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Kapitel 44: Überquerung des Jordans
Kapitel 44: Überquerung des Jordans
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Auf Grundlage von Josua 1-5,12. DPa.388 Teilen

Die Israeliten trauerten aufrichtig um den Verstorbenen Führer. 30 Tage dauerten die besonderen Feiern zu seinem Gedenken. Nun, als er von ihnen genommen war, erkannten sie den Wert seiner weisen Ratschläge, seiner väterlichen Güte und unwandelbaren Treue in ihrem ganzen Umfang. Mit neuer, tieferer Würdigung erkannten sie den Wert seiner Belehrungen, die er ihnen zu seinen Lebzeiten gegeben hatte. DPa.388.1 Teilen

Mose war tot, aber sein Einfluss lebte weiter — im Herzen seines Volkes. Lange wurde die Erinnerung an dieses heilige, selbstlose Leben hochgehalten, das mit seiner stillen, überzeugenden Kraft sogar jene noch beeinflusste, die das Wort zu seinen Lebzeiten missachtet hatten. Wie der Glanz der untergehenden Sonne die Bergspitzen beleuchtet, nachdem sie selbst schon hinter den Hügeln verschwunden ist, so verbreiten die Werke der Reinen, Heiligen und Guten noch ihr Licht in der Welt, lange nachdem sie dahingegangen sind. Ihre Werke, ihre Worte und ihr Beispiel bleiben immer bestehen. „Der Gerechte wird nimmermehr vergessen.“ Psalm 112,6. DPa.388.2 Teilen

Während sie noch über seinen großen Verlust von Schmerz erfüllt waren, wussten sie doch, dass sie nicht verlassen waren. Über der Stiftshütte ruhte am Tag die Wolkensäule und in der Nacht die Feuersäule als Zusicherung, dass Gott ihm Wegweiser und Helfer bleiben würde, solange es seine Gebote befolgte. DPa.388.3 Teilen

Josua war jetzt der anerkannte Führer Israels. Er war hauptsächlich als Kriegsmann bekannt, und seine Gaben und Vorzüge waren gerade in dieser Phase der Geschichte seines Volkes besonders wertvoll. Mutig, entschlossen und ausdauernd, schnell, unbestechlich, selbstlos in seiner Sorge für die ihm Anvertrauten und vor allem von einem lebendigen Glauben an Gott erfüllt — das war der Charakter des Mannes, der von Gott erwählt wurde, um Israels Heere bei ihrem Einzug in das verheißene Land anzuführen. Während der Wüstenwanderung hatte er als Moses Stellvertreter gedient, und durch seine ruhige, anspruchslose Treue, durch seine Standhaftigkeit, wenn andere wankten, sowie durch seine Festigkeit, die Wahrheit inmitten von Gefahr hochzuhalten, hatte er schon, bevor er durch Gottes Stimme in diese Position berufen wurde, bewiesen, dass er der geeignete Nachfolger von Mose war. DPa.388.4 Teilen

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Josua sah allerdings nur mit großer Sorge und geringem Selbstvertrauen auf die vor ihm liegende Aufgabe. Aber seine Befürchtungen schwanden nach Gottes Versicherung: „Wie ich mit Mose gewesen bin, so will ich auch mit dir sein ... denn du sollst diesem Volk das Land austeilen, das ich ihnen zum Erbe geben will, wie ich ihren Vätern geschworen habe.“ — „Jede Stätte, auf die eure Fußsohlen treten werden, habe ich euch gegeben, wie ich Mose zugesagt habe.“ Josua 1,5.6.3. Von den Höhen des Libanon weit im Norden bis zu den Küsten des Mittelmeers und hin zu den Ufern des Euphrat im Osten sollte ihnen alles gehören. DPa.389.1 Teilen

Zu dieser Verheißung kam die Verpflichtung hinzu: „Sei nur getrost und ganz unverzagt, dass du hältst und tust in allen Dingen nach dem Gesetz, das dir Mose, mein Knecht, geboten hat.“ Des Herrn Auftrag lautete: „Lass das Buch dieses Gesetzes nicht von deinem Munde kommen, sondern betrachte es Tag und Nacht.“ — „Weiche nicht davon, weder zur Rechten noch zur Linken.“ — „Dann wird es dir auf deinen Wegen gelingen, und du wirst es recht ausrichten.“ Josua 1,7.8. DPa.389.2 Teilen

Die Israeliten lagerten noch immer am Ostufer des Jordan, dem ersten Hindernis für die Einnahme Kanaans. „Mach dich nun auf“, war Gottes erste Botschaft an Josua, „und zieh über den Jordan, du und dies ganze Volk, in das Land, das ich ihnen, den Kindern Israel, gegeben habe.“ Josua 1,2. Gott gab keine Anordnungen, wie der Durchzug vor sich gehen sollte. Aber Josua wusste, Gott würde für alles, was er befahl, auch einen Weg dazu auftun. In diesem Glauben traf er sogleich unerschrocken Vorkehrungen für den Weitermarsch. DPa.389.3 Teilen

Einige Kilometer jenseits des Flusses, ihrem Lagerplatz gerade gegenüber, lag das große, stark befestigte Jericho. Diese Stadt war praktisch der Schlüssel zum ganzen Land und für Israels Erfolg ein gewaltiges Hindernis. Deshalb schickte Josua zwei junge Männer als Kundschafter hinein, um etwas über die Bevölkerung, ihre Hilfsquellen und die Stärke ihrer Befestigungsanlagen zu erfahren. Das war recht gefährlich, denn die erschreckten, argwöhnischen Bewohner waren ständig auf der Hut. Doch Rahab, eine Einwohnerin Jerichos, half ihnen unter eigener Lebensgefahr. Im Gegenzug für diese Freundlichkeit versprachen sie ihr Schutz, wenn die Stadt eingenommen würde. DPa.389.4 Teilen

Die Kundschafter kehrten nun mit der Nachricht zurück: „Der Herr hat das ganze Land in unsere Hand gegeben; auch sind alle Einwohner des Landes verzagt vor uns!.“ Josua 2,24. Man hatte in Jericho offen gesagt: „Wir haben gehört, wie der Herr das Wasser im Schilfmeer ausgetrocknet hat vor euch her, als ihr aus Ägypten zogt, und was ihr den beiden Königen der Amoriter, Sihon und Og, jenseits des Jordan getan habt, wie ihr an ihnen den Bann vollstreckt habt. Und seitdem wir das gehört haben, ist unser Herz verzagt, und es wagt keiner mehr vor euch zu atmen; denn der Herr, euer Gott, ist Gott oben im Himmel und unten auf Erden.“ Josua 2,10.11. DPa.389.5 Teilen

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Nun wurde der Befehl gegeben, sich zum Abmarsch bereitzuhalten. Das Volk sollte sich für drei Tage mit Nahrung versorgen und das Heer kampfbereit stehen. Alle stimmten diesen Plänen von Herzen zu und versicherten Josua ihr Vertrauen und ihre Unterstützung: „Alles, was du uns geboten hast, das wollen wir tun, und wo du uns hinsendest, da wollen wir hingehen. Wie wir Mose gehorsam gewesen sind, so wollen wir auch dir gehorsam sein; nur, dass der Herr, dein Gott, mit dir sei, wie er mit Mose war!“ Josua 1,16.17. DPa.390.1 Teilen

So verließen sie das Lager im Akazienhain von Schittim und stiegen zum Jordanufer hinab. Alle wussten, dass sie ohne Gottes Hilfe nicht hinüberkommen konnten. In dieser Jahreszeit — es war Frühling — hatte die Schneeschmelze im Gebirge den Jordan so anschwellen lassen, dass er über die Ufer trat und an den üblichen Furten nicht zu durchschreiten war. Gott wollte Israels Durchgang auf wunderbare Weise geschehen lassen. Auf seinen Befehl gebot Josua dem Volk, sich zu heiligen, die Sünden abzulegen und sich auch äußerlich zu reinigen. „Morgen“, sagte er, „wird der Herr Wunder unter euch tun.“ Josua 3,5. Die „Lade des Bundes“ (5.Mose 10,8) sollte dem Heereszug vorangehen. Sobald sie sahen, dass dieses Zeichen der Gegenwart Jahwes von den Priestern aus der Mitte des Lagers auf den Fluss zu getragen wurde, sollten auch die Israeliten ihren Standort verlassen und ihr nachfolgen. Josua sagte ihnen die Einzelheiten genau voraus: „Daran sollt ihr merken, dass ein lebendiger Gott unter euch ist und dass er vor euch vertreiben wird die Kanaaniter ... Siehe, die Lade des Bundes des Herrschers über alle Welt wird vor euch her gehen in den Jordan.“ Josua 3,10.11. DPa.390.2 Teilen

Zur festgelegten Zeit begann der Aufbruch, voran die Bundeslade auf den Schultern der Priester. Das Volk hatte Anweisung, so weit zurückzubleiben, dass der Abstand zwischen ihnen und der Bundeslade fast einen Kilometer betrug. Alle beobachteten mit großer Aufmerksamkeit, wie die Priester zum Jordanufer hinabstiegen. Sie sahen sie mit der heiligen Lade ruhig auf den wilden, hoch angeschwollenen Strom zugehen. Als jedoch die Füße der Träger ins Wasser tauchten, ging die Flut oberhalb dieses Ortes plötzlich zurück und stand in großer Entfernung wie ein Wall während sie unterhalb weiterfloss, und so das Flussbett offen dalag. DPa.390.3 Teilen

Auf göttlichen Befehl schritten die Priester bis zur Mitte des Flussbettes und blieben dort stehen, während nun das ganze Volk herabkam und auf die andere Seite lief. So wurde den Israeliten deutlich gemacht, dass die Macht, die das Jordanwasser zum Stehen brachte, dieselbe war, die vor 40 Jahren ihren Vätern den Weg durch das Rote Meer gebahnt hatte. Erst als alle hinübergegangen waren, wurde auch die Lade auf das Westufer getragen. Kaum hatte sie einen sicheren Platz erreicht, so dass die Priester „mit ihren Fußsohlen aufs Trockene traten“ (Josua 4,18), da brausten die aufgestauten Wassermassen in unwiderstehlicher Flut im gewohnten Flussbett dahin. DPa.390.4 Teilen

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Für künftige Generationen sollte ein Zeuge dieses großen Wunders erhalten bleiben. Während die Priester mit der Bundeslade noch mitten im Jordan standen, nahmen zwölf vorher bestimmte Männer, aus jedem Stamm einer, von dieser Stelle je einen Stein aus dem Flußbett und trugen ihn auf die Westseite. Aus diesen Steinen sollte beim ersten Lagerplatz jenseits des Jordan ein Denkmal errichtet werden. Und den Israeliten wurde geboten, Kindern und Enkeln die Geschichte ihrer Errettung zu erzählen, die Gott für sie vollbracht hatte, damit, wie Josua sagte: „alle Völker auf Erden die Hand des Herrn erkennen, wie mächtig sie ist, und den Herrn, euren Gott, fürchten allezeit“. Josua 4,24. DPa.391.1 Teilen

Die Wirkung dieses Wunders war für die Hebräer und ihre Feinde von größter Bedeutung. Für Israel war es eine Zusicherung, dass Gottes Gegenwart und sein Schutz immer bei ihm waren — ein Beweis, dass er durch Josua geschehen ließ, was er einst durch Mose getan hatte. Solche Gewissheit brauchten die Hebräer zur inneren Stärkung, wenn nun die Eroberung des Landes begann — die gewaltige Aufgabe, bei der vor 40 Jahren der Glaube ihrer Väter ins Wanken geraten war. Bevor sie den Jordan überquerten, hatte der Herr Josua erklärt: „Heute will ich anfangen, dich groß zu machen vor ganz Israel, damit sie wissen: wie ich mit Mose gewesen bin, so werde ich auch mit dir sein.“ Josua 3,7. Das Ergebnis bestätigte diese Verheißung: „An diesem Tag machte der Herr den Josua groß vor ganz Israel. Und sie fürchteten ihn, wie sie Mose gefürchtet hatten, sein Leben lang.“ Josua 4,14. DPa.391.2 Teilen

Dieser göttliche Machtbeweis sollte auch die Furcht der umliegenden Völker vor Israel erhöhen und den Weg für einen leichteren, vollständigen Sieg bereiten. Als die Könige der Amoriter und Kanaaniter die Nachricht erreichte, Gott habe vor den Kindern Israel die Wasser des Jordan zum Stillstand gebracht, wurde ihr Herz mit Furcht erfüllt. Die Hebräer hatten bereits die fünf Könige von Midian, den mächtigen Amoriterkönig Sihon sowie Og von Basan erschlagen. Jetzt erfüllte ihr Übergang über den angeschwollenen, ungestümen Jordan alle umwohnenden Völker mit Schrecken. Die Kanaaniter, ganz Israel und selbst Josua hatten einen unmissverständlichen Beweis erhalten, dass der lebendige Gott, der König Himmels und der Erde, unter seinem Volk war und es nicht verlassen würde. DPa.391.3 Teilen

Nur unweit vom Jordan schlugen die Hebräer ihr erstes Lager in Kanaan auf. Josua „beschnitt die Kinder Israel“ (Josua 5,3) an jenem Ort. Als die Kinder Israel „in Gilgal das Lager aufgeschlagen hatten, hielten sie Passa“. Josua 5,10. Die Aussetzung der Beschneidung seit der Empörung bei Kadesch erinnerte die Israeliten ständig daran, dass sie ihren Bund mit Gott gebrochen hatten, dessen festgesetztes Zeichen die Beschneidung war. Und die Unterbrechung des Passafestes, das an ihre Befreiung aus Ägypten erinnerte bezeugte ihnen das göttliche Missfallen wegen ihrem Wunsch, in das Land der Knechtschaft zurückzukehren. Aber nun waren die Jahre der Verwerfung beendet. Noch einmal bekannte sich Gott zu seinem Volk und setzte das Bundeszeichen wieder ein. Die Beschneidung wurde an allen vollzogen, die in der Wüste geboren waren. Und der Herr sagte zu Josua: „Heute habe ich die Schande Ägyptens von euch abgewälzt.“ Josua 5,9. Als Hinweis darauf wurde der Lagerplatz Gilgal genannt, „ein Wegrollen“ oder „Abwälzen“. DPa.391.4 Teilen

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Heidnische Völker hatten den Herrn und sein Volk geschmäht, weil die Hebräer nicht imstande waren, Kanaan gleich nach dem Auszug aus Ägypten in Besitz zu nehmen, wie sie es erwarteten. Ihre Feinde hatten triumphiert, weil die Israeliten so lange in der Wüste umherwanderten, und spöttisch erklärt, der Gott der Hebräer könne sie nicht in das verheißene Land bringen. Nun hatte der Herr seine Macht und Gnade sehr deutlich bekannt gemacht. Er öffnete seinem Volk den Jordan, und seine Feinde konnten es nicht länger schmähen. DPa.392.1 Teilen

„Am vierzehnten Tage des Monats am Abend“ wurde in der Ebene von Jericho das Passah gefeiert. Und sie „aßen vom Getreide des Landes am Tag nach dem Passah, nämlich ungesäuertes Brot und geröstete Körner. An eben diesem Tag hörte das Manna auf, weil sie jetzt vom Getreide des Landes aßen, so dass Israel vom nächsten Tag an kein Manna mehr hatte. Sie aßen schon von der Ernte des Landes Kanaan in diesem Jahr.“ Josua 5,10-12. DPa.392.2 Teilen

Die lange Zeit ihrer Wüstenwanderung war zu Ende gegangen. Israel betrat nun endlich das verheißene Land. DPa.392.3 Teilen

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