Portrait von Ellen White
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Kapitel 3: Die Versuchung und der Sündenfall
Kapitel 3: Die Versuchung und der Sündenfall
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Auf Grundlage von 1.Mose 3. DPa.25 Teilen

Als Satan im Himmel keinen Aufruhr mehr anzetteln konnte, richtete sich seine Gottesfeindschaft auf ein neues Gebiet: jetzt ging es ihm um die Vernichtung des Menschen. Beim Anblick des in Glück und Frieden lebenden heiligen Paares wurde ihm bewusst, welche Seligkeit er für immer verloren hatte. Von Neid getrieben, beschloss er, die Menschen zum Ungehorsam zu reizen und sie in Schuld und Sünde sowie deren schlimme Folgen zu verstricken. Er wollte ihre Liebe in Misstrauen, ihre Loblieder in Vorwürfe gegen den Schöpfer verwandeln. So würde er nicht nur jene unschuldigen Wesen in das gleiche Elend stürzen, in dem er selbst steckte, sondern auch Gott entehren und Kummer im Himmel verursachen. DPa.25.1 Teilen

Unsere ersten Eltern blieben nicht ungewarnt vor der Gefahr, die sie bedrohte. Himmlische Boten machten sie mit Satans Fall und seinen Anschlägen bekannt. Sie weiteten ihnen auch den Blick für die göttliche Regierung, die der Fürst des Bösen zu stürzen versuchte. Weil sie den gerechten Forderungen Gottes nicht Folge leisteten, kamen Satan und seine Anhänger zu Fall. Wie wichtig war es also, dass Adam und Eva jenes Gesetz achteten, das allein Ordnung und Gerechtigkeit aufrechterhielt! DPa.25.2 Teilen

Das Gesetz Gottes ist genauso heilig wie er selbst. Es ist eine Offenbarung seines Willens, eine Abschrift seines Charakters, der Ausdruck göttlicher Liebe und Weisheit. Die Harmonie der Schöpfung hängt davon ab, dass alle Wesen und alle Dinge, die belebten wie die unbelebten, in vollkommener Übereinstimmung mit dem Gesetz des Schöpfers stehen. Gott hat Gesetze bestimmt, die nicht nur über die Lebewesen, sondern auch über alle Vorgänge der Natur regieren. Alles untersteht festen Gesetzen, die nicht missachtet werden können. Doch während in der Natur alles nach Naturgesetzen regiert wird, ist allein der Mensch — der diese Erde bewohnt — dem Moralgesetz verantwortlich. Ihm als Krone der Schöpfung hat Gott die Fähigkeit gegeben, seine Forderungen zu verstehen, die Gerechtigkeit und den Segen sowie die heiligen Ansprüche des Gesetzes an ihn zu begreifen; vom Menschen wird kompromissloser Gehorsam verlangt. DPa.25.3 Teilen

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Wie die Engel, so wurden auch Edens Bewohner auf die Probe gestellt. Nur die Treue gegen Gottes Gesetz gewährleistete ihren glücklichen Zustand. Sie konnten gehorchen und leben oder ungehorsam sein und damit das Verderben wählen. Gott segnete sie überreich, missachteten sie aber seinen Willen, dann konnte er, der die ungehorsamen Engel nicht verschonte, auch ihnen nichts ersparen. Durch Übertretung würden sie dann seine Gaben verlieren und so ihren Untergang heraufbeschwören. DPa.26.1 Teilen

Die Engel warnten sie, vor Satans Anschlägen auf der Hut zu sein, denn er würde sie unermüdlich umgarnen. Solange sie jedoch Gott gehorsam blieben, könne der Böse ihnen nichts zuleide tun, denn notfalls würde ihnen jeder Engel vom Himmel zu Hilfe kommen. Wenn sie seine ersten Einflüsterungen standhaft zurückwiesen, könnten sie ebenso sicher sein wie die himmlischen Boten. Gäben sie aber der Versuchung nur einmal nach, würde ihr Wesen so moralisch verdorben, dass sie aus eigener Kraft Satan nicht mehr widerstehen könnten. DPa.26.2 Teilen

Gott schuf den Baum der Erkenntnis, um ihren Gehorsam und ihre Liebe zu ihm zu erproben. Der Herr hatte es für gut befunden, ihnen von allem, was der Garten bot, nur eines zu verbieten. Sollten sie darin seinen Willen missachten, müssten sie die Schuld der Übertretung auf sich nehmen. Satan durfte ihnen nicht mit ständigen Versuchungen nachstellen. Nur am verbotenen Baum hatte er Zugang zu ihnen. Wenn sie versuchen sollten, die Eigenart des Baumes zu erforschen, wären sie seiner Schliche ausgesetzt. Sie wurden also ermahnt, sorgfältig auf Gottes Warnungen zu achten und sich mit den mitgeteilten Unterweisungen zufriedenzugeben. DPa.26.3 Teilen

Um sein Vorhaben unauffällig auf den Weg zu bringen, bediente sich Satan der Schlange als Werkzeug, eine Tarnung, die für seine Betrugsabsichten passte. Sie war damals eins der klügsten und schönsten Geschöpfe auf Erden. In den reich beladenen Zweigen des verbotenen Baumes ruhend, labte sie sich an der köstlichen Frucht. Sie konnte so schon die Aufmerksamkeit eines Beobachters fesseln. So lauerte der Verderber im Garten des Friedens auf seine Beute. DPa.26.4 Teilen

Die Engel hatten Eva davor gewarnt, sich bei ihrer täglichen Arbeit im Garten von ihrem Mann zu trennen. Mit ihm zusammen wäre sie weniger in Gefahr der Versuchung als allein. Aber sie war so in ihre angenehme Beschäftigung vertieft, dass sie sich unbewusst von seiner Seite entfernte. Als sie merkte, dass sie allein war, überkam sie eine Ahnung von der Gefahr. Aber sie verscheuchte ihre Befürchtungen. Besaß sie denn nicht genügend Klugheit und Kraft, das Böse zu erkennen und ihm zu widerstehen? Vergessen war die Warnung der Engel. Bald stand sie vor dem verbotenen Baum. Sie betrachtete ihn aufmerksam und mit einem Gemisch von Neugier und Staunen. Die Frucht war sehr schön, und Eva fragte sich, weshalb Gott sie ihnen wohl vorenthielte. Das war die Gelegenheit für den Versucher. Als ob er die Gedanken ihres Herzens lesen könnte, sprach er sie an: „Sollte Gott wirklich gesagt haben, dass ihr von keinem Baum im Garten essen dürft?“ 1.Mose 3,1. Eva war überrascht und erschrocken, als sie das Echo ihrer eigenen Gedanken hörte. Aber die Schlange lobte Evas besondere Schönheit mit schmeichelnden Worten, und Eva war das nicht unangenehm. Statt von dort zu flüchten, zögerte sie in ihrer Verwunderung, eine Schlange sprechen zu hören. Wäre sie von einem engelähnlichen Wesen angesprochen worden, hätte das Befürchtungen in ihr geweckt. Aber sie dachte überhaupt nicht daran, dass diese bezaubernde Schlange ein Werkzeug des gefallenen Feindes sein könnte. DPa.26.5 Teilen

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Auf die verführerische Frage des Versuchers erwiderte sie: „Von der Frucht der Bäume im Garten dürfen wir essen; aber von der Frucht des Baumes, der in der Mitte des Gartens ist, hat Gott gesagt: Esst nicht davon und rührt sie auch nicht an, damit ihr nicht sterbt! Da sprach die Schlange zu der Frau: Keineswegs werdet ihr sterben! Sondern Gott weiß: An dem Tag, da ihr davon esst, werden euch die Augen geöffnet, und ihr werdet sein wie Gott und werdet erkennen, was gut und böse ist!“ 1.Mose 3,2-5. DPa.27.1 Teilen

Sie erklärte ihr, dass sie durch das essen der Früchte von diesem Baum beide eine höhere Daseinsform erreichten und dadurch in ein weiteres Wissensgebiet eingeführt würden. Sie selbst habe von der verbotenen Frucht gegessen und dadurch die Fähigkeit zum Sprechen erlangt. Und sie deutete an, dass der Herr ihnen die Frucht in eifersüchtiger Weise vorenthalte, um sie daran zu hindern, ihm gleich zu werden. Gerade wegen deren wunderbaren Eigenschaft, Weisheit und Stärke zu verleihen, habe Gott ihnen verboten, von ihr zu probieren oder sie auch nur anzurühren. Der Versucher gab zu verstehen, dass Gottes Warnung in Wirklichkeit nicht in Erfüllung gehen würde; sie ziele nur darauf ab, sie einzuschüchtern. Wie wäre es möglich, dass sie sterben könnten! Hatten sie nicht vom Baum des Lebens gegessen? Gott habe nur nach einer Möglichkeit gesucht, ihre Höherentwicklung zu größerem Glück zu verhindern. DPa.27.2 Teilen

So hat es Satan seit Adams Tagen bis heute immer wieder gehalten und damit großen Erfolg gehabt. Er verleitet die Menschen dazu, Gottes Liebe und Weisheit zu bezweifeln, und möchte, dass ihr Geist dauernd in unehrerbietiger Neugier, in ruhelosem, forschendem Verlangen in die Geheimnisse göttlicher Macht und Weisheit einzudringen versucht. Während sie das erforschen, was Gott nach seinem Willen vorenthalten hat, übersehen unendlich viele die Wahrheiten, die Gott offenbart hat und die für ihre Errettung notwendig sind. Satan reizt Menschen zum Ungehorsam mit der Vorspiegelung, sie gewännen erstaunliche neue Erkenntnisse. Aber das ist nur Täuschung. Überzeugt von ihren Fortschrittsideen, treten sie Gottes Gebote mit Füßen und schlagen Wege ein, die zur Entwürdigung und in den Tod führen. DPa.27.3 Teilen

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Satan täuschte Adam und Eva vor, sie können durch die Übertretung des göttlichen Gesetzes nur gewinnen. Hören wir heutzutage nicht eine ähnliche Logik? Viele reden von der Engstirnigkeit derer, die Gottes Gebote befolgen, während sie selbst weitherzigere Anschauungen und so größere Freiheiten hätten. Klingt das nicht wie ein Echo der Stimme aus Eden: An dem Tag, da ihr davon esst — d.h., da ihr Gottes Gebot übertretet —, werdet ihr sein wie Gott? Satan behauptete, von der verbotenen Frucht zu probieren, sei ihm sehr nützlich gewesen. Dabei verheimlichte er allerdings, dass er wegen der Übertretung aus dem Himmel ausgestoßen wurde. Obwohl er es selbst erlebt hatte, dass Sünde unersetzlichen Verlust mit sich brachte, verbarg er sein eigenes Elend, um auch andere hineinzuziehen. So versuchen seine Gesinnungsgenossen auch heute, ihr wahres Wesen zu verheimlichen. Sie mögen für sich in Anspruch nehmen, ein geheiligtes Leben zu führen; aber ihr begeistertes Bekenntnis macht sie als Betrüger um so gefährlicher. Sie stehen auf der Seite des Bösen, treten das Gesetz Gottes mit Füßen und verleiten noch andere zu ihrem ewigen Verderben. DPa.28.1 Teilen

Eva glaubte Satans Worten wirklich, aber dieser Glaube bewahrte sie nicht vor der Strafe der Sünde. Den Worten Gottes glaubte sie nicht, und kam dadurch zu Fall. Im Gericht werden Menschen nicht deshalb verdammt werden, weil sie eine Lüge für glaubwürdig hielten, sondern weil sie die Wahrheit ablehnten und nicht lernen wollten, worin Wahrheit besteht. Welche Trugschlüsse Satan auch vorbringen mag, es ist immer verhängnisvoll, Gott nicht zu gehorchen. Deshalb müssen wir uns von Herzen bemühen, die Wahrheit zu erkennen. Alle Lehren, die Gott in seinem Wort aufzeichnen ließ, sind uns zur Warnung gegeben, um uns vor Betrug zu schützen. Ihre Missachtung wird zu unserem Verderben führen; denn alles, was dem Wort Gottes widerspricht, kommt vom Widersacher. DPa.28.2 Teilen

Die Schlange pflückte eine Frucht vom verbotenen Baum und legte sie in die Hände der noch zögernden Eva. Dann erinnerte sie die Frau an deren eigene Worte, nämlich dass Gott verboten habe, die Frucht auch nur zu berühren, wenn sie nicht sterben wollten. Das Verzehren würde ihr nicht mehr schaden. Als Eva keine schlimmen Folgen ihrer Tat bemerkte, wurde sie kühner. „Und die Frau sah, dass von dem Baum gut zu essen wäre und dass er eine Lust für die Augen wäre und verlockend, weil er klug machte. Und sie nahm von der Frucht und aß.“ 1.Mose 3,6. Diese schmeckte angenehm, und es schien Eva, als verspürte sie eine belebende Kraft, ja, sie bildete sich ein, eine höhere Stufe des Daseins zu erreichen. Furchtlos pflückte sie und aß. Nun, da sie gesündigt hatte, wurde sie zu Satans Werkzeug, um auch ihren Mann ins Verderben zu ziehen. In einer seltsam unnatürlichen Erregung, die Hände voller verbotener Früchte, suchte sie ihren Mann und erzählte ihm alles, was vorgefallen war. Adam sah traurig aus. Er war überrascht und bestürzt. Auf Evas Worte entgegnete er, dass dies der Feind gewesen sein müsse, vor dem sie so gewarnt worden waren, und dass sie nach göttlichem Urteil nun sterben müsse. Statt einer Antwort drängte sie ihn zu essen und wiederholte die Worte der Schlange, dass sie keineswegs sterben müssten. Das musste wohl stimmen, denn sie fühlte nichts von göttlichem Missfallen, sondern vielmehr eine köstlich belebende Wirkung, die alle Kräfte neu erweckte — eine Wirkung, wie sie ihrer Meinung nach auch die Engel erfüllte. DPa.28.3 Teilen

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Adam begriff sofort, dass Eva das einzige Verbot missachtet hatte, das Gott ihnen zur Prüfung ihrer Liebe und Treue auferlegte. Ein furchtbarer Kampf ging in ihm vor. Er klagte sich an, dass er Eva erlaubt hatte, von seiner Seite zu weichen. Aber nun war es geschehen. Jetzt musste er sich von ihr trennen, die doch seine ganze Freude gewesen war. Adam hatte sich der Gemeinschaft Gottes und seiner heiligen Engel erfreut. Er durfte die Herrlichkeit des Schöpfers sehen. Und er begriff die hohe Bestimmung, die dem Menschengeschlecht zugedacht war, wenn sie Gott treu blieben. Doch verlor er alle diese Segnungen aus den Augen aus Angst, das eine Geschenk zu verlieren, das alle anderen an Wert übertraf. Liebe, Dankbarkeit und Treue gegenüber dem Schöpfer wurden verdrängt durch die Gefühle für Eva. Sie war ein Teil von ihm, und der Gedanke an Trennung war ihm unerträglich. Er machte sich nicht klar, dass dieselbe Allmacht, die ihn aus Erdenstaub zu einer lebendigen, schönen Gestalt erschuf und ihm in Liebe auch eine Gefährtin gab, deren Platz wieder ausfüllen konnte. Er entschied sich dafür, ihr Schicksal zu teilen. Wenn sie sterben musste, dann wollte er mit ihr sterben. Konnten nicht vielleicht auch die Worte der klugen Schlange stimmen? Eva stand so schön und scheinbar unschuldig vor ihm wie vor ihrem Ungehorsam. Sie war noch liebevoller als zuvor. Kein Zeichen des Todes erschien an ihr, und er entschied sich dafür, die Folgen seiner Tat auf sich zu nehmen. Schnell nahm auch er die Frucht und aß davon. DPa.29.1 Teilen

Zuerst lebte auch Adam in der Vorstellung, eine höhere Daseinsstufe zu erreichen. Aber nur zu bald erfüllte ihn der Gedanke an seine Sünde mit Entsetzen. Die Luft, die bis dahin mild und gleichmäßig angenehm war, ließ das schuldige Paar erschauern. Liebe und Friede waren dahin. Statt dessen ahnten sie, was Sünde ist, empfanden Furcht vor der Zukunft und fühlten sich schutzlos. Das Lichtgewand, das sie umgeben hatte, verschwand. Um es zu ersetzen, halfen sie sich mit einer Bedeckung aus Blättern. Denn sie konnten den Augen Gottes und der heiligen Engel nicht unbekleidet begegnen. DPa.29.2 Teilen

Nun fingen sie an, das wahre Wesen ihrer Sünde zu erkennen. Adam machte seiner Gefährtin Vorwürfe wegen ihrer Torheit, sich von ihm zu entfernen und von der Schlange umgarnen zu lassen. Beide aber gaben sich der falschen Hoffnung hin, dass Gott, von dem sie so viele Liebesbeweise erfahren hatten, ihnen diese eine Übertretung verzeihen oder ihnen keine solch schreckliche Strafe auferlegen würde, wie sie zunächst befürchteten. Satan jubelte über seinen Erfolg. Er hatte die Frau dazu verleiten können, der Liebe Gottes zu misstrauen, seine Weisheit anzuzweifeln und sein Gebot zu übertreten; und durch sie fiel dann auch Adam. DPa.29.3 Teilen

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Aber der große Gesetzgeber machte Adam und Eva die Folgen ihrer Übertretung klar. Die Gegenwart Gottes zeigte sich im Garten. In Unschuld und Heiligkeit hatten sie sonst das Nahen ihres Schöpfers freudig begrüßt. Jetzt flohen sie angsterfüllt und versuchten, sich in den entferntesten Schlupfwinkeln des Gartens zu verbergen. Aber „Da rief Gott der Herr den Menschen und sprach: Wo bist du? Und er antwortete: Ich hörte deine Stimme im Garten und fürchtete mich, denn ich bin nackt; darum habe ich mich verborgen! Da sprach er: Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist? Hast du etwa von dem Baum gegessen, von dem ich dir geboten habe, du solltest nicht davon essen?“ 1.Mose 3,9-11. DPa.30.1 Teilen

Adam konnte seine Sünde weder leugnen noch entschuldigen. Aber anstatt Reue zu zeigen, versuchte er, die Schuld auf seine Frau und damit auf Gott selbst abzuwälzen: „Die Frau, die du mir zur Seite gegeben hast, die gab mir von dem Baum, und ich aß!“ 1.Mose 3,12. Freiwillig, aus Liebe zu Eva hatte er Gottes Wohlgefallen, seine Heimat im Paradies und ein ewiges Leben in Freude aufgeben wollen. Nun machte er die Gefährtin und sogar den Schöpfer selbst für seine Übertretung verantwortlich. So furchtbar ist die Macht der Sünde. DPa.30.2 Teilen

Als die Frau gefragt wurde: „Warum hast du das getan?“ antwortete sie: „Die Schlange hat mich verführt; da habe ich gegessen!“ 1.Mose 3,13. „Warum hast du die Schlange erschaffen? Warum erlaubtest du ihr, Eden zu betreten?“ Diese Gegenfragen lagen in Evas Entschuldigung. Damit versuchte sie wie Adam, Gott die Verantwortung für ihren Fall zuzuschieben. Der Geist der Selbstrechtfertigung hat seinen Ursprung im Vater der Lüge. Unsere ersten Eltern gingen damit um, sobald sie dem Einfluss Satans erlegen waren. Seitdem haben alle Adamskinder denselben Geist an den Tag gelegt. Statt ihre Sünde demütig zu bekennen, versuchten sie lieber, sich zu verteidigen, indem sie ihre Schuld auf andere abwälzten, — auf die Umstände oder auf Gott. Dabei nahmen sie sogar seine Segnungen zum Anlass, gegen ihn aufzubegehren. DPa.30.3 Teilen

Dann fällte der Herr das Urteil über die Schlange: „Weil du dies getan hast, so sollst du verflucht sein mehr als alles Vieh und mehr als alle Tiere des Feldes! Auf deinem Bauch sollst du kriechen und Staub sollst du fressen dein Leben lang!“ 1.Mose 3,14. Die Schlange hatte sich als Satans Werkzeug missbrauchen lassen, darum unterlag auch sie dem göttlichen Urteil. Aus dem schönsten Geschöpf des Feldes sollte sie zum niedrigsten und verachtetsten werden, das Menschen und Tiere fürchteten und verabscheuten. Die nächsten Worte an die Schlange bezogen sich auf Satan selbst und wiesen auf seine endgültige Niederlage und Vernichtung hin: „Ich will Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau und zwischen deinem Nachkommen und ihrem Nachkommen; der soll dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen.“ 1.Mose 3,15. DPa.30.4 Teilen

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Eva traf die Ankündigung, dass Leid und Schmerz hinfort ihr Teil sein sollten. Und der Herr sprach: „dein Verlangen wird auf deinen Mann gerichtet sein, er aber soll über dich herrschen!“ 1.Mose 3,16. Bei der Erschaffung hatte Gott sie Adam gleichgestellt. Wären beide Gott gehorsam geblieben — in Übereinstimmung mit seinem großen Gesetz der Liebe —, dann hätten sie miteinander in Einklang leben können. Aber die Sünde brachte Uneinigkeit. So konnte nur die Unterordnung des einen ihre Eintracht bewahren. Eva war die erste bei der Übertretung gewesen. Als sie sich entgegen der göttlichen Weisung von ihrem Gefährten trennte, geriet sie in Versuchung. Als sie ihn dazu überredete, sündigte auch Adam, und nun wurde sie ihrem Mann unterstellt. Und dennoch hätte dieses Urteil, auch wenn es aus den Folgen der Sünde erwuchs, für das gefallene Menschengeschlecht ein Segen werden können, wenn die im göttlichen Gesetz verankerten Grundsätze befolgt worden wären. Aber der Mann missbrauchte diese ihm übertragene Vorrangstellung. Das machte das Los der Frau nur zu oft bitter und ihr Leben zur Last. DPa.31.1 Teilen

Im Garten Eden, ihrem Heim, war Eva an der Seite ihres Mannes vollkommen glücklich gewesen. Aber wie die ruhelosen Evas der Gegenwart lebte sie in der hoffnungsvollen Erwartung, in einen höheren Wirkungskreis aufzusteigen, als der war, den Gott für sie bestimmt hatte. Bei dem Versuch, sich über ihre ursprüngliche Stellung zu erheben, fiel sie tief unter sie hinab. Ähnliche Folgen wird erleben, wer seine täglichen Pflichten nicht froh erfüllen möchte, wie es Gottes Absicht entspricht. Über dem Bemühen, Aufgaben zu übernehmen, für die sie sich gar nicht eignen, sind viele an dem Platz untätig, wo sie zum Segen sein könnten. Dem Wunsch nach einem höheren Wirkungskreis opferte schon manche Frau ihre weibliche Würde und den Adel ihres Wesens. Dabei vernachlässigte sie gerade die Aufgabe, für die sie vom Himmel bestimmt ist. DPa.31.2 Teilen

Zu Adam sprach der Herr: „Weil du der Stimme deiner Frau gehorcht und von dem Baum gegessen hast, von dem ich dir gebot und sprach: Du sollst nicht davon essen! ... so sei der Erdboden verflucht um deinetwillen! Mit Mühe sollst du dich davon nähren dein Leben lang; Dornen und Disteln soll er dir tragen, und du sollst das Gewächs des Feldes essen. Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du wieder zurückkehrst zum Erdboden; denn von ihm bist du genommen. Denn du bist Staub, und zum Staub wirst du wieder zurückkehren.“ 1.Mose 3,17-19. DPa.31.3 Teilen

Es war nicht Gottes Wille, dass das sündlose Paar etwas vom Bösen erfahren sollte. Freigebig hatte er ihnen Gutes gewährt und das Böse vorenthalten. Aber gegen sein Wort hatten sie von dem verbotenen Baum gegessen und würden es ihr Leben lang tun, damit aber auch die Kenntnis des Bösen behalten. Von nun an würde das Menschengeschlecht von Satan angegriffen werden. Statt Freude an der Arbeit, wie Gott es wünschte, sollten Sorge und Mühsal, Enttäuschung, Kummer, Schmerz und schließlich der Tod ihr Los sein. DPa.31.4 Teilen

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Da auch die Natur dem Fluch der Sünde unterlag, sollte dem Menschen klar werden, welche Folgen Auflehnung gegen Gott hat. Bei seiner Erschaffung machte Gott ihn zum Herrscher über die Erde und alle Lebewesen. Und solange Adam Gott gehorsam blieb, war ihm die ganze Natur dienstbar. Als er sich aber gegen Gottes Gesetz auflehnte, empörten sich die niederen Lebewesen gegen seine Herrschaft. So wollte der Herr in seiner großen Barmherzigkeit den Menschen die Heiligkeit seines Gesetzes verständlich machen. Durch eigenes Erleben mussten sie erkennen, wie gefährlich es ist, dieses Gesetz auch nur in den kleinsten Dingen zu missachten. DPa.32.1 Teilen

Wenn der Mensch fortan ein Leben voller Mühe und Sorge führen würde, dann lag auch darin göttliche Liebe. Diese Schule war notwendig um seiner Sünde willen. Er sollte lernen, seine Begierden und Leidenschaften zu zügeln und sich selbst zu beherrschen. Es gehörte zu Gottes großem Plan, den Menschen aus Verderben und Erniedrigung zu erretten. DPa.32.2 Teilen

Die Warnung, wenn du „von diesem Baum isst, musst du auf jeden Fall sterben“ (1.Mose 2,17, NL), bedeutete nicht, an dem Tag zu sterben, als sie die verbotenen Frucht verzehrten. Aber das unwiderrufliche Urteil wurde bereits an jenem Tag verkündet. Die Unsterblichkeit war ihnen nur unter der Voraussetzung des Gehorsams verheißen worden. Im Falle einer Übertretung würden sie das ewige Leben verwirken und an eben dem Tag zum Tod verurteilt werden. DPa.32.3 Teilen

Um ewig leben zu können, musste der Mensch auch weiterhin vom Baum des Lebens essen. Entzog man ihm diese Frucht, nahm seine Lebenskraft allmählich ab, bis sie erlosch. Es war Satans Plan, dass Adam und Eva sich durch ihren Ungehorsam Gottes Missfallen zuzogen. Ohne Vergebung zu erlangen, würden sie vom Baum des Lebens essen und dadurch ein Dasein in Sünde und Elend verewigen. Aber Gott ließ den Lebensbaum sofort nach dem Sündenfall durch heilige Engel bewachen. Diese waren von Lichtstrahlen eingehüllt, die wie blitzende Schwerter aussahen. Kein Angehöriger Adams durfte an dieser Schranke vorüber, um etwa von der lebenspendenden Frucht zu nehmen. Deshalb gibt es keinen unsterblichen Sünder. DPa.32.4 Teilen

Die Flut der Leiden, die aus der Übertretung unserer ersten Eltern hervorging, wird von vielen als zu schreckliche Folge für eine so unbedeutende Sünde angesehen; sie zweifeln deshalb an Gottes Weisheit und Gerechtigkeit. Wenn sie aber mehr über diese Frage nachdächten, sähen sie ihren Irrtum ein. Gott schuf den Menschen nach seinem eigenen Bild, frei von Sünde. Die Erde sollte mit Lebewesen bevölkert werden, die nur wenig niedriger waren als die Engel. Aber ihr Gehorsam musste erprobt werden, denn Gott wollte die Erde nicht mit Wesen bevölkert wissen, die sein Gesetz missachteten. Doch unterwarf er Adam in seiner großen Barmherzigkeit keiner harten Prüfung. Und gerade deswegen war die Sünde so schwerwiegend. Wenn Adam nicht einmal die kleinste Probe bestand, dann würde er, mit größerer Verantwortung betraut, auch eine schwerwiegendere Versuchung nicht überwunden haben. DPa.32.5 Teilen

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Wäre Adam anderseits eine schwere Prüfung auferlegt worden, hätten dem Bösen zugeneigte Menschen sich mit den Worten entschuldigt: „Das hier ist eine ganz geringfügige Angelegenheit, und Gott nimmt es bei solch kleinen Dingen nicht so genau.“ So wäre es zu fortgesetzter Übertretung in Dingen gekommen, die Menschen bedeutungslos erscheinen und die sie ungestraft durchgehen lassen. Aber der Herr hat es klar gesagt, dass Sünde jeder Art ihm ein Gräuel ist. Für den Übertreter bedeutet es Verderben; dadurch würde es für das gesamte Weltall eine Gefährdung darstellen. DPa.33.1 Teilen

Als Eva die verbotene Frucht probiert hatte und auch ihren Mann dazu verleitete, davon zu essen, schien ihr der Ungehorsam gegen Gott geringfügig zu sein. Aber mit ihrer Sünde ergoss sich ein Strom von Leiden in die Welt. Wer kann im Augenblick der Versuchung schon die schrecklichen Folgen überblicken, die ein einziger Fehltritt nach sich zieht? DPa.33.2 Teilen

Viele lehren, Gottes Gesetz sei nicht verbindlich und betonen, es sei unmöglich, es zu halten. Aber wenn dem so wäre, warum musste dann Adam für seine Übertretung eine Strafe erleiden? Die Sünde unserer ersten Eltern brachte Schuld und Not über die Welt, und ohne die Güte und Barmherzigkeit Gottes wären sie in hoffnungslose Verzweiflung gestürzt worden. Niemand lasse sich täuschen. „Denn der Lohn der Sünde ist der Tod.“ Römer 6,23. Gottes Gesetz kann man heute ebensowenig ungestraft übertreten wie zu der Zeit, als das Urteil über den Vater des Menschengeschlechts ausgesprochen wurde. DPa.33.3 Teilen

Nach ihrer Sünde durften Adam und Eva nicht länger in Eden wohnen. Sie baten sehr darum, im Heim ihrer Unschuld und Freude bleiben zu dürfen und räumten ein, das Recht darauf verwirkt zu haben. Sie gelobten für die Zukunft unbedingten Gehorsam, wurden aber abgewiesen mit der Begründung, ihre Natur sei durch die Sünde so verderbt, dass sich ihre Widerstandskraft gegen den Bösen verringert habe und sie ihm deshalb um so leichteren Zugang gewähren würden. In ihrer Unschuld hatten sie der Versuchung nachgegeben. Im Bewusstsein ihrer Schuld würden sie noch weniger Kraft haben, rechtschaffen zu bleiben. DPa.33.4 Teilen

Demütig und überaus traurig sagten sie ihrer schönen Heimat Lebewohl und gingen hinaus, um eine Erde zu bewohnen, auf der nun der Fluch der Sünde lastete. Die einst so milde, gleichmäßige Lufttemperatur War jetzt auffallend verändert. Darum versah der Herr sie mitleidsvoll mit Röcken aus Fellen zum Schutz gegen Hitze und Kälte. Als Adam und seine Gefährtin an den welkenden Blumen und dem fallenden Laub die ersten Zeichen des Verfalls erlebten, waren sie darüber viel trauriger als die heutigen Menschen über ihr zukünftiges Sterben. Das Absterben der lieblichen Blumen war in der Tat ein Grund zum Kummer. Als aber die stattlichen Bäume ihre Blätter abwarfen, brachte ihnen das unerbittlich zum Bewusstsein, dass fortan der Tod das Schicksal alles Lebenden war. DPa.33.5 Teilen

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Der Garten Eden blieb auch nach der Ausweisung des Menschen noch auf Erden erhalten. 1.Mose 4,16. Das gefallene Menschengeschlecht konnte noch lange sein ehemaliges Heim der Unschuld sehen, dessen Zugang ihm nur durch die hütenden Engel verwehrt war. An der von Cherubim bewachten Pforte des Paradieses offenbarte sich die göttliche Herrlichkeit. Hierher kam Adam mit seinen Söhnen, um Gott anzubeten. Hier erneuerten sie ihr Gehorsamsgelübde jenem Gesetz gegenüber, dessen Übertretung sie aus Eden vertrieb. Erst als sich der Frevel über die ganze Welt ausbreitete und die Bosheit der Menschen ihre Vernichtung durch eine Wasserflut erforderte, entrückte der Schöpfer den Garten Eden von der Erde. Aber bei der endgültigen Wiederherstellung, wenn Gott „einen neuen Himmel und eine neue Erde“ (Offenbarung 21,1) schafft, wird Eden herrlicher geschmückt werden als es zu Anfang war. DPa.34.1 Teilen

Dann werden alle, die Gottes Gebote gehalten haben, in unvergänglicher Kraft unter dem Baum des Lebens frei atmen. Für ewige Zeiten werden die Bewohner sündloser Welten in jenem Lustgarten ein Beispiel vollkommener Schöpfung Gottes sehen; unberührt vom Fluch der Sünde wird er ein Abbild dessen sein, was die ganze Erde geworden wäre, wenn die Menschen des Schöpfers herrlichen Plan erfüllt hätten. DPa.34.2 Teilen

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