezog sich auf die Dienerschaft. Im Altertum verkauften die Richter Übeltäter manchmal in die Sklaverei. In einigen Fällen taten es Gläubiger mit ihren Schuldnern. Und hin und wieder trieb die Armut Menschen dazu, sich oder ihre Kinder zu verkaufen. Aber ein Hebräer durfte nicht auf Lebenszeit als Sklave verkauft werden. Seine Dienstbarkeit dauerte höchstens sechs Jahre; im siebenten musste er wieder freigelassen werden. Menschenraub, vorsätzlicher Mord und Rebellion gegen die elterliche Autorität wurden mit dem Tod bestraft. Es war erlaubt, Nicht-Israeliten als Sklaven zu halten, aber sie standen unter strengem Schutz. Der Mörder eines Sklaven wurde bestraft. Jede ihm durch seinen Herrn zugefügte Verletzung, und sei es nur ein ausgeschlagener Zahn, berechtigte ihn dazu, freigelassen zu werden. Die Israeliten waren bis vor kurzem selbst Sklaven gewesen. Nun, da sie ihrerseits welche halten durften, sollten sie sich vor jenen Grausamkeiten und ungerechten Forderungen hüten, unter denen sie bei den ägyptischen Fronvögten gelitten hatten. In Erinnerung an ihre eigene bittere Knechtschaft sollten sie sich in die Lage der Sklaven versetzen können und freundlich und verständnisvoll mit ihnen umgehen, das heißt, sie so behandeln, wie man selbst behandelt werden möchte. DPa.239.5 Teilen

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Die Rechte der Witwen und Waisen waren besonders geschützt; das forderte eine schonende Berücksichtigung in ihrer hilflosen Lage: „Ihr sollt Witwen und Waisen nicht bedrücken. Wirst du sie bedrücken und werden sie zu mir schreien, so werde ich ihr Schreien erhören. Dann wird mein Zorn entbrennen, dass ich euch mit dem Schwert töte und eure Frauen zu Witwen und eure Kinder zu Waisen werden.“ 2.Mose 22,21-23. Auch Fremde, die sich Israel angeschlossen hatten, waren vor Unrecht und Härte zu schützen. „Die Fremdlinge sollt ihr nicht unterdrücken; denn ihr wisst um der Fremdlinge Herz, weil ihr auch Fremdlinge in Ägyptenland gewesen seid.“ 2.Mose 23,9. DPa.240.1 Teilen

Von einem Armen Wucherzinsen zu nehmen, war verboten. Nahm man von ihm Bekleidung oder Decke als Pfand, mussten sie am Abend zurückgegeben werden. Wer gestohlen hatte, musste das Doppelte ersetzen. Das Gesetz schärfte Achtung vor Richtern und Regierenden ein, warnte jedoch andererseits die Richter, Urteile zu fälschen, rechtswidrige Angelegenheiten zu unterstützen oder sich bestechen zu lassen. Verleumdung und üble Nachrede waren unbedingt zu unterlassen, und freundliches Verhalten, selbst persönlichen Feinden gegenüber, war Pflicht. DPa.240.2 Teilen

Und wieder erinnerte Gott das Volk an die heilige Verbindlichkeit des Sabbats. Er setzte jährliche Feste ein, an denen sich alle Männer vor dem Herrn versammeln sollten, um ihm Dankopfer und die ersten Früchte seines Segens zu bringen. Der Sinn all dieser Anordnungen wurde ihnen genannt: Sie entstammten keinem willkürlich ausgeübten Herrschaftsanspruch, sondern dienten zum Besten Israels. Der Herr sagte: „Ihr sollt mir heilige Leute sein“ (2.Mose 22,30), würdig, von einem heiligen Gott anerkannt zu werden. DPa.240.3 Teilen

Mose sollte diese Gesetze aufschreiben und als Grundlage des nationalen Rechts sorgfältig aufbewahren. Zusammen mit den Zehn Geboten, zu deren Erläuterung sie gegeben worden waren, enthielten sie die Bedingung zur Erfüllung der göttlichen Verheißungen für Israel. DPa.240.4 Teilen

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Jahwe verkündigte ihnen nun folgende Botschaft: „Siehe, ich sende einen Engel vor dir her, der dich behüte auf dem Wege und dich bringe an den Ort, den ich bestimmt habe. Hüte dich vor ihm und gehorche seiner Stimme und sei nicht widerspenstig gegen ihn; denn er wird euer Übertreten nicht vergeben, weil mein Name in ihm ist. Wirst du aber auf seine Stimme hören und alles tun, was ich dir sage, so will ich deiner Feinde Feind und deiner Widersacher Widersacher sein.“ 2.Mose 23,20-22. DPa.241.1 Teilen

Auf allen Wanderungen war Christus für die Israeliten in der Wolken und Feuersäule wegweisend. Sie hatten wohl Sinnbilder, die auf einen künftigen Erlöser verwiesen; doch war er für sie auch gegenwärtig, weil er ihnen durch Mose Anweisungen gab und ihnen als die einzige Quelle des Segens dargestellt wurde. DPa.241.2 Teilen

Als Mose vom Berg herabkam, sagte er „dem Volk alle Worte des HERRN und alle Rechtsordnungen. Da antwortete alles Volk wie aus einem Munde: Alle Worte, die der HERR gesagt hat, wollen wir tun“. 2.Mose 24,3. Dieses Versprechen zusammen mit den Worten des Herrn, die es zum Gehorsam verpflichteten, wurde von Mose in ein Buch geschrieben. DPa.241.3 Teilen

Dann folgte die Bestätigung des Bundes. Am Fuß des Berges wurde ein Altar errichtet und daneben zwölf Säulen „nach den zwölf Stämmen Israels“ (2.Mose 23,4) zum Zeugnis, dass sie den Bund angenommen hatten. Darauf brachten junge Männer, die für diesen Dienst ausgewählt wurden, Opfer dar. DPa.241.4 Teilen

Mose besprengte den Altar mit dem Opferblut, dann nahm er „das Buch des Bundes und las es vor den Ohren des Volks“. 2.Mose 24,7. So wurden die Bedingungen des Bundes feierlich wiederholt, und jedem stand es frei, sie zu erfüllen oder nicht. Sie hatten anfangs schon versprochen, der Stimme Gottes zu gehorchen. Aber dann erlebten sie die Verkündigung seines Gesetzes, dessen Grundsätze ihnen hier ausführlich erklärt wurden, damit sie wissen konnten, was alles zu diesem Bund gehörte. Wiederum antwortete nun das Volk einstimmig: „Alles, was der HERR gesagt hat, wollen wir tun und darauf hören.“ 2.Mose 24,7. „Als Mose alle Gebote nach dem Gesetz dem ganzen Volk vorgelegt hatte, nahm er das Blut ... und besprengte das Buch und alles Volk und sprach: ‚Das ist das Blut des Bundes, den Gott euch geboten hat.‘“ Hebräer 9,19.20. DPa.241.5 Teilen

Nun wurde die Einsetzung des erwählten Volkes unter Jahwe als seinem König vorbereitet. Mose hatte den Befehl erhalten: „Steig herauf zum HERRN, du und Aaron, Nadab und Abihu und siebzig von den Ältesten Israels, und betet an von ferne. Aber Mose allein nahe sich zum HERRN.“ 2.Mose 24,1.2. Während das Volk am Fuß des Berges betete, wurden diese erwählten Männer auf den Berg gerufen. Die siebzig Ältesten sollten Mose in der Leitung Israels unterstützen. Gott legte deshalb seinen Geist auf sie und zeichnete sie durch einen Blick auf seine Macht und Größe aus. Sie „sahen den Gott Israels. Unter seinen Füßen war es wie eine Fläche von Saphir und wie der Himmel, wenn es klar ist.“ 2.Mose 24,10. Sie sahen nicht Gott selbst, nahmen aber die Herrlichkeit seiner Gegenwart wahr. Früher hätten sie das nicht ertragen können, aber das Erleben der göttlichen Macht hatte sie ehrfurchtsvoll Buße tun lassen. Sie versenkten sich in die Betrachtung seiner Herrlichkeit, Reinheit und Barmherzigkeit, bis sie sich ihm nähern konnten, dem all ihre Gedanken galten. DPa.241.6 Teilen

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Nun wurde Mose mit „seinem Diener Josua“ (2.Mose 24,13) aufgefordert, Gott zu begegnen. Und da sie eine Zeitlang abwesend sein sollten, bestimmte Mose nun Aaron und Hur zu seinen Stellvertretern, die die Unterstützung der Ältesten haben sollten. „Als nun Mose auf den Berg kam, bedeckte die Wolke den Berg, und die Herrlichkeit des HERRN ließ sich nieder auf dem Berg Sinai.“ 2.Mose 24,15.16. Sechs Tage lang bedeckte die Wolke den Berg zum Zeichen für Gottes außergewöhnliche Gegenwart. Doch es fand keine Offenbarung oder Willensbekundung statt. Während dieser Zeit hielt sich Mose bereit, in die Gegenwart des Allerhöchsten zu kommen. Der Herr hatte ihm gesagt: „Komm herauf zu mir auf den Berg und bleib daselbst“ (2.Mose 24,12), und obwohl Moses Geduld und sein Gehorsam auf die Probe gestellt wurden, wachte er unermüdlich und verließ seinen Platz nicht. Diese Wartezeit diente ihm zur Vorbereitung und gründlichen Selbstprüfung. Denn selbst dieser begnadete Diener Gottes konnte sich nicht sogleich der Gegenwart des Höchsten nahen und die Offenbarung seiner Herrlichkeit ertragen. Sechs Tage lang musste er sich Gott in ernstem Gebet und Selbstprüfung weihen, bevor er vorbereitet war für die persönliche Begegnung mit seinem Schöpfer. DPa.242.1 Teilen

Am siebenten Tag, einem Sabbat, wurde Mose in die dichte Wolke gerufen. Vor den Augen ganz Israels öffnete sie sich, und die Herrlichkeit des Herrn brach hervor wie ein verzehrendes Feuer. „Und Mose ging mitten in die Wolke hinein und stieg auf den Berg und blieb auf dem Berge vierzig Tage und vierzig Nächte.“ 2.Mose 24,18. In diese Zeit des Aufenthalts auf dem Berg waren die sechs Vorbereitungstage nicht inbegriffen. Während jener Tage war Josua bei Mose, und sie aßen miteinander Manna und tranken von dem Bach, der aus dem Berg floß. Aber Josua trat nicht mit in die Wolke. Er blieb außerhalb und aß und trank täglich, während er auf Mose wartete. Mose aber fastete während der vierzig Tage. DPa.242.2 Teilen

Auf dem Berg erhielt Mose Anweisungen für den Bau eines Heiligtums, in dem sich Gottes Gegenwart auf besondere Weise offenbaren sollte. „Sie sollen mir ein Heiligtum machen, dass ich unter ihnen wohne“ (2.Mose 25,8), hieß der Befehl Gottes. Und zum dritten Mal schärfte er ihm die Beobachtung des Sabbats ein. „Er ist ein ewiges Zeichen zwischen mir und den Israeliten“, sagte der Herr, „damit ihr erkennt, dass ich der HERR bin, der euch heiligt. Darum haltet meinen Sabbat, denn er soll euch heilig sein ... Wer eine Arbeit am Sabbat tut, der soll ausgerottet werden aus seinem Volk.“ 2.Mose 31,17.13.14. DPa.242.3 Teilen

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Da kurze Zeit vorher genaue Anordnungen für die unverzügliche Errichtung der Stiftshütte zum Gottesdienst erteilt worden waren, lag für das Volk die Schlussfolgerung nahe, dass im Hinblick auf die Herrlichkeit Gottes und weil es dringend einer Anbetungsstätte bedurfte, Bauarbeiten auch am Sabbat gerechtfertigt wären. Um sie vor diesem Irrtum zu bewahren, erhielten die Hebräer diese Warnung. Selbst die Herrlichkeit und Dringlichkeit des besonderen Werkes für Gott durfte sie nicht dazu verleiten, seinen heiligen Ruhetag zu verletzen. DPa.243.1 Teilen

Von nun an sollte das Volk durch die dauernde Gegenwart seines himmlischen Königs geehrt werden. „Ich will unter den Israeliten wohnen und ihr Gott sein“, „... das Heiligtum wird geheiligt werden durch meine Herrlichkeit“ (2.Mose 29,45.43), lautete die Mose gegebene Versicherung. Als ein Symbol der Autorität Gottes und Verkörperung seines Willens erhielt Mose eine Abschrift der Zehn Gebote, die Gottes Finger auf zwei Steintafeln geschrieben hatte. 2.Mose 32,15.16. Sie sollten nach der Errichtung der Stiftshütte, dem sichtbaren Mittelpunkt der Nation im Hinblick auf deren Gottesdienst, würdig darin aufbewahrt werden. DPa.243.2 Teilen

Aus einem Sklavenvolk waren die Israeliten über alle Völker erhöht worden, um zum besonderen Eigentum des Königs der Könige zu werden. Gott hatte sie von der Welt abgesondert, damit er ihnen heiliges Gut anvertrauen könnte. Er machte sie zu Hütern seines Gesetzes und wollte durch sie die Gotteserkenntnis unter den Menschen bewahren. So sollte das Licht des Himmels in eine dunkle Welt scheinen und eine Stimme hörbar werden, die alle Völker aufforderte, sich vom Götzendienst abzuwenden und dem lebendigen Gott zu dienen. Wenn Israel seinem Auftrag treu nachkäme, würde es eine weltbewegende Kraft werden. Gott selbst wollte sein Schild sein und es über alle anderen Völker erhöhen. Dann würde durch die Israeliten sein Licht und seine Wahrheit offenbart, sie selbst aber überragten dann unter seiner weisen, heiligen Führung als Beispiel für die Erhabenheit seiner Anbetung jeden Götzendienst. DPa.243.3 Teilen

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