Portrait von Ellen White
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Kapitel 26: Vom Roten Meer zum Sinai
Kapitel 26: Vom Roten Meer zum Sinai
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Auf Grundlage von 2.Mose 15,22-27; 2.Mose 16-18. DPa.222 Teilen

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Vom Roten Meer aus setzte die ganze Gemeinde Israel ihre Wanderung .unter der Leitung der Wolkensäule fort. Die Landschaft ringsum war trostlos — kahle Berge, unfruchtbare Ebenen und das weite Meer, dessen Küste übersät war mit den Leichen ihrer Feinde. Doch im Bewusstsein ihrer Freiheit waren die Israeliten voller Freude, und alle unzufriedenen Überlegungen waren verstummt. DPa.223.1 Teilen

Schon drei Tage unterwegs, und sie konnten auf ihrer Wanderung kein Wasser finden. Der mitgenommene Vorrat war erschöpft. Sie hatten nichts, was ihren brennenden Durst hätte löschen können, als sie sich müde über die sonnenverbrannten Ebenen schleppten. Nur Mose kannte diese Gegend gut genug, um zu wissen, dass zwar Mara die nächste Stelle war, wo es Quellen gab, dass das Wasser dort jedoch ungenießbar sein würde. Mit wachsender Sorge beobachtete er die führende Wolke, und beklommen hörte er schließlich den Freudenruf „Wasser, Wasser!“, der sich durch die Reihen fortpflanzte. Männer, Frauen und Kinder drängten sich in freudiger Hast zur Quelle. Da brach ein Schmerzensschrei aus der Menge hervor: Das Wasser war bitter. DPa.223.2 Teilen

Erschreckt und völlig verzweifelt warfen sie Mose vor, er habe sie diesen Weg geführt. Dabei bedachten sie nicht, dass Gottes Gegenwart in jener geheimnisvollen Wolke ihn ebenso leitete wie auch sie. In seinem Kummer über ihre Erschöpfung tat Mose, was sie vergessen hatten: Er rief ernstlich zu Gott um Hilfe. „Und der HERR zeigte ihm ein Holz; das warf er ins Wasser, da wurde es süß.“ 2.Mose 15,25. Hier gab er auch Israel durch Mose die Verheißung: „Wirst du der Stimme des HERRN, deines Gottes, gehorchen und tun, was recht ist vor ihm, und merken auf seine Gebote und halten alle seine Gesetze, so will ich dir keine der Krankheiten auferlegen, die ich den Ägyptern auferlegt habe; denn ich bin der HERR, dein Arzt.“ 2.Mose 15,26. DPa.223.3 Teilen

Von Mara wanderte das Volk nach Elim. „Da waren zwölf Wasserquellen und siebzig Palmbäume.“ 2.Mose 15,27. Hier blieben sie einige Tage, ehe sie in die Wüste Sin kamen. Nachdem sie etwa einen Monat zuvor Ägypten verlassen hatten, schlugen sie ihr Lager erstmals in der Wüste auf. Ihre Lebensmittelvorräte gingen nun zur Neige. Und weil sie nur kärgliche Weide fanden, nahmen die Herden ab. Wie sollte man jetzt für diese unübersehbare Menge Nahrung beschaffen? Zweifel stieg in ihnen auf, und wieder murrten die Israeliten. Selbst die Obersten und Ältesten des Volkes stimmten in die Klage gegen die von Gott berufenen Führer ein: „Wollte Gott, wir wären in Ägypten gestorben durch des HERRN Hand, als wir bei den Fleischtöpfen saßen und hatten Brot die Fülle zu essen. Denn ihr habt uns dazu herausgeführt in diese Wüste, dass ihr diese ganze Gemeinde an Hunger sterben lasst.“ 2.Mose 16,3. DPa.223.4 Teilen

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Dabei hatten sie noch gar keinen Hunger gelitten. Für ihren augenblicklichen Bedarf war gesorgt; sie fürchteten nur die Zukunft. Sie konnten nicht begreifen, wie diese riesige Volksmenge auf ihrer Wanderung durch die Wüste leben sollte, und in ihrer Phantasie sahen sie schon ihre Kinder an Hunger sterben. Der Herr ließ zu, dass sie tatsächlich in schwierige Situationen kamen und die Lebensmittel knapp wurden, damit sie sich ihm zuwenden würden, der bis dahin ihr Erretter gewesen war. Hätten sie Mangel und riefen ihn an, würde er ihnen noch deutliche Zeichen seiner Liebe und Fürsorge gewähren. Er hatte ja verheißen, dass keine Krankheit über sie kommen sollte, wenn sie seinen Geboten gehorchten. Deshalb war es sündiger Unglaube, von vornherein anzunehmen, ihre Kinder könnten vor Hunger sterben. DPa.224.1 Teilen

Der Herr hatte verheißen, ihr Gott zu sein, sie als sein Volk zu erhalten und sie in ein großes, gutes Land zu bringen. Aber bei jedem Hindernis auf dem Weg dahin wurden sie mutlos. Dabei hatte er sie auf wunderbare Weise aus ihrer Knechtschaft in Ägypten geführt, um sie zu erheben und zum Lob auf Erden zu machen. Aber zuvor mussten sie Schwierigkeiten begegnen und Entbehrungen ertragen lernen. Gott befreite sie ja aus der Erniedrigung, damit sie fähig würden, einen ehrenvollen Platz unter den Völkern einzunehmen und bedeutsame, heilige Pflichten zu übernehmen. Hätten sie ihm im Hinblick auf all das, was er für sie getan hatte, geglaubt, würden sie Unbequemlichkeit und selbst wirkliches Leid mutig ertragen haben. Aber sie wollten dem Herrn nur so weit zu trauen, wie sie die dauernden Beweise seiner Kraft erlebten. Sie vergaßen ihren harten Dienst in Ägypten und damit auch Gottes Güte und Macht, die sich bei ihrer Befreiung aus der Knechtschaft offenbart hatten. Sie ließen unbeachtet, dass ihre Kinder verschont blieben, als der Engel des Gerichts alle Erstgeborenen Ägyptens erschlug, und dachten nicht länger an die großartige göttliche Machtentfaltung am Roten Meer. Ferner vergaßen sie, dass die ihnen nachfolgenden feindlichen Heere von den Meereswogen verschlungen wurden, während sie selbst unversehrt den Weg gingen, der sich vor ihnen aufgetan hatte. Sie nahmen nur die momentanen Unannehmlichkeiten und Prüfungen wahr, statt zu sagen: „Gott hat große Dinge für uns getan, als wir noch Sklaven waren, er will aus uns ein bedeutendes Volk machen.“ Sie redeten von mühseligen Wegen und wollten von Mose erfahren, wann ihre beschwerliche Pilgerreise enden würde. DPa.224.2 Teilen

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Die Geschichte vom Leben Israels in der Wüste wurde zum Nutzen des Gottesvolkes in der Endzeit aufgezeichnet. Der Bericht darüber, wie Gott mit den Wüstenwanderern bei all ihren Märschen hin und her umging, auf denen sie Hunger, Durst und Ermüdung ausgesetzt waren, aber auch eindrucksvolle Offenbarungen seiner Macht zu ihrer Hilfe erlebten, ist voller Ermahnungen und Belehrungen für sein Volk zu allen Zeiten. Die vielfältige Erfahrung der Hebräer war eine gute Vorschule auf die verheißene Heimat in Kanaan. Gott möchte, dass sein derzeitiges Volk demütig und lernwillig die Prüfungen erträgt, durch die das alte Israel ging, und darin eine Belehrung für die Vorbereitung auf das himmlische Kanaan erkennt. DPa.225.1 Teilen

Viele blicken zurück und wundern sich über den Unglauben und die Unzufriedenheit des damaligen Volkes Israel und empfinden dabei, dass sie selbst nicht so undankbar gewesen wären. Aber sobald ihr Glaube auf die Probe gestellt wird, und sei es nur durch kleine Prüfungen, beweisen sie nicht mehr Glauben und Geduld als das alte Israel. Geraten sie in Not, beklagen sie sich über jene Vorgänge, durch die Gott sie lediglich läutern möchte. Sie haben alles, was sie brauchen, und wollen doch Gott nicht für die Zukunft vertrauen. Dauernd sind sie in Sorge, sie könnten in Armut geraten und ihre Kinder müssten Not leiden. Einige erwarten stets nur Böses oder überbewerten zumindest die vorhandenen Schwierigkeiten derart, dass sie für viele Segnungen blind werden, die Dankbarkeit verdienten. Die ihnen begegnenden Hindernisse sollten sie veranlassen, Hilfe bei Gott zu suchen, ihrer einzigen Kraftquelle. Statt dessen trennen diese Hindernisse sie von ihm, weil sie Ruhelosigkeit und Unzufriedenheit in ihnen wecken. DPa.225.2 Teilen

Ist es gut, so ungläubig zu sein? Weshalb denn undankbar und misstrauisch sein? Jesus ist doch unser Freund! Der ganze Himmel nimmt an unserem Wohlergehen Anteil. Deshalb betrüben unsere Sorgen und Ängste den Geist Gottes. Wir sollten dem nicht nachhängen, sofern sie uns nur aufregen und ermüden, aber nicht helfen in der Anfechtung. Gebt diesem gegen Gott gerichteten Misstrauen nicht nach, das uns dazu verführt, die Vorsorge für die Zukunft als wichtigste Lebensaufgabe zu betreiben, als hinge unser Glück von diesen irdischen Dingen ab. Es ist nicht Gottes Wille, dass sich sein Volk mit Sorgen belastet. Aber er spricht auch nicht davon, dass es keine Gefahren auf unserem Weg gäbe. Er hat nicht die Absicht, sein Volk aus der Welt der Sünde und des Bösen zu nehmen, aber er verweist uns auf eine stets sichere Zuflucht. Er lädt die Müden und Sorgenbeladenen ein: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“ Legt doch das Joch der Angst und der weltlichen Sorge ab, das ihr euch selbst aufgeladen habt, und „nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen.“ Matthäus 11,28.29. In Gott finden wir Ruhe und Frieden, wenn wir alle unsere Sorge auf ihn werfen, denn er sorgt für uns. Vgl. 1.Petrus 5,7. DPa.225.3 Teilen

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Der Schreiber des Hebräerbriefes sagt: „Seht zu, liebe Brüder, dass keiner unter euch ein böses, ungläubiges Herz habe, das abfällt von dem lebendigen Gott.“ Hebräer 3,12. Im Blick auf alles, was Gott für uns tat, sollte unser Glaube stark und tragfähig sein. Statt zu murren und zu klagen, sollte die Sprache unseres Herzens sein: „Lobe den HERRN, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen! Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“ Psalm 103,1.2. Gott vergaß nicht, was Israel nötig hatte. Er versprach Mose: „Ich will euch Brot vom Himmel regnen lassen.“ 2.Mose 16,4. Er gebot dem Volk, jeweils für einen Tag Vorrat zu sammeln, am sechsten Tag aber die doppelte Menge, damit es den Sabbat heiligen konnte. DPa.226.1 Teilen

Mose versicherte der Gemeinde, dass ihre Bedürfnisse befriedigen würden: „Der HERR wird euch am Abend Fleisch zu essen geben und am Morgen Brot die Fülle.“ Und er fügte hinzu: „Was sind wir? Euer Murren ist nicht gegen uns, sondern gegen den HERRN.“ 2.Mose 16,8. Weiter gebot er Aaron, ihnen zu sagen: „Kommt herbei vor den HERRN, denn er hat euer Murren gehört.“ Während Aaron noch zu ihnen redete, „wandten sie sich zur Wüste hin, und siehe, die Herrlichkeit des HERRN erschien in der Wolke.“ 2.Mose 16,9.10. Ein Leuchten, wie sie es noch nie gesehen hatten, kennzeichnete die Gegenwart Gottes. Durch Offenbarungen, die sich an ihre Sinne wandten, sollten sie Gotteserkenntnis gewinnen. Sie mussten begreifen, dass sie unter der Leitung des Allerhöchsten standen und nicht nur unter der des Mose, damit sie Gottes Namen fürchteten und seiner Stimme gehorchten. DPa.226.2 Teilen

Am Abend war das Lager von riesigen Mengen Wachteln umgeben, genug für die ganze Gemeinde. Am Morgen „lag’s in der Wüste rund und klein wie Reif auf der Erde“. 2.Mose 16,14. — „Und es war wie weißer Koriandersamen.“ 2.Mose 16,31. Das Volk nannte es „Manna“, und Mose sagte: „Es ist das Brot, das euch der HERR zu essen gegeben hat.“ 2.Mose 16,15. Das Volk sammelte das Manna und erkannte, dass damit überreich für alle gesorgt war. Es „zerrieb es mit Mühlen oder zerstieß es in Mörsern und kochte es in Töpfen und machte sich Kuchen daraus; und es hatte einen Geschmack wie Ölkuchen.“ 4.Mose 11,8. DPa.226.3 Teilen

Täglich sollten die Israeliten einen Krug voll für jeden sammeln und nichts für den anderen Morgen übriglassen. Einige versuchten trotzdem, Vorrat für den nächsten Tag aufzubewahren, aber dann war es ungenießbar. Die Tagesmenge musste morgens gesammelt werden, denn alles, was auf der Erde liegen blieb, schmolz an der Sonne. Beim Sammeln des Mannas stellte sich heraus, dass einige mehr und andere weniger als das bestimmte Maß erlangten, „aber als man’s nachmaß, hatte der nicht darüber, der viel gesammelt hatte, und der nicht darunter, der wenig gesammelt hatte“. 2.Mose 16,18. Eine Erklärung zu dieser Schriftstelle und der praktische Nutzen daraus gibt der Apostel Paulus in seinem zweiten Brief an die Korinther. Er sagt: „Nicht, dass die andern gute Tage haben sollen und ihr Not leidet, sondern dass es zu einem Ausgleich komme. Jetzt helfe euer Überfluss ihrem Mangel ab, damit auch ihr Überfluss eurem Mangel abhelfe und so ein Ausgleich geschehe, wie geschrieben steht: ‚Wer viel sammelte, hatte nicht Überfluss, und der wenig sammelte, hatte keinen Mangel.‘“ 2.Korinther 8,13-15. DPa.226.4 Teilen

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Am sechsten Tag sammelte das Volk zwei Krüge voll für jede Person. Die Vorsteher eilten zu Mose, um ihm dies mitzuteilen. Er antwortete ihnen: „Das ist’s, was der HERR gesagt hat: Morgen ist Ruhetag, heiliger Sabbat für den HERRN. Was ihr backen wollt, das backt, und was ihr kochen wollt, das kocht; was aber übrig ist, das legt beiseite, dass es aufgehoben werde bis zum nächsten Morgen.“ 2.Mose 16,23. Sie taten es und entdeckten, dass es unverändert blieb. Da sprach Mose: „Esst dies heute, denn heute ist der Sabbat des HERRN; ihr werdet heute nichts finden auf dem Felde. Sechs Tage sollt ihr sammeln; aber der siebente Tag ist der Sabbat, an dem wird nichts da sein.“ 2.Mose 16,25.26. DPa.227.1 Teilen

Gott verlangt, dass der ihm geweihte Tag heute noch ebenso heilig gehalten wird wie zurzeit Israels. Dieses zunächst den Hebräern gegebene Gebot sollten alle Christen als eine Verpflichtung Gott gegenüber beachten. Der Tag vor dem Sabbat diene der Vorbereitung, damit alles für die geistlichen Stunden vorbereitet sei. Keinesfalls sollten unsere eigenen Angelegenheiten die Andachtszeit schmälern. Gott hat angeordnet, dass die Kranken und Leidenden versorgt werden. Diese Arbeit, mit der man es ihnen behaglich zu machen sucht, ist ein Werk der Barmherzigkeit und keine Übertretung des Sabbats. Aber man vermeide alle unnötige Arbeit. Viele verschieben unbekümmert so manche Kleinigkeiten, die am Vorbereitungstag hätten erledigt werden können, bis zum Sabbatanfang. Das sollte nicht sein. Die bis dahin versäumte Arbeit lasst liegen, bis der Sabbat vorüber ist. So kann man dem Gedächtnis jener Gedankenlosen nachhelfen, damit sie ihre Arbeit sorgfältig während der sechs Werktage erledigen. DPa.227.2 Teilen

In jeder Woche ihres langen Wüstenaufenthaltes erlebten die Israeliten ein dreifaches Wunder, das ihnen die Heiligkeit des Sabbats eindrucksvoll deutlich machen sollte — am sechsten Tag fiel die doppelte Menge Manna, am siebenten Tag dagegen nichts. Und der für den Sabbat erforderliche Teil blieb frisch und wohlschmeckend, während alles, was man zu irgendeiner anderen Zeit aufhob, ungenießbar wurde. DPa.227.3 Teilen

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Aus diesen Begleitumständen bei der Austeilung des Mannas ergibt sich der schlüssige Beweis, dass der Sabbat nicht erst bei der Gesetzgebung am Sinai gestiftet wurde, wie viele behaupten. Ehe die Israeliten zum Sinai kamen, wussten sie, dass die Sabbatfeier für sie verbindlich war. Weil sie jeden Freitag die doppelte Menge Manna sammeln mussten — am Sabbat fiel ja keins —, prägte sich ihnen die Heiligkeit des Ruhetages tief ein. Und als einige doch am Sabbat hinausgingen, um zu sammeln, fragte der Herr: „Wie lange weigert ihr euch, meine Gebote und Weisungen zu halten?“ 2.Mose 16,28. DPa.228.1 Teilen

„Und die Kinder Israel aßen Manna vierzig Jahre lang, bis sie in bewohntes Land kamen; bis an die Grenze des Landes Kanaan aßen sie Manna.“ 2.Mose 16,35. Diese wunderbare Versorgung erinnerte sie täglich 40 Jahre lang daran, dass Gott sich mit nie versagender, fürsorglicher Liebe um sie kümmerte. Nach den Worten des Psalmisten ließ er „Manna auf sie regnen zur Speise und gab ihnen Himmelsbrot. Brot der Engel aßen sie alle“ (Psalm 78,24.25), das heißt, sie wurden von Engeln versorgt. Indem sie durch „Himmelsbrot“ erhalten wurden, machte es Gott ihnen an jedem Tag erneut deutlich, dass sie mit seiner Verheißung ebenso sicher vor Mangel waren, als seien sie von wogenden Kornfeldern auf Kanaans fruchtbaren Ebenen umgeben. DPa.228.2 Teilen

Das Manna, das zur Versorgung Israels vom Himmel fiel, war ein Symbol für den, der von Gott kam, um der Welt Leben zu geben. Jesus sagt: „Ich bin das Brot des Lebens. Eure Väter haben in der Wüste Manna gegessen und sind gestorben. Dies ist das Brot, das vom Himmel kommt ... Wer von diesem Brot essen wird, der wird leben in Ewigkeit. Und das Brot, das ich geben werde, das ist mein Fleisch, das ich geben werde für das Leben der Welt.“ Johannes 6,48-51. Und zu den Segensverheißungen für Gottes Volk im zukünftigen Leben gehört: „Wer überwindet, dem will ich geben von dem verborgenen Manna.“ Offenbarung 2,17. DPa.228.3 Teilen

Nachdem die Israeliten die Wüste Sin verlassen hatten, schlugen sie ihr Lager in Raphidim auf. Aber hier gab es kein Wasser; auch hier misstrauten sie wieder der göttlichen Vorsorge. In seiner Blindheit und Vermessenheit kam das Volk zu Mose und forderte: „Gib uns Wasser, dass wir trinken.“ Trotzdem verlor er nicht die Geduld. „Was hadert ihr mit mir?“ fragte er. „Warum versucht ihr den HERRN?“ Sie schrien zornig: „Warum hast du uns aus Ägypten ziehen lassen, dass du uns, unsere Kinder und unser Vieh vor Durst sterben lässt?“ 2.Mose 17,2.3. Waren sie mit reichlich Nahrung versorgt worden, erinnerten sie sich beschämt ihres Murrens und Unglaubens und versprachen, künftig dem Herrn zu vertrauen. Aber nur zu schnell vergaßen sie ihr Versprechen, und bei der nächsten Glaubensprüfung versagten sie wieder. Die Wolkensäule, die sie führte, schien ein schreckliches Geheimnis zu bergen. Und Mose — wer war er? fragten sie sich, und zu welchem Zweck führte er sie aus Ägypten? Argwohn und Misstrauen erfüllte sie. Kühn klagten sie ihn an, er wolle sie und ihre Kinder durch Entbehrungen und Mühsal töten, um sich an ihrem Besitz zu bereichern. In dem Tumult waren sie voll Wut und Empörung drauf und dran, ihn zu steinigen. DPa.228.4 Teilen

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In seiner Not schrie Mose zum Herrn: „Was soll ich mit dem Volk tun?“ 2.Mose 17,4. Gott wies ihn an, den Stab zu nehmen, mit dem er in Ägypten die Wunder getan hatte, und gemeinsam mit den Ältesten vor das Volk zu treten. Weiter sagte ihm der Herr: „Siehe, ich will dort vor dir stehen auf dem Fels am Horeb. Da sollst du an den Fels schlagen, so wird Wasser herauslaufen, dass das Volk trinke.“ 2.Mose 17,6. Er gehorchte, und das Wasser brach wie ein Lebensstrom hervor, der die Lagerbewohner reichlich versorgte. Statt Mose zu befehlen, seinen Stab zu erheben und — ähnlich wie in Ägypten — auf die Urheber dieses mutwilligen Klagens irgendeine schreckliche Plage herabzurufen, ließ der Herr in seiner großen Barmherzigkeit den Stab zu ihrer Errettung dienen. DPa.229.1 Teilen

„Er spaltete die Felsen in der Wüste und tränkte sie mit Wasser in Fülle; er ließ Bäche aus den Felsen kommen, dass sie hinabflossen wie Wasserströme.“ Psalm 78,15.16. Wohl schlug Mose den Felsen, aber der Sohn Gottes stand in der Wolkensäule verhüllt neben Mose und ließ das lebenspendende Wasser fließen. Nicht nur Mose und die Ältesten, sondern die ganze Gemeinde, die von ferne stand, sahen die Herrlichkeit des Herrn. Hätte sich aber die Wolke entfernt, wären sie von dem gewaltigen Leuchten dessen, der darin wohnte, getötet worden. DPa.229.2 Teilen

Das vom Durst geplagte Volk hatte Gott versucht, als es fragte: Ist der Herr unter uns oder nicht? — Wenn Gott uns hierher gebracht hat, warum gibt er uns nicht Wasser wie Brot? Der darin sich äußernde Unglaube war strafbar, darum fürchtete Mose ein Gottesgericht. Und er nannte den Ort Massa, d. h. Versuchung, und Meriba, das ist Hader, zur Erinnerung an ihre Versündigung. DPa.229.3 Teilen

Aber schon drohte eine neue Gefahr. Weil sie sich gegen ihn auflehnten, ließ der Herr zu, dass sie von ihren Feinden angegriffen wurden. Die Amalekiter, ein wilder, kriegerischer Stamm, der in dieser Gegend wohnte, überfielen sie und erschlugen die Schwachen und Müden, die zurückgeblieben waren. Mose wusste, dass die große Menge des Volkes nicht auf einen Kampf vorbereitet war. Er beauftragte darum Josua, aus den verschiedenen Stämmen eine Truppe zu wählen und sie am nächsten Morgen gegen den Feind zu führen. Er selbst wollte, mit dem Stab Gottes in der Hand, in der Nähe auf einer Anhöhe stehen. DPa.229.4 Teilen

Also griffen Josua und seine Schar am nächsten Tage den Feind an, während Mose, Aaron und Hur auf einem Hügel standen, von dem aus sie das Schlachtfeld übersehen konnten. Die ausgebreiteten Arme zum Himmel erhoben, den Stab Gottes in der Rechten, betete Mose für den Sieg seines Volkes. Im Verlauf des Kampfes sah man, dass Israel siegte, solange er die Arme emporhielt, aber der Feind die Oberhand gewann, wenn er sie sinken ließ. Als Mose müde wurde, stützten deshalb Aaron und Hur seine Arme, bis der Feind in die Flucht geschlagen war. DPa.229.5 Teilen

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Indem Aaron und Hur Mose die Hände stützten, zeigten sie dem Volk seine Pflicht, Mose in seiner schweren Aufgabe zu unterstützen, während er von Gott das Wort empfing, das er zu den Israeliten reden sollte. Auch Moses Handlung war bedeutungsvoll, weil sie zeigte, dass Gott ihr Schicksal in seinen Händen hielt. Solange sie Gott vertrauten, würde er für sie kämpfen und ihre Feinde unterwerfen. Würden sie aber ihren Halt an ihm aufgeben und auf ihre eigene Kraft vertrauen, dann wären sie sogar schwächer als diejenigen, die keine Gotteserkenntnis hatten, und ihre Feinde würden sie überwinden. DPa.230.1 Teilen

Wie die Hebräer erfolgreich waren, wenn Mose seine Hände zum Himmel erhob und für sie bat, so wird das Israel Gottes den Sieg davontragen, wenn es gläubig der Kraft seines mächtigen Helfers vertraut. Doch muss göttliche Stärke mit menschlicher Anstrengung verbunden werden. Mose konnte nicht darauf hoffen, dass Gott ihre Feinde überwand, wenn Israel untätig blieb. Während der große Anführer zum Herrn flehte, kämpften Josua und seine tapferen Gefolgsleute mit äußerster Anstrengung weiter, um die Feinde Gottes und Israels zurückzuschlagen. DPa.230.2 Teilen

Nach der Niederlage der Amalekiter gab der Herr Mose den Auftrag: „Schreibe dies zum Gedächtnis in ein Buch und präge es Josua ein; denn ich will Amalek unter dem Himmel austilgen, dass man seiner nicht mehr gedenke.“ 2.Mose 17,14. Unmittelbar vor seinem Tod befahl Mose dem Volk nachdrücklich: „Denke daran, was dir die Amalekiter taten auf dem Wege, als ihr aus Ägypten zogt: wie sie dich unterwegs angriffen und deine Nachzügler erschlugen, alle die Schwachen, die hinter dir zurückgeblieben waren, als du müde und matt warst, und wie sie Gott nicht fürchteten ... So sollst du die Erinnerung an die Amalekiter austilgen unter dem Himmel. Das vergiss nicht!“ 5.Mose 25,17-19. Im Hinblick auf dieses gottlose Volk sagte Mose: „Der HERR führt Krieg gegen Amalek von Kind zu Kindeskind.“ 2.Mose 17,16. DPa.230.3 Teilen

Den Amalekitern waren Gott und seine unumschränkte Herrschaft nicht unbekannt. Aber anstatt ihn zu fürchten, waren sie entschlossen, sich seiner Macht zu widersetzen. Über die Wunder, die Mose vor den Ägypter getan hatte, spottete das Volk von Amalek, und über die Furcht der benachbarten Völker machte es sich lustig. Bei ihren Göttern hatten die Amalekiter geschworen, die Hebräer zu vertilgen, dass auch nicht einer entkommen sollte. Israels Gott sei nicht stark genug, ihnen zu begegnen, prahlten sie. Dabei hatten die Israeliten sie weder beleidigt noch bedroht. Ihr Angriff erfolgte also ohne jeden Grund. Weil sie Gott hassten und ihn herausfordern wollten, versuchten sie sein Volk zu vernichten. Die Amalekiter waren schon lange anmaßende Sünder, und ihre Verbrechen schrien zu Gott nach Vergeltung; dennoch rief er sie in seinem Erbarmen zur Buße. Als aber die Männer Amaleks über die müden, wehrlosen Reihen der Israeliten herfielen, besiegelten sie ihr Schicksal. Gottes Fürsorge achtet auf die Schwächsten seiner Kinder. Keine Unmenschlichkeit oder Härte gegen sie bleibt im Himmel unbeachtet. Über alle, die ihn lieben und fürchten, breitet Gott seine Hand wie einen Schild. Mögen sich die Menschen davor hüten, diese Hand zu schlagen, denn sie führt das Schwert der Gerechtigkeit. DPa.230.4 Teilen

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Nicht weit vom derzeitigen Lagerplatz Israels wohnte Jethro, Moses Schwiegervater. Er hatte von der Befreiung der Hebräer gehört und machte sich nun auf, um sie zu besuchen und um Mose die Frau und seine beiden Söhne wieder zuzuführen. Als Boten ihm die Nachricht ihrer Ankunft überbrachten, ging Mose ihnen freudig entgegen. Nach der Begrüßung führte er sie in sein Zelt. Vor der gefahrvollen Ausführung Israels aus Ägypten hatte er seine Familie zurückgelassen. Aber nun durfte er sich wieder ihrer Hilfe und ihres Trostes erfreuen. Er berichtete Jethro, wie wunderbar Gott mit Israel umgegangen war; freudig bewegt pries deshalb der Patriarch den Herrn. Mit Mose und den Ältesten vereinte er sich nun zu einem Dankopfer und zu einer Gedenkfeier an Gottes Barmherzigkeit. DPa.231.1 Teilen

Da Jethro im Lager blieb, sah er bald, welche schweren Lasten auf Mose ruhten. Zucht und Ordnung unter solch einer riesigen und großenteils unwissenden Menge aufrechtzuerhalten, war tatsächlich eine ungeheure Aufgabe. Denn zu Mose als ihrem anerkannten Führer und ihrer Obrigkeit brachte man nicht nur die allgemeinen Anliegen und Pflichten des Volkes, sondern auch die persönlichen Streitigkeiten zwischen einzelnen Israeliten. Er hatte das erlaubt, weil es für ihn eine günstige Gelegenheit war, sie zu belehren. Er sagte: Ich „tue ihnen kund die Satzungen Gottes und seine Weisungen“. 2.Mose 18,16. Aber Jethro erhob Einspruch dagegen. „Das Geschäft ist dir zu schwer; du kannst es allein nicht ausrichten“, wandte er ein, „du machst dich zu müde.“ 2.Mose 18,18. Er riet ihm, geeignete Männer als Unterführer über tausend, andere über hundert und wieder andere über zehn zu setzen. Es sollten aufrichtige Leute sein, „die Gott fürchten, wahrhaftig sind und dem ungerechten Gewinn feind“. 2.Mose 18,21. Sie sollten über alle weniger wichtigen Sachen urteilen, die schwierigsten Anliegen aber würden weiterhin Mose vorgelegt. Jethro empfahl: „Vertritt du das Volk vor Gott und bringe ihre Anliegen vor Gott und tue ihnen die Satzungen und Weisungen kund, dass du sie lehrst den Weg, auf dem sie wandeln, und die Werke, die sie tun sollen.“ 2.Mose 18,19.20. Mose nahm den Rat an, der ihm nicht nur Erleichterung brachte, sondern auch zu einer besseren Ordnung im Volk führte. DPa.231.2 Teilen

Der Herr hatte Mose ausgezeichnet und durch seine Hand Wunder tun lassen. Die Tatsache aber, dass Gott ihn dazu ausersah, andere zu belehren, verleitete ihn nicht zu der Annahme, er selbst bedürfe keiner Unterweisung mehr. Der erwählte Hirte Israels hörte gern auf die Ratschläge des frommen Priesters aus Midian und übernahm seinen Plan als eine kluge Einrichtung. DPa.231.3 Teilen

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Von Raphidim aus zog das Volk weiter und folgte immer der Wolkensäule. Bis dahin hatte sein Weg durch unfruchtbare Ebenen, über steile Anhöhen und durch felsige Schluchten geführt. Beim Durchwandern der Sandwüsten hatten die Hebräer oft schroffe Gebirgszüge gesehen, sie glichen riesigen Bollwerken. Sie stiegen unmittelbar vor ihnen auf und schienen jeden Weitermarsch unmöglich zu machen. Beim Näherkommen aber wurden Felsspalten sichtbar, hinter denen sich dem Auge eine andere Ebene auftat. Jetzt wurden sie durch einen tiefen eingeschnittenen, geröllhaltigen Pass geführt. Es war ein großartiger und beeindruckender Anblick. Zwischen den Felsenhängen, die zu beiden Seiten Hunderte von Metern hoch aufstiegen, zogen in weitem Strom die Scharen Israels mit ihren Herden dahin. Und nun ragte das Sinaimassiv in Ehrfurcht gebietender Majestät vor ihnen auf. Die Wolkensäule ruhte auf seinem Gipfel, und das Volk schlug unterhalb im Tal seine Zelte auf. Fast ein Jahr lang sollten sie hier wohnen. Des Nachts versicherte ihnen die Feuersäule den göttlichen Schutz, und während sie schliefen, fiel das Himmelsbrot sanft auf das Lager. DPa.232.1 Teilen

In der Morgendämmerung glänzten die dunklen Bergkuppen wie vergoldet, und die hellen Sonnenstrahlen durchdrangen die tiefen Schluchten. Sie kamen den müden Wanderern vor wie Lichtstrahlen der Gnade vom Thron Gottes aus. Darüber schienen die gewaltigen Felsgipfel in ihrer einsamen Größe von der Ewigkeit und Majestät zu sprechen. Hier wurde die Seele von feierlicher Ehrfurcht ergriffen. In der Gegenwart dessen, der „die Berge mit einem Gewicht“ wiegt und „die Hügel mit einer Waage“ (Jesaja 40,12), musste der Mensch seine Unwissenheit und Schwachheit empfinden. Hier sollte Israel die wunderbarste Offenbarung empfangen, die Gott jemals Menschen mitteilte. Hier versammelte nun der Herr sein Volk, um ihm die ewige Gültigkeit seiner Forderungen einzuprägen, indem er ihm sein heiliges Gesetz mit eigener Stimme verkündete. Eine gründliche Wandlung sollte in den Israeliten vor sich gehen, denn die negativen Einflüsse der Knechtschaft und die ständige Verbindung mit dem Götzendienst hatten in Charakter und Gewohnheiten ihre Spuren hinterlassen. Mit der besseren Gotteserkenntnis wollte Jahwe sie auf einen höheres sittliches Niveau heben. DPa.232.2 Teilen

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