Portrait von Ellen White
A-   A+
A-   A+
Bücher
Achtung, noch nicht 100% für das Handy optimiert.
Ich arbeite parallel an der APP.
Kapitel 39: Die Eroberung von Basan
Kapitel 39: Die Eroberung von Basan
347

Auf Grundlage von 5.Mose 2; 5.Mose 3,1-11. DPa.347 Teilen

Nachdem die Israeliten südlich um Edom herumgezogen waren, wandten sie sich wieder nach Norden mit Blick auf das verheißene Land. Ihr Weg führte jetzt über eine weite Hochebene, über die kühle, frische Winde von den Bergen her wehten. Nach dem ausgedörrten Tal, das sie durchwandert hatten, war das eine willkommene Abwechslung. Hoffnungsvoll und in gehobener Stimmung beschleunigten sie ihre Schritte. Nachdem der Bach Sered überquert war, zogen sie östlich von Moab weiter. Der Herr hatte ihnen ja befohlen: „Du sollst den Moabitern keinen Schaden tun noch sie bekriegen; ich will dir von ihrem Land nichts zum Besitz geben, denn ich habe Ar den Söhnen Lot zum Besitz gegeben.“ 5.Mose 2,9. Dieselbe Anweisung erhielten sie bezüglich der Ammoniter, die ebenfalls Nachkommen Lots waren. DPa.347.1 Teilen

Weiter ging es nach Norden, und bald erreichten sie das Land der Amoriter. Ursprünglich besaß dieses starke, kriegerische Volk den südlichen Teil Kanaans. Als sie aber zahlenmäßig zunahmen, gingen sie über den Jordan, fingen Krieg mit den Moabitern an und eroberten einen Teil ihres Gebiets. Hier ließen sie sich nieder und beherrschten nun das ganze Land vom Arnon im Süden bis zum Jabbok im Norden. Durch dieses Gebiet führte der Weg zum Jordan, den die Israeliten gehen wollten. Darum sandte Mose eine freundliche Botschaft an Sihon, den Amoriterkönig, in dessen Hauptstadt: „Ich will durch dein Land ziehen. Nur wo die Straße geht, will ich gehen; ich will weder zur Rechten noch zur Linken vom Weg abweichen. Speise sollst du mir für Geld verkaufen, damit ich zu essen habe, und Wasser sollst du mir für Geld geben, damit ich zu trinken habe. Ich will nur hindurchziehen.“ 5.Mose 2,27.28. Die Antwort war eine entschiedene Weigerung. Die Amoriter boten ihr ganzes Heer auf, dem Vormarsch der Eindringlinge entgegenzutreten. Diese Kriegsschar versetzte die Israeliten in Schrecken. Auf einen Zusammenstoß mit so gut bewaffneten und ausgebildeten Streitkräften waren sie nur schlecht vorbereitet. Was Geschicklichkeit in der Kriegführung betraf, waren also ihre Feinde im Vorteil. Nach menschlichem Ermessen würde es mit Israel ein schnelles Ende nehmen. DPa.347.2 Teilen

348

Aber Mose hielt seinen Blick fest auf die Wolkensäule gerichtet und ermutigte die Israeliten mit dem Hinweis, dass das Zeichen der Gegenwart Gottes noch immer bei ihnen sei. Gleichzeitig ordnete er an, alles was in menschlicher Macht stand, zur Vorbereitung eines Krieges zu tun. Ihre Feinde waren kampfbegierig und hofften zuversichtlich, die unvorbereiteten Israeliten bald aus dem Land zu vertreiben. Aber der Herr aller Länder hatte dem Führer Israels den Auftrag gegeben: „Macht euch auf und zieht aus und geht über den Arnon! Siehe, ich habe Sihon, den König der Amoriter zu Hesbon, in deine Hände gegeben mit seinem Lande. Fange an, es einzunehmen, und kämpfe mit ihm. Von heute an will ich Furcht und Schrecken vor dir auf alle Völker unter dem ganzen Himmel legen, damit, wenn sie von dir hören, ihnen bange und weh werden soll vor deinem Kommen.“ 5.Mose 2,24.25. DPa.348.1 Teilen

Diese Völker an Kanaans Grenzen wären verschont geblieben, wenn sie nicht Gottes Wort getrotzt und den Vormarsch Israels versucht hätten zu verhindern. Der Herr hatte sich selbst diesen heidnischen Völkern gegenüber langmütig und von großer Freundlichkeit und Barmherzigkeit erzeigt. Als dem Abraham in einer Vision gezeigt wurde, dass seine Nachkommen, die Kinder Israel, 400 Jahre lang Fremdlinge in einem unbekannten Land sein sollten, gab ihm der Herr die Verheißung: „Sie aber sollen erst nach vier Menschenaltern wieder hierher kommen; denn die Missetat der Amoriter ist noch nicht voll.“ 1.Mose 15,16. Obwohl die Amoriter Götzendiener waren, die wegen ihrer großen Bosheit das Leben mit Recht verwirkt hatten, schonte Gott die Amoriter 400 Jahre lang. Deutlich wollte er ihnen zeigen, dass er der allein wahre Gott, der Schöpfer Himmels und der Erde war. Sie kannten alle seine Wunder, die er vollbracht hatte, als er Israel aus Ägypten führte. Sie hatten genug gesehen und gehört, um die Wahrheit zu kennen, wenn sie nur bereit gewesen wären, sich von Abgötterei und Ausschweifung abzuwenden. Aber sie verwarfen die Erkenntnis und hielten an ihren Götzen fest. DPa.348.2 Teilen

Als der Herr sein Volk zum zweiten Mal an die Grenzen Kanaans führte, gewährte er jenen heidnischen Völkern weitere Beweise seiner Macht. Sie erlebten, dass Gott mit den Israeliten war, als sie über König Arad und die Kanaaniter siegten, und dass er jenes Wunder wirkte, durch das sie vom Biss der Schlangen geheilt wurden. Obwohl den Israeliten der Durchzug durch das Land Edom verwehrt wurde und sie deshalb gezwungen waren, den langen, beschwerlichen Weg zum Roten Meer zurück zu nehmen, hatten sie auf allen Wanderungen und auf den Lagerplätzen an Edom, Moab und Ammon vorbei weder Feindseligkeit bewiesen noch den dortigen Bewohnern und ihren Besitztümern irgendwelchen Schaden zugefügt. Als sie die Grenze der Amoriter erreichten, erbaten sie wiederum nur die Erlaubnis, geradeswegs durch das Land ziehen zu dürfen. Sie versprachen, dieselben Regeln zu beachten wie im Umgang mit anderen Völkern. Als der Amoriterkönig diese höfliche Bitte abschlug und in trotziger Verachtung sein Heer zum Kampf sammelte, war das Maß der Bosheit für die Amoriter voll. Nun wandte Gott seine Macht zu ihrer Vernichtung an. DPa.348.3 Teilen

349

Die Israeliten überquerten den Fluss Arnon und rückten gegen den Feind vor. Es kam zum Gefecht, bei dem sie Sieger blieben. Und infolge der gewonnenen Überlegenheit waren sie bald im Besitz des Amoriterlandes. Der Herr der Heerscharen Gottes hatte die Feinde seines Volkes überwältigt. Er hätte das auch 38 Jahre zuvor getan, wenn Israel ihm nur vertraut hätte. DPa.349.1 Teilen

Voll Hoffnung und Mut drängte Israels Heer voran. Bald erreichte es, nach nördlicher Richtung folgend, ein Land, an dem es seinen Mut und sein Gottvertrauen erproben konnte. Vor ihm lag nämlich das mächtige, dicht bevölkerte Reich Basan, das von großen steinernen Städten übersät war, die bis zum heutigen Tag Bewunderung erregen, „sechzig Städte, ... die befestigt waren mit hohen Mauern, Toren und Riegeln, außerdem sehr viele offene Städte“. 5.Mose 3,4.5. Die Häuser waren aus riesigen schwarzen Steinen erbaut und von solch erstaunlicher Größe, dass sie zu der Zeit für jede Streitmacht uneinnehmbar schienen. Das Land war voll unbewohnter Höhlen, es hatte steiles Gefälle, gähnende Abgründe und felsige Bergwände. Die Einwohner, Nachkommen eines riesenhaften Geschlechts, waren selbst außergewöhnlich groß und stark und bekannt für ihre gewalttätige Grausamkeit. Sie bildeten den Schrecken aller umliegenden Völker; und Og, der König des Landes, überragte selbst sein Volk von Riesen noch an Größe und Tapferkeit. DPa.349.2 Teilen

Aber die Wolkensäule bewegte sich vorwärts, und unter ihrer Führung rückten die Hebräer vor bis Edrei, wo der Riesenkönig samt seinen Streitkräften ihr Herannahen erwartete. Og hatte den Kampfplatz äußerst geschickt gewählt. Die Stadt Edrei lag am Rande einer Hochebene, die steil aus dem Flachland aufstieg und mit schartigen, vulkanischen Gesteinsbrocken bedeckt war. Man konnte nur auf schmalen, steilen Pfaden an sie herankommen, die sehr mühsam zu ersteigen waren. Für den Fall einer Niederlage flüchteten Ogs Streitkräfte in jene Felsenwüste, wohin die fremden Heere ihnen unmöglich zu folgen vermochten. DPa.349.3 Teilen

Siegessicher kam der König mit einem gewaltigen Heer in das offene Land hinaus. Gleichzeitig hörte man herausforderndes Geschrei von der Hochebene, wo die Speere von Tausenden kampfbegieriger Krieger sichtbar wurden. Die Hebräer sahen die hohe Gestalt jenes Riesen der Riesen, der seine Streiter noch überragte. Sie nahmen die Heerscharen wahr, die ihn umgaben, und die scheinbar uneinnehmbare Festung, hinter der sich unsichtbar weitere Tausende verschanzt hatten. Da zitterten viele in Israel vor Furcht. Aber Mose blieb ruhig und fest; denn der Herr der Heerscharen hatte über den König von Basan gesagt: „Fürchte dich nicht vor ihm, denn ich habe ihn und sein ganzes Kriegsvolk mit seinem Land in deine Hände gegeben. Und du sollst mit ihm tun, wie du mit Sihon, dem König der Amoriter getan hast, der zu Hesbon herrschte.“ 5.Mose 3,2. DPa.349.4 Teilen

350

Mit der ruhigen Zuversicht ihres Führers kam Gottvertrauen auch über die Israeliten. Sie vertrauten Gottes Allmacht, und er ließ sie nicht allein. Vor dem Herrn der Heerscharen Gottes konnten weder gewaltige Riesen noch befestigte Städte, weder eine bewaffnete Kriegsmacht noch Gebirgsfestungen standhalten. Er selbst ging dem Heer seines Volkes voran, er schlug den Feind und siegte für Israel. Der Riesenkönig und sein Heer wurden vernichtet, und die Israeliten nahmen sogleich Besitz vom ganzen Land. So wurde ein Volk, das sich dem Laster und verabscheuungswürdiger Abgötterei ergeben hatte, vom Erdboden vertilgt. DPa.350.1 Teilen

Bei der Eroberung von Gilead und Basan erinnerten sich viele an die Ereignisse bei Kadesch, die Israel vor fast 40 Jahren zu der langen Wüstenwanderung verurteilten. Sie begriffen, dass der Bericht der Kundschafter über das verheißene Land in vieler Beziehung gestimmt hatte. Die Städte waren von hohen Mauern umgeben und von Riesen bewohnt, denen gegenüber die Hebräer Zwerge waren. Aber sie erkannten nun auch den verhängnisvollen Irrtum ihrer Väter, die Gottes Macht bezweifelten. Einzig und allein das hatte sie damals daran gehindert, das Gelobte Land sofort zu betreten. DPa.350.2 Teilen

Als sie sich das erste Mal vorbereiteten, Kanaan zu betreten, war das Unternehmen weit weniger schwierig als nun. Gott hatte seinem Volk verheißen, er werde ihm vorangehen und kämpfen, wenn es nur seiner Stimme gehorchte. Um die Bewohner zu vertreiben, wollte er auch Hornissen schicken. Allgemein erregten die Israeliten zu jener Zeit noch keine Furcht bei den Völkern. Es war nur wenig geschehen, um ihr Vorrücken aufzuhalten. Aber als der Herr nun gebot, vorwärts zu gehen, mussten sie gegen wachsame, mächtige Feinde anrücken und mit großen, gut ausgebildeten Heeren streiten, die gerüstet waren, ihren Vormarsch aufzuhalten. DPa.350.3 Teilen

Im Kampf gegen Og und Sihon hatte das Volk die gleiche Prüfung zu bestehen, bei der seine Väter so scheiterten. Nur war die Bewährungsprobe nun viel schwerer als damals, als Gott Israel erstmals befohlen hatte, voranzugehen. Die Schwierigkeiten auf ihrem Weg hatten wesentlich zugenommen, seitdem sich die Israeliten geweigert hatten, es im Namen des Herrn zu tun. DPa.350.4 Teilen

So stellt Gott sein Volk auch heute noch auf die Probe. Verliert es die Geduld dabei, wird er es einer zweiten Prüfung unterziehen, dann aber strenger und härter als vorher. Und das wird sich wiederholen, bis es dem Volk gelingt, die Prüfung zu bestehen, oder bis Gott ihm die Erkenntnis entzieht und es der Finsternis überlässt, weil es widerspenstig geblieben ist. Die Hebräer erinnerten sich nun, wie sie einst in die Flucht geschlagen und Tausende getötet wurden, als ihre Streitkräfte in den Kampf gezogen waren. Aber damals gingen sie gegen den ausdrücklichen Befehl Gottes vor, und zwar ohne Mose, der von Gott zur Führung ausersehen war, ohne die Wolkensäule, das Sinnbild der Gegenwart Gottes, und ohne die Bundeslade. Diesmal aber war Mose bei ihnen und ermutigte sie mit zuversichtlichen, gläubigen Worten. Voran ging ihnen der Sohn Gottes in der Wolkensäule, und die heilige Lade begleitete das Heer. Diese Erfahrung ist zur Lehre für uns gegeben. Der mächtige Gott Israels ist auch unser Gott. Auf ihn können wir uns verlassen. Und wenn wir seinen Geboten gehorchen, wird er uns auf ebenso einzigartige Weise helfen wie seinem Volk damals. Jeder, der versucht, den Weg der Pflichterfüllung zu gehen, wird zeitweise von Zweifel und Unglauben angefochten sein. Manchmal ist der Weg von scheinbar unüberwindlichen Hindernissen versperrt, so dass jene verzagen, die in der Mutlosigkeit klein beigeben. Aber gerade zu ihnen sagt Gott: Geht voran! Tut um jeden Preis eure Pflicht! Die Schwierigkeiten, die so furchtbar erscheinen, dass sie euch mit Schrecken erfüllen, werden verschwinden, wenn ihr gehorsam vorwärts geht und in Demut auf Gott vertraut. DPa.350.5 Teilen

7195
32991
Weiter zu "Kapitel 40: Bileam"
Stichwörter