Portrait von Ellen White
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Kapitel 41: Der Abfall am Jordan
Kapitel 41: Der Abfall am Jordan
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Auf Grundlage von 4.Mose 25. DPa.365 Teilen

Mit freudigem Herzen und neuem Glauben an Gott waren Israels siegreiche Heere aus Basan zurückgekehrt. Sie hatten bereits wertvolles Gebiet gewonnen und rechneten zuversichtlich mit der bevorstehenden Eroberung Kanaans. Zwischen ihnen und dem verheißenen Land lag nur noch der Jordan. Jenseits des Flusses war eine fruchtbare, mit frischem Grün bedeckte und aus reichen Quellen bewässerte Ebene. Üppige Palmen spendeten Schatten. An der westlichen Grenze erhoben sich die Türme und Paläste Jerichos, eingebettet in Palmenhaine, so dass man sie „Palmenstadt“ (5.Mose 34,3) nannte. DPa.365.1 Teilen

Auch auf der Ostseite des Jordans, zwischen dem Fluss und dem hohen Tafelland, das sie gerade durchquert hatten, lag eine mehrere Kilometer breite Ebene, die sich am Fluss entlangzog. Dieses geschützte Tal hatte tropisches Klima; hier wuchs die Schittim oder Akazie, die der Ebene den Namen „Tal von Schittim“ (vgl. 4.Mose 25,1) gab. In dieser Gegend schlugen die Israeliten ihr Lager auf, und die Akazienhaine am Flussufer bildeten einen angenehmen Aufenthaltsort. DPa.365.2 Teilen

Aber mitten in dieser reizvollen Umgebung sollten sie ein Übel antreffen, das tödlicher war als mächtige, bewaffnete Heere oder die Raubtiere der Wüste. Die Einwohner hatten das Land entweiht, das so reich an natürlichen Vorzügen war. Beim allgemeinen Baalskult, der Hauptgottheit, spielten sich ständig entwürdigende, lasterhafte Dinge ab. Überall gab es Stätten, die für ihre Abgötterei und Unzucht bekannt waren, und deren Namen allein schon die Schlechtigkeit und Verderbtheit des Volkes andeuteten. DPa.365.3 Teilen

Diese Umgebung übte einen schlechten Einfluss auf die Israeliten aus. Sie wurden mit dem schlimmen Gedankengut vertraut, das sich ihnen fortwährend aufdrängte; aber auch ihr bequemes, untätiges Leben übte eine entsittlichende Wirkung aus. Fast unbewusst wichen sie von Gott ab und gerieten in eine Situation, in der sie zur leichten Beute der Versuchung wurden. DPa.365.4 Teilen

Während das Volk am Jordan lagerte, bereitete Mose die Einnahme Kanaans vor. Er war damit vollständig beschäftigt. Für die Israeliten dagegen war diese Zeit der Untätigkeit und Erwartung schwer zu ertragen. Schon nach wenigen Wochen hatten sie ihre Geschichte mit den schlimmsten moralischen Verfallserscheinungen beschmutzt. DPa.365.5 Teilen

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Zuerst gab es nur wenig Verbindung zwischen den Israeliten und ihren heidnischen Nachbarn, aber nach einiger Zeit schlichen sich midianitische Frauen ins Lager. Ihr Erscheinen beunruhigte zunächst niemanden, denn sie führten ihre Pläne so verdeckt aus, dass nicht einmal Mose aufmerksam wurde. Es war das Ziel dieser Frauen, Verbindung mit den Hebräern zu suchen, um sie zur Übertretung des göttlichen Gesetzes zu verleiten. Sie wollten auf ihre heidnischen Bräuche und Gewohnheiten aufmerksam machen und zur Abgötterei verführen. Dabei wurden diese Absichten sorgfältig unter dem Deckmantel der Freundschaft verborgen, so dass auch die Schutzwachen des Volkes keinen Verdacht schöpften. DPa.366.1 Teilen

Auf Bileams Anregung hin veranstaltete der König der Moabiter ein großes Fest zu Ehren ihrer Götter. Heimlich wurde verabredet, dass Bileam die Israeliten veranlassen sollte, daran teilzunehmen. Da sie ihn für einen Propheten Gottes hielten, fiel es ihm nicht schwer, seine Absicht zu erreichen. Viele schlossen sich ihm an, um die Festlichkeiten mitzuerleben. DPa.366.2 Teilen

Aber damit wagten sie sich auf ein von Gott verbotenes Gebiet und wurden bald in Satans Schlingen verstrickt. Bezaubert von Musik und Tanz und angelockt von der Schönheit der heidnischen Priesterinnen, brachen sie Jahwe die Treue. Bei gemeinsamer Fröhlichkeit und Schwelgerei umnebelte der Weingenuss bald ihre Sinne und riss alle Schranken der Selbstbeherrschung nieder. Leidenschaft überwältigte sie, und nachdem sie einmal ihr Gewissen durch Unzucht besudelt hatten, konnte man sie auch überreden, sich vor Götzenbildern zu beugen. Sie opferten auf heidnischen Altären und beteiligten sich an den entwürdigendsten Bräuchen. DPa.366.3 Teilen

Es dauerte nicht lange, bis sich das Gift wie eine tödliche Seuche im ganzen Lager ausbreitete. Sie, die ihre Feinde auf dem Schlachtfeld besiegt hätten, wurden von der List heidnischer Frauen überwunden. Das Volk schien wie verzaubert. Zu den ersten, die schuldig wurden, gehörten Oberste und führende Männer, und aus dem Volk waren es so viele, dass der Abfall allgemein wurde. „Israel hängte sich an den Baal-Peor.“ 4.Mose 25,3. Als Mose das schließlich merkte und die Gottlosigkeit wahrnahm, hatten die Anschläge der Feinde schon so weit Erfolg, dass die Israeliten nicht nur an dem zügellosen Gottesdienst am Berg Peor teilnahmen, sondern die heidnischen Riten auch schon im eigenen Lager ausübten. Der betagte Mose war darüber entrüstet; Gottes Zorn aber entbrannte über die Israeliten. DPa.366.4 Teilen

Das lasterhafte Treiben vollbrachte an den Israeliten, was alle Zauberei Bileams nicht vermochte — es trennte sie von ihrem Gott. Aber durch schnell hereinbrechende Strafgerichte kam das Volk bald zur Besinnung und begriff die Abscheulichkeit seiner Sünde. Im Lager brach eine schreckliche Seuche aus, der Zehntausende zum Opfer fielen. Gott befahl, die Anführer des Abfalls durch die Richter umbringen zu lassen. Das geschah umgehend. Die Schuldigen wurden getötet und vor den Augen ganz Israels aufgehängt, damit die Gemeinde durch diese strenge Bestrafung Gottes Abscheu vor ihrer Sünde und den Schrecken seines Zorns zutiefst erkannte. DPa.366.5 Teilen

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Alle empfanden, dass diese Strafe gerecht war und eilten zur Stiftshütte, um unter Tränen und in tiefer Demut ihre Sünden zu bekennen. Als sie so am Eingang vor Gott weinten, während die tödliche Seuche noch immer wütete und die Richter ihren furchtbaren Auftrag ausführten, kam Simri, einer der Adligen Israels. Kühn betrat er das Lager in Begleitung einer midianitischen Hure, eine Prinzessin des „Anführers einer midianitischen Sippe“ (4.Mose 25,15, NL) und führte sie in sein Zelt. Nie zuvor hatte sich die Verderbtheit so schamlos und verstockt gezeigt. Vom Wein erhitzt, verglich Simri seine Sünde mit der zu Sodom und rühmte sich dieser Schande noch. Priester und Führerschaft lagen in Schmerz und Demütigung am Boden und weinten zwischen Vorhof und Altar. Vgl. Joel 2,17. Sie baten den Herrn, das Volk zu schonen und sein Erbteil nicht der Schmach preiszugeben, während dieser Fürst in Israel vor den Augen der Gemeinde mit der Untat angab, als wolle er Gottes Rache geradezu herausfordern und die Richter verspotten. Da erhob sich Pinhas, der Sohn des Hohepriesters Eleasar. Er trat aus der Versammlung heraus, griff nach einem Spieß „und ging dem israelitischen Mann nach“ 4.Mose 25,8. in sein Zelt und tötete beide. Damit wurde der Seuche Einhalt geboten. Der Priester, der das göttliche Urteil vollstreckte, wurde im Beisein des ganzen Volks geehrt und das Priestertum ihm und seinem Haus für immer bestätigt. Pinhas „hat meinen Grimm von den Israeliten gewendet“, lautete die göttliche Botschaft. „Darum sprich zu ihm: Siehe, ich gewähre ihm meinen Bund des Friedens, und es soll ihm und seinem Samen nach ihm der Bund eines ewigen Priestertums zufallen dafür, dass er für seinen Gott geeifert hat und so Sühnung erwirkt hat für die Kinder Israels!“ 4.Mose 25,12-13. DPa.367.1 Teilen

Das bei Schittim über Israel verhängte Strafgericht vernichtete alle Überlebenden jener großen Schar, die vor beinahe 40 Jahren das Urteil heraufbeschworen hatten: „In dieser Wüste sollen sie aufgerieben werden und dort sterben.“ 4.Mose 14,35. Die von Gott angeordnete Volkszählung, während sie noch in der Jordanebene lagerten, zeigte, dass unter den Israeliten keiner mehr war „von denen aus Israel, die Mose und Aaron, der Priester, gezählt hatten in der Wüste Sinai ... Und so blieb keiner von ihnen übrig als Kaleb, der Sohn Jephunnes, und Josua, der Sohn Nuns.“ 4.Mose 26,64.65. DPa.367.2 Teilen

Gott ließ Strafgerichte über Israel kommen, weil es den Verlockungen der Midianiter nachgegeben hatte; aber auch die Versucher sollten dem Zorn der göttlichen Gerechtigkeit nicht entkommen. Die Amalekiter, die Israel bei Raphidim angegriffen hatten und über die schwachen, müden Nachzügler hergefallen waren, wurden erst später bestraft; die Midianiter jedoch, die das Volk zur Sünde verführten, mussten als die gefährlicheren Feinde Gottes Gericht umgehend zu spüren bekommen. „Übe Rache für die Israeliten an den Midianitern“, lautete Gottes Befehl an Mose, „und danach sollst du versammelt werden zu deinen Vätern.“ 4.Mose 31,2. Er führte diesen Auftrag sofort aus. Von jedem Stamm wurden tausend Mann ausgewählt und unter der Führung von Pinhas ausgesandt. „Sie zogen aus zum Kampf gegen die Midianiter, wie der HERR es Mose geboten hatte, und töteten alles, was männlich war. Samt diesen Erschlagenen töteten sie auch ... die fünf Könige der Midianiter. Auch Bileam, den Sohn Beors, töteten sie mit dem Schwert.“ 4.Mose 31,7.8. Zudem wurden auf Moses Befehl die Frauen umgebracht, die das angreifende Heer gefangennahm. Sie waren ja die Hauptschuldigen und zugleich die heimtückischsten Feinde Israels. DPa.367.3 Teilen

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So endeten alle, die sich Böses gegen Gottes Volk ausgedacht hatten. Der Psalmist sagt: „Die Heiden sind versunken in der Grube, die sie gegraben, ihr Fuß ist gefangen im Netz, das sie gestellt hatten.“ Psalm 9,16. „Der HERR wird sein Volk nicht verstoßen noch sein Erbe verlassen. Denn Recht muss doch Recht bleiben, und ihm werden alle frommen Herzen zufallen. ... Sie rotten sich zusammen wider den Gerechten ..., aber der HERR ... wird ihnen ihr Unrecht vergelten und sie um ihrer Bosheit willen vertilgen.“ Psalm 94,14.15.21-23. DPa.368.1 Teilen

Als Bileam gerufen wurde, um den Hebräern zu fluchen, konnte er ihnen mit all seinen Zaubersprüchen nichts Böses tun, denn der Herr sah „kein Unheil ... und kein Verderben in Israel“. 4.Mose 23,21. Aber als sie der Versuchung nachgaben und Gottes Gesetz übertraten, wich ihr Schutz von ihnen. Ist Gottes Volk seinen Geboten treu, gibt es „kein Zaubern in Jakob und kein Wahrsagen in Israel“. 4.Mose 23,23. Deshalb versucht Satan auch mit aller Macht und Arglist, es zur Sünde zu verführen. Wenn die angeblichen Hüter des göttlichen Gesetzes dessen Vorschriften übertreten, dann trennen sie sich von Gott und können ihren Feinden nicht mehr widerstehen. DPa.368.2 Teilen

Die Israeliten, die zunächst weder durch Waffen noch durch die Zauberkünste Midians überwunden werden konnten, verfielen seinen Dirnen. Die Macht solcher Frau im Dienste Satans ist so groß, dass sie Menschen verführt, um sie zugrunde zu richten. „Denn zahlreich sind die Erschlagenen, die sie gefällt hat, und viele sind, die sie getötet hat.“ Sprüche 7,26. So wurden Seths Kinder verführt und das bis dahin heilige Geschlecht verdorben. Auf diese Art wurde auch Joseph versucht, und so verriet Simson seine Stärke, Israels Schutz, den Philistern. Deswegen fiel auch David. Sogar Salomo, der weiseste der Könige und von Gott geliebt, wurde auf diese Art zum Sklaven der Leidenschaft und opferte durch diese Zaubermacht seine Rechtschaffenheit. „Alle diese Dinge aber, die jenen widerfuhren, sind Vorbilder, und sie wurden zur Warnung für uns aufgeschrieben, auf die das Ende der Weltzeiten gekommen ist. Darum, wer meint, er stehe, der sehe zu, dass er nicht falle.“ 1.Korinther 10,11.12. Satan kennt das menschliche Herz nur zu gut. Er weiß um die schwachen Stellen in jedem Charakter, denn er hat sie jahrtausendelang mit höllischem Eifer studiert. Und bei den späteren Generationen gelang es ihm, die stärksten Männer, Fürsten in Israel, mit den gleichen Versuchungen zu Fall zu bringen, mit denen er bei Baal-Peor Erfolg hatte. In allen Jahrhunderten gab es charakterliches Strandgut, das an den Klippen der sinnlichen Leidenschaft scheiterte. Da wir uns dem Ende der Zeit nähern und das Volk Gottes an der Grenze des himmlischen Kanaans steht, wird Satan wie damals seine Anstrengungen verdoppeln, um es am Einzug in das verheißene Land zu hindern. Er legt seine Schlingen nach allen Menschen aus. Nicht nur die Unwissenden und weniger Gebildeten müssen wachsam sein. Er wird seine Versuchungen gerade auf die Höchstgestellten im geistlichen Amt richten. Kann er sie zur Unreinheit verführen, so kann er wiederum durch sie viele andere zugrunde zu richten. Und er wendet heute dieselben Mittel an wie vor 3000 Jahren. Durch weltliche Freundschaften, den Zauber der Schönheit, durch Vergnügungssucht, mit ausgelassener Fröhlichkeit bei Wein und Festgelagen, verleitet er zur Übertretung des siebenten Gebots. DPa.368.3 Teilen

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Satan verführte Israel erst zur Zügellosigkeit, dann zum Götzendienst. Wer Gottes Ebenbild entehrt und seinen Tempel in ihnen entweiht, wird auch nicht davor zurückschrecken, Gott auf irgendeine Art Schande zu bereiten, wenn es um die Wünsche seines sittlich verdorbenen Herzens geht. Sinnliche Befriedigung schwächt den Geist und das feine seelische Empfinden. Die geistigen und sittlichen Kräfte stumpfen ab und werden gelähmt, wenn man animalischen Neigungen immer nachgibt. Solchem Sklaven seiner Leidenschaft ist es unmöglich, die heiligen Verpflichtungen des göttlichen Gesetzes zu erkennen. Wie könnte er Verständnis für die Bekehrung haben oder dem Seelenleben den rechten Wert beimessen? Güte, Reinheit und Aufrichtigkeit, Ehrfurcht vor Gott und Liebe zu heiligen Dingen — alle diese edlen Eigenschaften und Bestrebungen, die den Menschen mit dem Himmel verbinden, werden oft im Feuer der Sinneslust verzehrt. Aber am Ende ist die Seele doch verzweifelt und innerlich leer, zur Wohnstätte böser Geister geworden und ein „Gefängnis aller unreinen und verhassten Vögel“. Offenbarung 18,2. Nach dem Bild Gottes geschaffene Wesen ließen sich auf eine Stufe mit dem unvernünftigen Tier herabziehen. DPa.369.1 Teilen

Es war die Gemeinschaft mit Götzendienern und ihre Beteiligung an deren Festen, dass die Hebräer dazu führte, das Gesetz Gottes zu übertreten. Und das löste die Strafgerichte über sie als Volk aus. So hat Satan auch heute noch Erfolg, indem er Christi Nachfolger zum Umgang mit Ungläubigen veranlasst und zur Teilnahme an deren Vergnügungen verführen kann. Dadurch erreicht er es meistens auch, sie zur Sünde zu verlocken. „Geht aus von ihnen und sondert euch ab“, spricht der Herr; „und rührt kein Unreines an.“ 2.Korinther 6,17. Gott verlangt auch heute noch von seinem Volk, dass es sich in Gewohnheiten und Grundsätzen von der Welt unterscheidet wie Israel damals. Wenn es gewissenhaft die Belehrungen aus seinem Wort beachtet, wird der Unterschied sichtbar werden; es kann gar nicht anders sein. Die Hebräer wurden deutlich vor der Vermischung mit den Heiden gewarnt und ebenso die Christen, sich dem Geist und den Gewohnheiten der Gottlosen anzupassen. Christus rät uns: „Habt nicht lieb die Welt noch was in der Welt ist. So jemand die Welt liebhat, in dem ist nicht die Liebe des Vaters.“ 1.Johannes 2,15. — „Wisst ihr nicht, dass der Welt Freundschaft Gottes Feindschaft ist?“ Jakobus 4,4. Christi Nachfolger müssen sich von den Weltmenschen trennen und nur soweit Kontakt mit ihnen suchen, wenn sich Gelegenheit bietet, ihnen Gutes zu tun. Wir können gar nicht entschieden genug der Gesellschaft mit denen ausweichen, die uns durch ihren Einfluss von Gott wegziehen. Wenn wir beten „Führe uns nicht in Versuchung“ (Matthäus 6,13), müssen wir auch jede Versuchung so weit wie möglich meiden. DPa.369.2 Teilen

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Gerade in einer Zeit äußerer Ruhe und Sicherheit wurden die Israeliten zur Sünde verführt. Sie hatten Gott nicht immer vor Augen, vernachlässigten das Gebetsleben und waren dabei recht selbstzufrieden. Behaglichkeit, Zügellosigkeit und Genusssucht machten sie unachtsam, und damit fanden erniedrigende Gedanken bei ihnen Eingang. Verräter aus den eigenen Reihen waren es, die ihre festgefügten Grundsätze einrissen und Israel in die Macht Satans verrieten. Auf diese Weise versucht Satan noch immer, den Menschen vollends zu verderben. Bevor ein Christ offen sündigt, geht meistens ein langer Vorbereitungsprozess in seinem Innern vor sich — unbemerkt von der Welt. Die Gesinnung wandelt sich ja nicht auf einmal von Reinheit und Heiligkeit zu Gottlosigkeit, Verdorbenheit und Verbrechen. Es braucht Zeit, um die nach Gottes Bild Geschaffenen entarten zu lassen bis hin zur Freude am Bösen und an Gewalttätigkeit. Durch Anschauen werden wir verwandelt. Wer unreine Gedanken hegt, kann sich schließlich so verändern, dass er die Sünde angenehm findet, die er einst verabscheute. DPa.370.1 Teilen

Satan ist jedes Mittel recht, Laster und Verbrechen volkstümlich zu machen. Man kann doch kaum durch die Straßen unserer Städte gehen, ohne auffallende Hinweise auf Verbrechen in Romanen oder Theaterstücken zu finden. Der Mensch wird geradezu mit dem Schlechten vertraut gemacht. Die Tageszeitungen führen Niedriges und Gemeines andauernd vor Augen; alles, was irgendwie Leidenschaft erregen könnte, wird in aufregenden Geschichten veröffentlicht. Die Leute hören und lesen soviel über gemeine Verbrechen, dass ein zuvor feines Empfinden, das vor solchen Bildern mit Entsetzen zurückgeschreckt wäre, abgestumpft wird und man sich begierig für diese Dinge zu interessieren beginnt. DPa.370.2 Teilen

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Viele der heute gängigen Vergnügungen in der Welt sind auch bei denen beliebt, die behaupten, Christen zu sein. Sie zielen auf das gleiche ab, wie damals die Heiden. Es gibt tatsächlich nur wenige solcher Dinge, die nicht von Satan benutzt werden, um Menschen zu verderben. Er hat in der Vergangenheit unaufhörlich dazu beigetragen, Leidenschaften zu wecken und Laster zu verherrlichen. Opernaufführungen mit übermäßiger Pracht und geradezu verwirrender Musik, Maskenbälle, Tanz und Spiel nutzt Satan, um moralische Grundsätze umzustoßen und dem sinnlichen Genuss Tür und Tor zu öffnen. Mit jedem Vergnügen, bei dem Eitelkeit unterstützt wird oder Schlemmerei üblich ist, bei dem man Gott und Ewigkeitswerte aus dem Auge verliert, fesselt Satan den Menschen. DPa.371.1 Teilen

„Behüte dein Herz mit allem Fleiß“, rät der weise Mann, „denn daraus quillt das Leben.“ Sprüche 4,23. — „Denn wie er [der Neidische] in seiner Seele denkt, so ist er.“ Sprüche 23,7. Das Herz muss durch die Gnade Gottes erneuert werden, oder es wird vergeblich sein, nach Reinheit des Lebens zu trachten. Wer einen edlen, tugendhaften Charakter ohne die Gnade Christi bilden will, baut sein Haus auf Treibsand. In den heftigen Stürmen der Versuchung wird es ganz bestimmt einstürzen. Wie David, so sollte jeder Gläubige beten: „Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz, und gib mir einen neuen, beständigen Geist.“ Psalm 51,12. Nachdem wir Teilhaber der himmlischen Gnadengaben geworden sind, gilt es nun, zur Vollkommenheit hin zu wachsen, „aus Gottes Macht durch den Glauben bewahrt“. 1.Petrus 1,5. DPa.371.2 Teilen

Doch müssen wir auch selbst etwas tun, um der Versuchung zu widerstehen. Wer den satanischen Anschlägen nicht zum Opfer fallen will, muss die Zugänge zu seiner Seele gut bewachen. Alles, was unreine Gedanken wecken könnte, muss er beim Lesen, Sehen oder Hören unbedingt meiden. Man sollte die Gedanken nicht ziellos umherwandern lassen, die der Widersacher den Menschen einflüstert. „Begürtet die Lenden eures Gemüts“, sagt der Apostel Petrus, „seid nüchtern ... bleibt nicht bei dem, was vormals war, da ihr in Unwissenheit nach den Lüsten lebtet; sondern wie der, der euch berufen hat und heilig ist, seid auch ihr heilig in allem eurem Wandel!“ 1.Petrus 1,13-15. Paulus sagt: „Was wahrhaftig ist, was ehrbar, was gerecht, was rein, was lieblich, was wohllautet, ist etwa eine Tugend, ist etwa ein Lob, dem denket nach!“ Philipper 4,8. Das erfordert ernstes Gebet und unaufhörliche Wachsamkeit. Es muss ständig durch den Einfluss des Heiligen Geistes unterstützt werden. Er wird die Sinne nach oben richten und sie daran gewöhnen, sich mit reinen und heiligen Dingen zu beschäftigen. Dazu sollten wir sorgfältig im Wort Gottes lesen. „Wie wird ein junger Mann seinen Weg unsträflich gehen? Wenn er sich hält an deine Worte ... Ich behalte dein Wort in meinem Herzen“, sagt der Psalmist, „damit ich nicht wider dich sündige.“ Psalm 119,9.11. DPa.371.3 Teilen

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Die Sünde Israels bei Baal-Peor brachte Gottes Strafgerichte über das Volk. Wenn auch dieselben Sünden heute auch nicht sofort bestraft werden, ihre Vergeltung werden sie sicherlich finden. „Wenn jemand den Tempel Gottes verdirbt, den wird Gott verderben.“ 1.Korinther 3,17. Von Natur aus sind mit solchem Frevel schlimme Strafen verbunden, die früher oder später jeden Schuldigen einmal treffen. Gerade diese Sünden sind mehr als alles andere Ursache der unglaublichen Entartung unseres Geschlechts sowie der schweren Krankheiten und des Elends, unter deren Fluch die Welt leidet. Es mag Menschen gelingen, ihre Fehltritte vor den Mitmenschen zu verbergen; aber ganz sicher müssen sie die Folgen tragen, die oft mit Leiden und Übeln, Geisteskrankheiten und schließlich dem Tod verbunden sind. Und nach einem solchen Leben kommt das Gericht mit dem Urteilsspruch ewiger Strafen. „Die solches tun, werden das Reich Gottes nicht erben“ (Galater 5,21), sondern mit Satan und den bösen Engeln ihren Teil haben im „feurigen Pfuhl“, der auch „der zweite Tod“ genannt wird. Offenbarung 20,14. DPa.372.1 Teilen

„Die Lippen einer fremden Frau sind süß wie Honig, ihr Mund ist sanfter als Öl. Doch am Ende ist sie bitter wie Gift und scharf wie ein zweischneidiges Schwert. ... Halte dich fern von ihr und geh nicht einmal in die Nähe ihrer Haustür! Wenn du es doch tust, wirst du deine Ehre verlieren und grausame Menschen werden dein Leben zugrunde richten. Fremde Menschen werden deinen Besitz an sich reißen und ein anderer wird sich an den Früchten deiner Arbeit freuen. Später, wenn es mit deinem Leben zu Ende geht und dein Körper geschwächt ist, wirst du stöhnen und sagen: ‚Wie konnte ich nur die Selbstbeherrschung verlieren? Warum habe ich mich nicht ermahnen lassen? Warum habe ich nicht auf meine Lehrer gehört? Warum bin ich nicht dem Rat derer gefolgt, die mich unterwiesen haben?‘“ Sprüche 5,3.4.8-13 (NL). — „Ihr Haus neigt sich zum Tode ... Alle, die zu ihr eingehen, kommen nicht wieder.“ Sprüche 2,18.19. — „Ihre Gäste hausen in der Tiefe des Todes.“ Sprüche 9,18. DPa.372.2 Teilen

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